Büroimmobilien kritischer betrachten

03.07.2020

Burkhard Theyssen, Vorstand Dahlke Immobilien AG / Foto: © Dahlke Immobilien AG

Trotz der Corona-Pandemie glauben viele Marktbeobachter an eine starke Erholung und ein weiteres Wachstum bei Büroimmobilien. Wenn man sich den Trend zu Digitalisierung und Home Office aber genauer anschaut, kann sich der Markt substanziell verändern und die Preise drücken. Das sollten Investoren und ihre Berater zeitig einkalkulieren.

Büroimmobilien galten viele Jahre als ein relevanter Renditebringer und Vermögenswert. Dementsprechend stiegen die Preise auch kontinuierlich, wie Daten des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. abbilden. Der ZIA hat sich zum Ziel gesetzt, der Immobilienwirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt eine umfassende und einheitliche Interessenvertretung zu geben, die ihrer Bedeutung für die Volkswirtschaft entspricht. Büroimmobilien ihre Spitzenposition im Jahr 2019 weiter ausbauen: Mit 40 Milliarden Euro (2018: 28,8 Milliarden Euro) wurde bei dieser Assetklasse laut ZIA der höchste je dokumentierte Wert erreicht. Das entspricht 55 Prozent (2018: 47,1 Prozent) aller Investments in Wirtschaftsimmobilien. „Getragen wurde dieses Rekordergebnis von zahlreichen Großtransaktionen, sowohl im Portfoliobereich als auch bei den Einzeltransaktionen. 2019 dürfte der Investment Peak erreicht worden sein, 2020 wird jedoch weiterhin mit einem dynamischen, hochaktiven Marktgeschehen gerechnet“, heißt es beim Zentralen Immobilien Ausschuss.

Und tatsächlich sah es Anfang des Jahres so aus, als würde dies Realität werden, wie das Ergebnis einer Umfrage zur Kaufpreisentwicklung auf dem Markt für Büroimmobilien in Deutschland im Jahr 2020 zeigt (Statista Research Department). „Zum Zeitpunkt der Erhebung waren ca. 57 Prozent der befragten Immobilieninvestoren der Meinung, dass die Preise für Büroimmobilien in A-Lagen weiter steigen werden. Etwa 41 Prozent der Befragten gingen von gleichbleibenden Kaufpreisen in den A-Lagen des Landes aus.“

Positive Prognosen reiner Zweckoptimismus

Doch dann kam die Corona-Pandemie und brachte alles durcheinander. So stellt eine Studie der Beratungsgesellschaft EY von Ende März dar, dass sich im gesamten Immobilienmarkt die Stimmung der Großanleger immens verschlechtert habe. Gut drei Viertel der Befragten (76 Prozent) gaben in der Analyse an, sie erwarteten in diesem Jahr sinkende Investitionen. Zum Vergleich: Ende 2019 waren es nur 16 Prozent. Bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) wiederum hieß es Ende März: „Angesichts der Schärfe der zu erwartenden Rezession gehen wir davon aus, dass der Aufschwung am deutschen Immobilienmarkt beendet ist.“

Zwar verbreiten andere Institute und Verbände einen gewissen Zweckoptimismus und sehen besonders den Bereich der Wohnimmobilien als äußerst stabil. Und auch bei Büroimmobilien soll die Lage gar nicht so ernst aussehen, wie es zunächst erscheinen könnte. Ein Rückgang bei Preisen und Mietrendite soll grundsätzlich ein kurzfristiger Effekt bleiben, hört und liest man allerortens. Die Begründung dafür: Sobald die Wirtschaft wieder anziehe (und eine breite Insolvenzwelle ausbleibt), würden die Unternehmen wieder Büroflächen erweitern – und der Trend zum Home Office sei eben nur ein Trend, aber keine konsequente Entwicklung. Will heißen: Die Unternehmen werden in der Post-Corona-Phase ihre Arbeitnehmer wieder an den jeweiligen Standorten zusammenziehen und Home Office-Lösungen die Ausnahme bleiben und nicht zur Regel werden lassen. Die alte Arbeitswelt soll damit Standard bleiben.

Warum es sinnvoll ist, sich über einen Abschied von der alten Arbeitswelt Gedanken zu machen, lesen Sie auf Seite 2