Das sind die größten Risiken für Finanzinstitute
12.04.2023
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Nach der Veröffentlichung des Allianz Risk Barometer 2023 im Januar, dass die wichtigsten globalen Geschäftsrisiken aufzählt, hat Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) nun den „Global Industry Solutions Financial Services Outlook“ veröffentlicht. Der Bericht ist eines von mehreren Risikotrend-Briefings für ausgewählte Branchen, darunter u.a. Baugewerbe, Technologie, Medien und Telekommunikation.
Cyber-Vorfälle, makroökonomische Entwicklungen und Änderungen in der Gesetzgebung oder Regulierung sind die Top-Risiken für Finanzdienstleister, so das Allianz Risk Barometer. Martin Zschech, Global Industry Solutions Director für Finanzinstitute AGCS, erklärt: „Obwohl Finanzdienstleister in erheblichem Umfang in die Cybersicherheit investieren, schätzen die Befragten die Gefährdung hoch ein. Es geht natürlich vor allem darum, sich der immensen Vermögenswerte zu bemächtigen. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen – zum Beispiel durch Imitation, gefälschte elektronische Korrespondenz oder gezielte Cyberangriffe. Berichten zufolge verzeichnete allein der Bankensektor im Jahr 2021 einen Anstieg der Ransomware-Angriffe um mehr als 1.300 %. Die Angriffsmethoden entwickeln sich schnell weiter.“
Beispielsweise Open-Source-KI-Tools würden verwendet, um hochgradig personalisierte Spear-Phishing-Angriffe auszuführen. „Gleichzeitig bedeutet die wachsende Abhängigkeit der Finanzinstitute von Drittanbietern, wie z. B. Cloud-Computing-Diensten, dass Cyberangriffe sich über ein Unternehmen hinaus auf das gesamte Finanzsystem auswirken können“, so Zschech. Häufig sind auch Mitarbeiter, Auftragnehmer oder Kunden unwissentlich in Vorfälle verwickelt. Schulungen und Technologien können dazu beitragen, menschliche Fehler zu minimieren. Darüber hinaus müssen Finanzdienstleister die wachsende Regulierung und die Weiterentwicklung des Datenschutzes laufend in ihrem operativen Betrieb umsetzen.
Inflation bleibt herausfordernd
Auch die makroökonomische Volatilität wirkt sich auf die Finanzinstitute aus. Die Inflation dürfte nach wie vor eines der am schwierigsten zu beherrschenden Risiken sein. Eine besonders schädliche Folge der Inflation sind ihre langfristigen Auswirkungen. Es kann eine Weile dauern, bis Investitionen ihren Wert wiedererlangen, selbst wenn sich die Wirtschaft scheinbar erholt. Während die Inflation zu höheren Zinssätzen und damit zu höheren Nettozinserträgen führt, bremst sie jedoch die Kreditnachfrage und birgt ein höheres Risiko von Kreditausfällen. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank im März 2023 verdeutlicht auch die allgemeinen makrofinanziellen Herausforderungen für Banken aufgrund der restriktiven Geldpolitik, die die Diversifizierung des Portfolios erschwert, so Allianz Research. Negative Renditen aus Anleihen und Aktien üben Druck auf Vermögenswerte aus, während die quantitative Straffung zu einer Schrumpfung der Geldmenge geführt hat, was einen stärkeren Wettbewerb um Einlagen zur Folge hat (da Banken weniger Kredite vergeben).
Compliance-Anforderungen wachsen
Die Einhaltung von Vorschriften ist eine der größten Herausforderungen für Finanzdienstleister, da sich Gesetze und Auflagen im Zusammenhang mit der Digitalisierung und ESG-Themen (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) ständig weiterentwickeln. „Die Compliance-Anforderungen für Finanzinstitute haben in den letzten zehn Jahren erheblich zugenommen“, kommentiert Zschech. Die Durchsetzung der Vorschriften hat sich intensiviert, und die Unternehmen werden leichter zur Rechenschaft gezogen. Gleichzeitig stellen die zunehmenden Sanktionen, etwa als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine, die Unternehmen vor noch nie dagewesene Herausforderungen.
„Der wachsende Fokus auf ESG-Themen bietet vielen Finanzdienstleistungsunternehmen die Möglichkeit, eine Vorreiterrolle im Bereich Nachhaltigkeit zu übernehmen, aber die Erfüllung von Vorschriften und Richtlinien wird auch in Zukunft Rechtsrisiken schaffen“, meint Zschech. „Letztendlich müssen die Finanzinstitute angesichts der vielfältigen regulatorischen Anforderungen, auch rund um Offenlegungspflichten, ihre Compliance-Aktivitäten laufend verbessern und Daten und Technologien intelligent einsetzen.“
Schadentrends für Finanzinstitute
Was die tatsächlichen Versicherungsschäden betrifft, so haben die Versicherer in den letzten Jahren weiterhin hohe Schadenersatzforderungen im Zusammenhang mit der Einhaltung von Vorschriften und der zunehmenden Regulierungstätigkeit verzeichnet, wie die AGCS-Analyse von 7.654 Versicherungsfällen für Finanzdienstleister im Wert von 870 Mio. Euro zeigt. Verstöße können zu jeder der wichtigsten Schadenursachen beitragen. Cybervorfälle, einschließlich Cyberkriminalität, haben zu einigen der teuersten Schäden im analysierten Datensatz geführt. Die Versicherer sehen auch eine wachsende Zahl von technologiebedingten Schäden, darunter auch Ansprüche gegen Geschäftsführer in Folge großer Datenschutzverletzungen. Erhebliche Verluste sind auch durch betrügerische Zahlungsanweisungen entstanden. Einige Versicherungsfälle haben Haftpflichtansprüche als Ursache, die sich aus technischen Problemen mit und Systemausfällen von Börsen- und elektronischen Verarbeitungssystemen ergeben haben. (lb)