Risiken einer globalen Welt

04.02.2014

Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Welt immer näher zusammenrückt, nutzen die Vorteile, wissen um mögliche Gefahren. Das gilt auch für Unternehmen – kleine wie große. Doch ihre Risiken verzahnen sich immer stärker. Eine flächendeckende Absicherung wird deshalb wichtiger – besonders für den Mittelstand.

Komplexe Lieferketten, unterschätzte IT-Risiken, der Schritt in neue Märkte oder zunehmende Haftungsrisiken – mittelständische Unternehmen sehen sich heute den verschiedensten, teilweise sehr weitreichenden Risiken ausgesetzt", mahnt Nicole Weyerstall , Vorstand Kundensegment Mittelstand bei der Zurich Gruppe Deutschland. Und auch Stefan Meyer, Multiline-Experte bei der R+V Versicherung weiß: „Risiken für Unternehmen, die am internationalen Wirtschaftskreislauf teilnehmen, sind vielfältig und können mitunter existenzbedrohend sein."

Laut dem Allianz Risk Barometer, einer Studie unter mehr als 400 Experten im Bereich Unternehmensversicherung aus mehr als 30 Ländern, gehören die Betriebsunterbrechung und deren Auswirkungen auf die Lieferkette, Naturkatastrophen sowie Feuer und Explosion zu den wichtigsten Gefahren, mit denen sich Unternehmen ab Anfang 2014 befassen müssen. Zudem wird 2014 ein entscheidendes Jahr, was den Umgang mit einer Reihe neu aufkommender Risiken angeht, heißt es im Risk Barometer. Und noch etwas ist neu: die zunehmende Verquickung technologischer, wirtschaftlicher und aufsichtsrechtlicher Risiken. „Heutzutage müssen Business Continuity Pläne zum einen immer mehr Risikoszenarien berücksichtigen und zum anderen auch Folgewirkungen, die nicht immer offensichtlich sind", sagt Axel Theis, CEO Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS). „Eine Naturkatastrophe kann beispielsweise zu Betriebsunterbrechungen, Systemversagen, Stromausfällen und einer Reihe anderer Bedrohungen führen."

Für den Mittelstand sind Feuer- und Explosionsrisiken aufgrund ihres eingeschränkten Zugangs zu Ressourcen nach wie vor die größte Gefahr (33 %), gefolgt von Betriebs- und Lieferkettenunterbrechung (31 %) und Naturkatastrophen (27 %). Doch auch regulatorische Veränderungen (20 %) sowie Diebstahl, Korruption und Betrug (17 %) gehören zu den Risiken des Mittelstands. Expertin Weyerstall meint, dass mittelständische Kunden deshalb einen passenden Rundumschutz benötigen, der flexibel mit ihren Bedürfnissen wächst. „Wir haben uns bei der Zurich Gruppe dafür entschieden, uns mit einem eigenen Segment – auch vertrieblich – auf die wachsenden Bedürfnisse des Mittelstands auszurichten." Im Detail heißt das: Der Kunde bekommt einen festen Ansprechpartner, der die Unternehmensentwicklung über Jahre mit verfolgt und Risiken in ihrer Bandbreite deshalb besser abschätzen kann. „Die konsequente Fokussierung ermöglicht es uns, dem einzelnen Kunden eine maßgeschneiderte, individuelle Lösung anbieten zu können", führt die Managerin weiter aus. Auf Produktebene setzt die Zurich – wie viele andere Gesellschaften auch – auf ein modular aufgebautes Bündelprodukt. Über einen Bedarfsermittler soll der Kunde im Vorfeld sehen, welche Risiken für ihn gefährlich werden können. Der Leistungsumfang kann für jeden Baustein dann individuell festgelegt werden.

