„Wir suchen Gründe dafür, Schäden zu bezahlen und nicht dagegen“

24.06.2024

Tobias Wenhart, Director Marketing, Product & Digital Channels / Foto: © Hiscox Deutschland

Hiscox ist ein Spezialversicherer mit Produkten, die von Cyber über Kunst und Oldtimer bis hin zur D&O reichen. Im Interview spricht Tobias Wenhart, Director Marketing, Product & Digital Channels bei Hiscox Deutschland, über zentrale Trends im Bereich Firmenkunden, die Erweiterung der D&O-Versicherung auf KMU und Start-ups sowie neuste Entwicklungen bei Cyber-Versicherungen.

finanzwelt: Herr Wenhart, Hiscox bietet zahlreiche Versicherungslösungen für Geschäfts- sowie Privatkunden an. Was ist Ihr USP?

Tobias Wenhart» Erstens engagieren wir uns sehr gezielt für Kundengruppen, die wir in die Tiefe verstehen, wodurch wir optimal positioniert sind, passgenaue Lösungen für deren Bedürfnisse zu entwerfen. Zweitens versuchen wir nicht nur, die marktbesten Bedingungen zu entwickeln und anzubieten, sondern haben hier auch noch den Anspruch, sehr kundenfreundlich und transparent zu sein. Eins von vielen Beispielen hierfür sind etwa unsere durchgeschriebenen, verständlich formulierten BHV-Bedingungen, die sich eben nicht in den komplexen Marktstandard einfügen, der nur von Versicherungsexperten oder Juristen nachvollzogen werden kann. Drittens verfährt unsere Schadenabteilung nach dem Motto: Wir suchen Gründe dafür, Schäden zu bezahlen und nicht Gründe dagegen. Das honorieren unsere Versicherungsnehmer, bei denen wir einen Schadenfall reguliert haben, mit der sehr hohen Weiterempfehlungsrate 4,6 von 5 Sternen.

finanzwelt: Welche zentralen Trends bestimmen derzeit den Markt für Geschäftskunden?

Wenhart» Wir leben aktuell in Zeiten voller Unsicherheiten und mit enormen Veränderungen der geopolitischen, regulatorischen und technologischen Rahmenbedingungen. Das spiegelt sich entsprechend auch in der Risikolandschaft wider. Neue regulatorische Anforderungen wie das Hinweisgeberschutzgesetz, NIS2, StaRUG und vieles mehr bringen Unternehmer deutlich stärker in die Haftung. Außerdem gibt es aktuell mehr Insolvenzen und weniger Neugründungen. Wir sind uns des entsprechenden Drucks für Unternehmen sehr bewusst. Wir hören uns die Sorgen der Unternehmer genau an, tauschen uns auch sehr eng mit unseren Partnern aus und entwickeln so passgenaue, innovative Lösungen. Und in diesen unsicheren Zeiten ist es für Makler und Vermittler über eine gute Beratung möglich, viel Sicherheit zu geben – und hier steckt natürlich auch großes Vertriebspotenzial für sie. Ein weiteres Trendthema ist der Bereich Künstliche Intelligenz, dessen wichtigsten Risiken für unsere Kunden jedoch dank weitsichtiger Produktentwicklung und der breiten Deckung bereits in unseren offenen Vermögensschadenhaftpflicht-Versicherungen enthalten sind. Außerdem hat Hiscox vor einiger Zeit eine Kooperation mit Google gestartet, um mit Unterstützung der KI beispielsweise im Underwriting immer schneller und besser zu werden, wovon unsere Makler ebenso wie unsere Versicherungsnehmer profitieren.

finanzwelt: Vor kurzem gab es bei Ihnen einen Relaunch der Manager-Haftpflicht sowie eine Erweiterung der D&O-Versicherung auf KMU und Start-ups. Was sind die Gründe dafür?

Wenhart» D&O war bisher ein komplexes Produkt, welches vom Markt mit Fokus auf Großkonzerne entwickelt wurde. Aber wir haben durch Vereinfachung des Annahmeprozesses und durch günstige Einstiegsprämien auch KMUs den Zugang zu unserem D&O Premiumprodukt deutlich erleichtert. Dies gilt nicht zuletzt auch für Start-ups, die inzwischen wohl kaum woanders noch so einfach und günstig D&O-Schutz er halten als bei uns. Gerade für diese Gruppe ist diese Absicherung auch wichtig, da sie häufig seitens Investoren als ‚Sicherheit‘ gefordert wird.

finanzwelt: Welche Entwicklungen gibt es im Bereich der Cyber-Versicherungen – generell im Markt und speziell bei Ihnen?

Wenhart» Die Nachfrage nach Cyber-Versicherung hat sich in den letzten Jahren auch aufgrund der verschärften Bedrohungslage stetig erhöht. Aber trotzdem gibt immer noch einen zu hohen Anteil an unversicherten Unternehmen. Jedem muss klar sein: Niemand ist zu klein oder zu unbedeutend, um nicht von Cyber-Kriminellen angegriffen zu werden. Und sogar Firmen mit einer sehr guten Cyber-Resilienz haben trotzdem noch ein Restrisiko, das abgesichert werden sollte. Wesentliche Deckungskomponenten sind Eigenschäden nach einer Cyber-Attacke ebenso wie Haftpflichtansprüche u. a. aus Datenrechtsverletzungen. Aber besonders wichtig sind unseren Versicherungsnehmern auch die Themen Assistance und Prävention. Denn Cyber-Versicherung ist viel mehr als reiner Risikotransfer und das bloße Bezahlen von Schäden. Daher legen Unternehmen großen Wert darauf, dass im Schadenfall Experten vom Versicherer gestellt werden, die Sofort-Hilfe leisten. Zentral ist nicht zuletzt eine kompetente und schnelle Schadenbearbeitung. Und hier haben wir unser Produkt an die tatsächlichen Bedürfnisse der KMU angepasst: Für Betriebsunterbrechungen bieten wir eine BU-Pauschale an, die wir dann im Fall der Fälle sehr rasch auszahlen. Diese innovative Lösung wurde letztes Jahr mit dem ‚Goldenen Bullen‘ ausgezeichnet, was uns sehr freut.

finanzwelt: Welche Rolle spielt für Sie die Zusammenarbeit mit Maklern? Welche besonderen Vorteile bieten Sie den Vermittlern? Was gibt es Neues im Vertrieb?

Wenhart» Die Makler und Vermittler sind unsere wichtigsten und engsten Partner – heute und in Zukunft. Wir sehen außerdem, dass die Konsolidierung der traditionellen Häuser und die Digitalisierung über Aggregatoren weiter voranschreitet. Auch hier haben wir vor kurzem unsere Strukturen so neu aufgestellt, dass wir beide Trends als verlässlicher Partner gezielt begleiten und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Vermittlersegmente eingehen können.

finanzwelt: Wie ist Ihr Ausblick für den weiteren Jahresverlauf 2024?

Wenhart» Die Potenziale auf dem deutschen Markt sind enorm. Viele der neuartigen Risiken – beispielsweise Cyber, Compliance oder etwa digitale Risiken von Maschinenbauern – sichern wir ab. Daher ist es unser Ziel, unser Geschäft stetig zu vergrößern und unsere Präsenz in Deutschland weiter auszubauen. Dafür investieren wir viel, etwa in unsere digitale Infrastruktur, damit wir für unsere Partner den digitalen Abschluss immer einfacher machen können und auch mehr Embedded Partnerships eingehen können. Außerdem stehen noch einige Produkt-Launches und -Updates an, über die wir an dieser Stelle aber noch nicht mehr verraten können. (mho)