Willkommen in der Realität

23.03.2015

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Die Aussichten für die chinesische Wirtschaft sind im Vergleich zu den Vorjahren eher schwach. Chinas Wirtschaft soll in diesem Jahr „nur" noch um etwa 7 % wachsen. Regierungschef Li Keqiang möchte einige Kurskorrekturen vornehmen, sieht jedoch die Wirtschaft gut aufgestellt und das Risiko einer harten Landung ausgeschlossen. Die geplante Öffnung von A-Aktien für ausländische Investoren könnte den Aktienmarkt beflügeln. Mit entsprechenden ETFs lassen sich gute Renditen erzielen.

An Wachstumsraten fast im zweistelligen Bereich hatten wir uns in den vergangenen Jahren aus dem Reich der Mitte gewöhnt. Im Vorjahr war die zweitgrößte Volkswirtschaft mit 7,4 % schon so langsam wie seit 24 Jahren nicht mehr gewachsen.

_**Brechen nun düstere Zeiten in China an? Welche Auswirkungen

könnte das für die globale Wirtschaft haben?

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„Schrumpfende Industrie, fallende Häuserpreise und wachsende Deflationssorgen: In China geht nach langen Jahren des Booms die Furcht vor einer harten Landung der Wirtschaft um", titelte die Schweizer Handelszeitung, und andere stimmten teilweise in diesen Tenor ein. Zugegeben, Chinas Wirtschaftsdynamik lässt nach. Aber ist es denn nicht eher ein Zeichen eines ganz natürlichen Normalisierungsprozesses und besteht demzufolge kein Grund zur Panik? Positiv zeigt sich Jing Ning, Fondsmanagerin des Fidelity China Focus Fund, die im vergangenen Jahr über 40 % Rendite erzielte. Die chinesische Regierung werde das langsamere Wachstum als neue Normalität akzeptieren und diverse Reformen vorantreiben. Viele international tätige Unternehmen hätten einen starken Cashflow und würden auf diese Weise gesunde Renditen erwirtschaften, so Ning in einem Interview. Etwas skeptischer zeigt sich indes Angelika Millendorfer, Leiterin des Teams Emerging Markets Aktien bei Raiffeisen Capital Management: „Der Immobilienmarkt schwächt sich weiterhin ab, wie von Notenbank und Regierung angestrebt, doch dieses Manöver bleibt gesamtwirtschaftlich ein sehr heikler Balanceakt. Die weitgehende Koppelung des Yuan an den US-Dollar stellt durch die globale Aufwertung der US-Währung unterdessen zunehmend ein Problem für chinesische Exporteure dar – daher dürfte früher oder später eine deutlichere Abwertung der chinesischen Währung gegenüber dem Dollar anstehen. Zugleich treibt Peking energisch seine Maßnahmen voran, um die eigene Währung als globale Handels- und Reservewährung neben dem US-Dollar zu etablieren."

Abgesänge auf die chinesische Volkwirtschaft sind tatsächlich fehl am Platz.

Wirtschaftswissenschaftler der London School of Economics haben berechnet, dass bei 7 % Wachstum die Volksrepublik in 2015 eine um 790 Mrd. Dollar höhere Wirtschaftsleistung erbringen wird als im Vorjahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 betrug das Wirtschaftswachstum 12 %, was ungefähr 280 Mrd. Dollar entsprach. Nun von einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise zu reden, geht wohl etwas an der Realität vorbei. Natürlich hat China mit Problemen zu kämpfen. Die Überkapazitäten der Industrie müssen beispielsweise verringert werden und auch das Schattenbanksystem gerät mehr und mehr in den Fokus. Zudem könnten soziale Unruhen drohen. Knapp die Hälfte der Chinesen fristet ihr Dasein auf dem Land und hofft auf Arbeit in den Städten. Dafür muss die Regierung jedes Jahr zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Dieses Ziel hat der Premier jüngst wieder bekräftigt. Zudem ist die niedrige Inflation ein Dorn im Auge der Parteiführung. Zuletzt waren die Preise nur um 0,8 % gestiegen und damit so langsam wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr. Damit ist die Zentralbank in Peking weit von ihrem Inflationsziel von 3 % entfernt. Craig Botham, Emerging Markets Economist bei Schroders, bemerkt: „Die Wirtschaftsentwicklung wurde gestützt durch politische Stimuli wie die lockere Geldpolitik und beschleunigte Infrastrukturinvestitionen. Die Ausweitung des Schattenbankensystems im Dezember 2014 war einer der Gründe, warum die Regierung zögerte, den Markt zu stimulieren." Gleichzeitig treibt die chinesische Führung ihre Maßnahmen weiter voran, um die eigene Währung als globale Handels- und Reservewährung neben dem Greenback zu etablieren. Dazu gehört auch die Schaffung von eigenen internationalen Transaktions- und Abwicklungssystemen, um die Abhängigkeit von der aktuell bestehenden globalen Finanzinfrastruktur zu verringern.