Bei der R+V Versicherung will man der steigenden Komplexität der Risiken mit einem Rundumschlag begegnen. Bis zu 14 Bereiche deckt die Bündellösung der R+V für den Mittelstand ab – von Gebäude, Transport, Internet- und Wirtschaftskriminalität bis hin zu D&O und Maschinen. Die Nachfrage nach dem R+V-Produkt sei groß. In diesem Jahr soll die Police weiter ausgebaut werden etwa im Bereich der Internet- und Wirtschaftskriminalität oder beim Rechtsschutz. „Die Risiken, die hier lauern, hat man erkannt." so Experte Meyer.

Die Gefahren aus dem World Wide Web nehmen zu. Das bestätigt auch die Allianz-Umfrage. Hier würden Unternehmen teilweise mit ganz neuen Risiken konfrontiert, wie etwa einer gestiegenen Cyberkriminalität, IT-Ausfälle oder Spionage, die weiter auf dem Vormarsch sind und auch den Mittelstand bedrohen. Außerdem sei das Risiko von Reputationsschäden gestiegen – etwa aufgrund von Social-Media-Kampagnen – was sich zu einem langfristigen Trend entwickeln könnte. Soziale Netzwerke haben nicht nur die Kommunikation zwischen Menschen beschleunigt, auch Marken und Unternehmen setzen immer mehr auf diese Werbekanäle – teils mit dem gewünschten Erfolg, teils aber eben auch mit erheblichen Gefahren für die Außenwahrnehmung einer Marke. Experten rechnen damit, dass sich der Austausch durch Social Media in den kommenden 20 Jahren noch einmal massiv beschleunigen und Unternehmen wie Gesellschaft entsprechend prägen wird. Hier gilt es, vorzusorgen und Risiken abzusichern – darauf müssen sich sowohl Unternehmen wie auch Versicherer künftig verstärkt einstellen.

Die zunehmende Verzahnung von Risiken wird auch bei der Generali als Herausforderung gesehen. „Das Gewerbekundengeschäft ist komplex", sagt Dr. Monika Sebold-Bender, Vorstand Komposit und Schaden der Generali Versicherung. „Eine qualifizierte persönliche Beratung und Betreuung ist der Baustein für eine gute Absicherung." Gleichzeitig würden Bündelprodukte die Administration erleichtern und somit den Unternehmen wertvolle Zeit sparen. Das ist allerdings nur dann von Vorteil, wenn das Ergebnis auch genau die individuellen Risiken abdeckt, denen sich ein Unternehmen stellen muss. Das Generali Bündelprodukt sichert nach Meinung des Versicherers die wichtigsten Risiken ab. Mit der Feuerversicherung liegen die Münchener schon einmal richtig, ist es doch das größte Risiko für den Mittelstand. Eine Betriebsunterbrechung ist nur zu wählbar. Und auf die gestiegenen IT-Risiken muss sich das Unternehmen wohl erst noch einstellen.

Klar ist, dass die wachsende Anzahl an Risiken einer globalen Welt nicht nur die internationalen Großkonzerne betrifft. Gerade der Mittelstand, der meist deutlicher agiler ist und sich flexibler auf Veränderungen einstellen und Trends schneller umsetzen kann, braucht Versicherungslösungen, die zeitgemäß sind. Auch für die Versicherungsgruppe die Bayerische stehen modulare Tarife, die mittelständische Gewerbekunden nach eigenen Bedürfnissen kombinieren können, im Mittelpunkt. Die Erfahrungen im Vertrieb zeigen, dass die Nachfrage nach diesen Produkten groß ist. Dennoch sei die Flexibilität das Gebot der Stunde – gerade im Bereich kleiner und mittelständischer Unternehmen.

Fazit

Ob auch die Versicherer wirklich flexibel auf die neuen Herausforderungen im gewerblichen Bereich reagieren werden, wird sich wohl noch zeigen. Dass die Herausforderungen da sind und weiter zunehmen, lässt sich hingegen nicht mehr leugnen.

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(Julia Thiem)_

Kompositversicherung 2014 – Der Vertriebsmotor – Gewerbekundengeschäft – Printausgabe 01/2014