Rohstoffhändler profitieren vom digitalen Wandel

10.11.2021

Gottfried Urban, Urban & Kollegen Vermögensmanagement, Altötting / Foto: © Urban & Kollegen Vermögensmanagement

Die Wirtschaft nimmt trotz diverser Lieferengpässe weiter Fahrt auf, die Aktienmärkte notieren auf Rekordniveau. Das Risiko von Kursstürzen nimmt zu, doch Anleihen bilden aufgrund der Zinssituation keine Alternative. Sollen Anleger nun direkt in Rohstoffe investieren? Diese Märkte sind sehr volatil und unterliegen zahlreichen Einflussfaktoren. Bessere – und berechenbarere - Perspektiven bieten Unternehmen, die mit Rohstoffen handeln.

Wir wollen noch mehr Waren bequem online vor die Haustüre geliefert bekommen. Wir möchten die Welt weiter elektrifizieren, auf Wasserstoff setzen und erneuerbare Energien. Die digitale Revolution soll vorangetrieben werden, gewaltige Stromtrassen ausgebaut und die Verkehrswende vollzogen. Das und auch der wachsende Bedarf der aufsteigenden Mittelschicht in vielen Entwicklungsländern dürften die Preise für Energie und Rohstoffe hoch halten.

Insbesondere für die großen Digitalisierungsprojekte auch gigantische Mengen sogenannter kritischer Rohstoffe benötigt: Akkus, Kabel, mikrotechnische Schaltungen und Sensoren enthalten mineralische Rohstoffe und Metalle. Der vermehrte Datentransfer in Wirtschaft und Privathaushalten führt zudem zu erhöhtem Verbrauch an Energierohstoffen. Ein Beispiel: In Bezug auf den Klimaschutz rechnen Experten vor, dass beispielhaft 100 Bücher auf einem E-Reader gelesen werden müssten, bis die Produktion des Lesegerätes eine bessere CO2 -Bilanz aufweist als die die Herstellung der klassischen Bücher.

Kobalt, Lithium, Kupfer, Gold und Seltene Erdenwerden aber teils unter menschenrechtswidrigen Umständen abgebaut und bringen zudem oftmals gravierende Umweltschäden, die die Lebensgrundlage der Menschen bedrohen. Wer Klima und Umwelt schützen möchte, sollte also nicht nur auf den Ausstoß der Treibhausgase reduzieren, sondern auch Ressourcen schonen und sich für gute Standards in den Rohstofflieferketten einsetzen.

Rohstoffe nicht für Langfristanleger geeignet

Während sich Aktienmärkte in der Langfristbetrachtung als die beste Versicherung gegen Inflation erwiesen haben, gibt es im Rohstoffindex ständiges Auf und Ab. Höhere Preise schaffen Anreize, weitere Vorkommen zu finden, bessere Abbautechniken zu entwickeln oder Alternativen zu wählen. Dadurch sinken die Preise dann wieder. Lagerkosten, Naturkatastrophen, die eigenen Gesetze des Terminmarktes und starke politische Lenkungsmotive machen Rohstoffinvestments trotz aktuell guter Aussichten zu einer hochriskanten Spekulation.

Eine interessante Alternative für Anleger stellen Unternehmen dar, die Rohstoffe handeln, aus der Erde holen oder Energie erzeugen. Wer die Rohstoffe nur fördert, hat viele Risiken, wie steigende Kosten, Fehlschläge bei der Suche nach neuen Abbauregionen sowie die Haftung für mögliche Umweltschäden. Jede verkaufte Einheit lässt zudem die Reserven sinken. Dazu kommt noch die Abhängigkeit vom Einkäufer, der seine Preissetzungsmacht u.U. ausspielen kann. Rohstoffhändler profitieren vom ökologischen digitalen Wandel.

Der Klima-Umbau wird auch bei vielen klassische Industrieausrüstern, der Bauindustrie und anderen Infrastrukturspezialisten für einen Boom sorgen. Unternehmen mit hohem Rohstoffbedarf, sollten gut beobachtet werden, welche Preisdurchsetzungsmacht sie haben. Die Balance von Klima- und Umweltschutz sowie Konsum- und Wirtschaftsinteressen wird sehr herausfordernd bleiben.

Gastbeitrag von Vermögensverwalter Gottfried Urban, Urban & Kollegen Vermögensmanagement, Altötting

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