finanzwelt hat in Zusammenarbeit mit der FINANCE BASE AG für Sie die 5 besten Chinafonds, gemessen an ihrer 1-Jahres-Wertentwicklung, untersucht.

  • Den Spitzenplatz rückblickend auf die letzten 12 Monate erreicht der LYXOR ETF CSI 300 A-SHARE - CUSD mit einer Wertentwicklung von 95,21 % zum Stichtag 28.02.2015. Anlageziel ist die Nachbildung des CSI 300 Net Total Return-Index. Dieser Index bildet die Performance des Marktes für A-Aktien der Volksrepublik China (mit Ausnahme von Hong Kong) ab, die an den Börsen von Shanghai und Shenzhen gehandelt werden, wobei allgemein auf die 300 Aktien mit der größten Marktkapitalisierung und der höchsten Liquidität von allen A-Aktien abgezielt wird. Finanzdienstleister machen rund 40 % in der Branchenallokation aus.
  • Knapp geschlagen geben muss sich der Zweitplatzierte ComStage FTSE China A50 UCITS ETF. Das Anlageziel besteht darin, den Investoren einen Ertrag zukommen zu lassen, der an die Wertentwicklung des FTSE China A50 Index USD Preisindex anknüpft. Der Index ist ein nach Streu besitz-Marktkapitalisierung gewichteter Index in US-Dollar, der die 50 größten Unternehmen in Festland-China umfasst, deren A-Aktien an den Börsen Shanghai und Shenzhen gehandelt werden. Die beiden Branchen Finanzen und Industriewerte machen zusammen rund 80 % im Portfolio aus.
  • Der Drittplatzierte ist wiederum ein Indexfonds: Der db x-trackers Harvest CSI300 INDEX UCITS ETF (DR) kommt zum Stichtag auf eine Performance von 91,65 %. Der ETF orientiert sich wie der Erstplatzierte an der Wertentwicklung des CSI 300 Index.
  • Den Sprung auf das Podium verpasst hat der DWS China Opportunity I, ein aktiv gemanagter Fonds, der in den vergangenen 12 Monaten eine Performance von 91,41 % erzielte und damit dem ETF-Trio auf den ersten drei Plätzen gefährlich nahegekommen ist. Das Fondsmanagement streut breiter über die einzelnen Branchen und fokussiert sich vergleichsweise weniger auf Finanztitel.
  • Die Top-5 schließen mit dem ETF db x-trackers CSI300 UCITS ETF, der ein Plus von 87,93 % zum besagten Stichtag aufwies.

Fazit

China öffnet sich und die Parteispitze weiß um die Notwendigkeit nötiger Reformen, um weiteres Wachstum zu generieren. Die weitgehende Öffnung von A-Aktien aus Shenzhen für Ausländer und die mögliche Aufnahme von A-Aktien in den MSCI-China-Index könnten die Aktienrallye weiter befeuern, die zuletzt etwas an Kraft eingebüßt hat. Exorbitante Wachstumsraten sind auf Dauer ungesund, von daher ist das neue Wachstumsziel durchaus zu begrüßen. Abgesänge sind zu früh, wenngleich das Land auch mit einigen Problemen zu kämpfen hat. (ah)

China - Printausgabe 02/2015