Russland: Ende des Bärenmarktes?

11.09.2017

Gottfried Urban, Vorstand Bayerische Vermögen / Foto: © Bayerische Vermögen

Wer als Anleger an Russland denkt, dem kommen vor allem Energie- und Rohstoffwerte in den Sinn - und gleichzeitig Stichworte wie "Sanktionen" oder "Korruption". Tatsächlich ist ein Engagement an der Moskauer Börse mit höheren Risiken verbunden als in der westlichen Welt. Dennoch könnte der Einstieg über einen aktiv gemanagten Aktienfonds jetzt lohnen. Denn russische Aktien sind so preiswert wie selten.

Zwei Jahre lang litt das Land unter einer Rezession, erst im laufenden Jahr wächst die Wirtschaft wieder. Der Internationale Währungsfonds rechnet mit einem Wachstum von deutlich mehr als einem Prozent. Stabilisiert sich die Konjunktur weiter, dürfte auch das Zinsniveau sinken. Noch steht der Leitzins mit neun Prozent sehr hoch. Aktien werden durchschnittlich mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2018 von rund sechs gehandelt. Bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von unter eins macht der wertorientierte Anleger aktuell nicht viel falsch, wenn er jetzt russische Titel einsammelt.

Höherer Ölpreis stützt die Wirtschaft

Bewertet man die Perspektiven nach der Methode von Nobelpreisträger Robert Shiller, könnte der russische Aktienmarkt sogar die beste Langfristrendite abwerfen. Der Ölpreis dürfte sich auf dem aktuellen Niveau über 45 Dollar je Fass einpendeln. Russische Explorateure liegen bei Preisen über 35 Dollar in der Gewinnzone. Also Licht am Ende des Tunnels, auch wenn Sanktionen internationales Geld zurückhalten und die Wirtschaft belasten. Westlichen Kapitalsammelstellen ist es teilweise untersagt, neue Engagements in russische Aktien vorzunehmen. Das führt dazu, dass der russische Aktienmarkt, gemessen am historischen Durchschnitt, zu den billigsten Börsenplätzen der Welt zählt.

Aktiv gemanagte Fonds zur Beimischung

Beachten sollte man, dass über die Hälfte des russischen Aktienmarkts aus Energie-und Rohstoffaktien und weniger aus Technologieaktien besteht. Für eine erste Position zur Beimischung empfiehlt sich ein Fonds, der den breiten Markt abdeckt.

Dabei lohnt es, einen Blick auf die Struktur des Fonds zu werfen. Fonds, die Sektoren außerhalb des Energie- und Rohstoffsektors übergewichten, könnten einen Mehrwert zum Index liefern. Spätestens wenn die Sanktionen aufgehoben werden, wird der Markt einen Kurssprung machen. Wann dies sein wird, ist die große Unbekannte.

Kolumne von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Altötting