Das Anna-Karenina-Prinzip

29.05.2020

Wolfgang Juds, Geschäftsführer CREDO Vermögensmanagement GmbH / Foto: © CREDO Vermögensmanagement GmbH

„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich!“ – Leo Tolstoi

Mit diesem Satz beginnt Tolstois weltberühmter Roman Anna Karenina. Kaum eine Aussage ist so treffend und berührend zugleich wie dieses Zitat. Bereits 1997 hat der amerikanische Evolutionsbiologe Jared Diamond das Anna-Karenina-Prinzip in seinem Buch Guns, Germs, and Steel (deutsch: Arm und Reich) veröffentlicht. Bei ihm geht es darum, ob und wann eine Tierart domestiziert und auf einer Farm gezüchtet werden kann. Allgemein bedeutet es: Erfolg hat viele Faktoren, die stimmen müssen. Bei einem Misserfolg reicht ein Aspekt bereits aus, der nicht passt.

Die entscheidende Frage ist, ob dieses Prinzip auch beim Investieren helfen kann. Gibt es Kriterien, die die Wahrscheinlichkeiten für eine erfolgreiche Vermögensverwaltung signifikant steigern? Verallgemeinern lässt es sich vermutlich nicht, da sowohl das Verständnis von Glück als auch von Erfolg individuell sehr unterschiedlich ist. Wenn allerdings klar ist, was wir unter Erfolg verstehen und was er für uns bedeutet, dann lassen sich die Faktoren, die ihn begünstigen, deutlich erkennen und umsetzen.

Besser investieren!

Niemand von uns kennt die Zukunft – weder in den Zeiten von Covid-19 noch sonst irgendwann. Wir wissen nicht, wann wir wieder zu einem „normalen“ Leben zurückkehren werden. Deshalb sind Aussagen von Anlageexperten wie „Das Schlimmste liegt bereits hinter uns!“ genauso fragwürdig wie die der Crash-Propheten „Wir bekommen eine riesige Inflation!“ oder „Es bricht alles zusammen!“. Damit werden Bedenken zerstreut bzw. Ängste bei den Menschen geschürt. Beides sind keine guten Ratgeber, denn wir alle kennen die Zukunft nicht. Außerdem ist es ein riesiger Unterschied, ob ich eine persönliche Meinung äußere oder ob ich Verantwortung für andere Menschen trage, wie zum Beispiel für Ihr Depot. Die Auswirkungen meiner Entscheidungen muss ich deshalb genau abwägen. Als Kapitän auf einem Schiff in einem schwierigen Gewässer mit Eisbergen muss ich derzeit viel vorsichtiger agieren als in „normalen“ Zeiten. Wir dürfen im Bereich der Geldanlage nicht zum Stillstand kommen, sondern werden vorsichtig weiterfahren. „Vollgas geben“ ist derzeit nicht die bevorzugte Geschwindigkeit, auch wenn die Anleger am Ende gut aus der Sache rauskommen.

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