Alles im Griff, auf dem sinkenden Schiff

04.02.2020

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Der Jahreswechsel dient fast allen Börsenanalysten dazu, eine Prognose für das neue Jahr abzugeben. Aus Erfahrung neigt man zur Feststellung, dass der überwiegende Teil am Jahresende 2020 wieder danebenliegen wird. Das gilt für Crash-Propheten genauso wie für die Superbullen. Es weiß halt keiner. Es wird daher Zeit für die Strategie der grundsätzlichen Überlegungen: Zum Beispiel, wie hoch soll mein Aktienanteil sein!

Zu Zeiten von „all-time-highs“ gilt oft die Aussage „Bäume wachsen nicht in den Himmel“. Warnungen, aber auch Anzeichen von abschwächender Wirtschaft gibt es zuhauf. So gilt es allgemein als Hemmschuh, dass Staaten, Unternehmen und Private hoch verschuldet sind. Ab welcher Schuldenhöhe kippt das Vertrauen? Ungeachtet der Risiken haben die Aktienmärkte im US-Wahljahr auch Chancen, da Trump alles tun wird, um mit guten Wirtschaftszahlen seine Wiederwahl zu erreichen. Zumal die Zinsen weiter niedrig bleiben und so weitere Anlagemilliarden in Aktien angelegt werden.

Der ehemalige EZB-Volkswirt Otmar Issing fürchtet eine Nullzinskrise mit irrationalen Übertreibungen und gravierenden Nebenwirkungen. Die Aufsicht schlägt Alarm bei den Pensionskassen. Prof. Sinn und die Volkswirte wie Weik und Friedrich und andere warnen schon lange. Jüngst auch der IWF. Die Schulden wachsen weltweit 2,5-mal schneller als die Wirtschaft. Dies könnte sich bei abschwächender Wirtschaft sogar noch beschleunigen. Aber selbst geopolitische Konflikte, Wirtschaftssanktionen und Epidemie-Risiken verhageln bisher nur stundenweise die gute Stimmung. Der Anleger bereut jeden Euro, den er nicht im Aktienmarkt investiert hat, vor allem mit Blick auf die Wall Street.

Besonders in Amerika verdichten sich die Hinweise auf ein Ende der Hausse. So musste die FED seit September 2019 ca. 400 Mrd. einschießen, also etwa 60 – 100 Mrd. monatlich. Besonders der Repo-Markt muss so gestützt werden, damit die Übernacht-Zinsen nicht kräftig anziehen. Nutznießer sind  vor allem die spekulativen Hedgefonds. Sie sind allerdings mit verantwortlich, dass an Wall Street ein 200 Billionen Derivate-Casino entstanden ist. Hier wird gezockt, bis der Arzt kommt. Die großen Gewinne bewirken schließlich entsprechende Bonis für die verantwortlichen Zocker. Ob aber bei überraschenden Ereignissen, die einen abrupten Meinungsumschwung bewirken, derartige Volumen beherrschbar sind, darf bezweifelt werden.

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