„Trotz Hausse finden wir günstig bewertete Titel“

16.04.2020

Ufuk Boydak, Vorstandsvorsitzender (li.) und Dr. Christoph Bruns, Vorstand LOYS AG / Foto: © LOYS

Die Vorzeichen an den Finanzmärkten auf weitere, wenngleich auch moderate, Kursgewinne stehen nicht schlecht. Dennoch empfiehlt sich mitunter der gezielte Blick auf die einzelnen Unternehmen und deren Positionierung am Markt, um kein böses Erwachen zu erleben. Im finanzwelt-Interview gingen Ufuk Boydak, Vorstandsvorsitzender der LOYS AG und Dr. Christoph Bruns, Vorstand LOYS AG, neben der Analyse der Aktienmärkte auch auf den neuen Fonds und die Bedeutung nachhaltigen Investierens ein. (Hinweis: Wir bitten die getätigten Aussagen vor dem zeitlichen Hintergrund – das Interview wurde vor dem heftigen Corona-Ausbruch geführt – zu sehen.)

finanzwelt: Mit Blick auf die Kursstände fragen sich mitunter viele Anleger, ob wir weitere Anstiege in absehbarer Zeit sehen werden. Wie ist Ihre Einschätzung?

Ufuk Boydak: Ende 2019 verzeichneten die Aktienkurse an den weltweiten Börsen satte Zuwächse – allen voran stiegen amerikanische Titel immer höher. Diese Entwicklung setzte sich auch in 2020 weiter fort. Zum beachtlichen Börsenaufschwung des vergangenen Jahrzehnts hat insbesondere die Abschaffung positiver Realzinsen beigetragen. Auch für die kommenden Monate wird die Fortführung der expansiven Notenbankpolitik entscheidend sein. Nicht zu unterschätzen sind derzeit auch die gesamtwirtschaftlichen Folgen des Corona-Virus. Es gibt viele Indikationen, dass wir im ersten Quartal als signifikante realwirtschaftliche Einbußen erleben, die jedoch vom Kapitalmarkt als temporär bemessen werden und sich der Blick vielmehr auf die amerikanische Notenbank konzentrieren sollte. Gerade hier erwarten wir für die kommenden Monate, dass die FED ihre Rhetorik bezüglich weiterer Zinssenkungen in diesem Jahr ändern wird, um die Wirtschaft am Laufen zu halten.

finanzwelt: Wachstumswerte haben in den vergangenen Jahren die Pace gemacht. Sind einige Titel nicht mittlerweile überteuert? Könnte das ein Comeback von Substanzwerten einläuten?

Dr. Christoph Bruns: Inzwischen befinden wir uns im elften Jahr einer langjährigen Hausse und als Aktienhaus stellen wir uns tagtäglich die Frage, ob Aktien zu teuer sind. Vor allem der Technologiesektor hat die Aufwärtsentwicklung sehr stark abgebildet, während andere Sektoren eher durchwachsene Entwicklungen zeitigten. Viel wichtiger ist für uns aber stets die Frage, ob die derzeit in den LOYS-Fonds befindlichen Aktien überbewertet sind. Unsere Antwort hierzu lautet: Nein! Vielmehr finden wir hier trotz Hausse günstig bewertete Titel.

finanzwelt: Passend zur neuen Dekade haben Sie auch Ihr Fondsangebot um den LOYS Premium Dividende erweitert. Was zeichnet diesen Fonds im Vergleich zu Wettbewerbern aus?

Boydak: Der LOYS Premium Dividende ist unser sechster Fonds und die erste unserer Strategien, die einen Dividendenfilter zur Titelselektion anwendet. Im Vergleich zu Wettbewerbern sticht der Fonds, der von unserem neuen Fondsmanager Markus Herrmann gesteuert wird, insbesondere durch seine ‚exotischen Titel‘ hervor. Im Sinne der LOYS-Anlagephilosophie investiert der Fonds in unterbewertete Titel abseits des Mainstreams – aber mit nachhaltigen Dividenden und Wachstumspotenzial.

finanzwelt: Das Thema Nachhaltigkeit/ESG ist omnipräsent. Wie steht Ihr Haus dazu?

Dr. Bruns: Nachhaltiges Investieren erlebt derzeit wahrlich einen Hype und das Geld der Anleger strömt gezielt in ESG-Investments. In Zeiten der Klima-Debatte wird Nachhaltigkeit zur Notwendigkeit. Bei LOYS legen wir großen Wert auf langfristig konservative Geldanlage, die in ihren Grundzügen durchaus mit der Nachhaltigkeit übereinstimmt – insbesondere im Bereich Governance. Wir überprüfen im Rahmen der Aktienanalyse, ob Unternehmen etwa ihren wirtschaftlichen Erfolg gefährden, indem sie bewusst gegen sinnvolle Standards aus dem ESG-Bereich verstoßen. Um solche Unternehmen würde das Fondsmanagement dann konsequenterweise einen Bogen machen. (ah)