Potenzial für Erfolgsgeschichte

27.05.2014

Dr. Walter Botermann

Über den Wegfall eines äußerst beliebten Steuervorteils, die künftigen Vertriebschancen für die betriebliche Krankenversicherung (bKV) und einen neuen Kunden-Service seines Unternehmens sprach die finanzwelt mit Dr. Walter Botermann, Vorstandsvorsitzender ALTE LEIPZIGER – HALLESCHE Konzern. Er sieht in der bKV ein Modell mit großer Zukunft.

finanzwelt: Herr Dr. Botermann, der Steuervorteil von 44 Euro in der bKV ist zum Jahresbeginn gestrichen worden. Der Bundesverband demografischer Wandel hat daran massive Kritik geübt und eine Rücknahme dieser Entscheidung gefordert. Hat sich die Streichung auf Ihr Neugeschäft ausgewirkt?

Dr. Botermann: Nein. Schon bisher war es so, dass sich die Pauschalversteuerung anbot – beispielsweise wenn die 44-Euro-Grenze bereits anderweitig ausgeschöpft war. Vor allem aber liegt die Attraktivität der bKV nicht zuvorderst im Steuervorteil, sondern im gesamten Paket. Viel wichtiger ist es den Unternehmen, ihre Mitarbeiter mit der Förderung deren Gesundheit langfristig an das Unternehmen zu binden.

finanzwelt: Die HALLESCHE ist einer der großen Anbieter in diesem Marktsegment. Wie wichtig ist dieses Geschäft heute und wie schätzen Sie die künftige Entwicklung ein?

Dr. Botermann: Die HALLESCHE hat sich als eines der ersten Versicherungsunternehmen auf dem bKV-Markt positioniert. Die Anfragen unserer Vertriebspartner, aber auch direkt aus den Unternehmen heraus, haben sich in den letzten zwei Jahren vervielfacht. Ein Ende dieses Trends ist noch nicht zu sehen. Die betriebliche Krankenversicherung sehen wir neben der Voll-, Zusatz- und Gruppenversicherung als gleichwertiges, dauerhaftes Geschäftsfeld.

finanzwelt: Erkennt der Vertrieb die ihm sich bietenden Umsatzchancen zur Genüge?

Dr. Botermann: Die bKV hat das Potenzial, eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie die betriebliche Altersvorsorge bei den Lebensversicherern zu schreiben. Immer mehr Vermittler erkennen die einzigartigen Stärken der bKV als Instrument zur Mitarbeitergewinnung und -bindung für die Unternehmen sowie zur Erhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Dieses Wissen ist bereits breit vorhanden. Zusätzlich erlangt der Vermittler über das Belegschaftsgeschäft Zugang zu vielen potenziellen Privatkunden, die auch außerhalb der Krankenversicherung gut beraten sein wollen. Die bKV ist ein Segment mit sehr guten Chancen für qualifizierte Vermittler.

finanzwelt: Bieten Sie denn über einen Partner auch Leistungen im Bereich eines betrieblichen Gesundheitsmanagements an, beispielsweise Gesundheitschecks oder Gesundheitsberatung?

Dr. Botermann: Richtig aufeinander abgestimmt ergänzen sich betriebliches Gesundheitsmanagement und betriebliche Krankenversicherung sinnvoll. Die HALLESCHE kooperiert mit mehreren Dienstleistern im betrieblichen Gesundheitsmanagement.

finanzwelt: Ganz neu im bKV-Bereich sind bei der HALLESCHE Vorsorge-Schecks, die Kunden in Papierform erhalten. Was versprechen Sie sich von dieser haptischen Form?

Dr. Botermann: Die Vorsorgeschecks haben den Vorteil, dass der Versicherte seinen Versicherungsschutz in Form der Gutscheine real in die Hand nehmen kann. Der doch recht abstrakte Versicherungsschutz wird so im Wortsinn greifbar. Tatsächlich kann der Unternehmer dank der Vorsorge-Schecks zum „Lebensretter" seines Mitarbeiters werden, wenn beispielsweise eine lebensgefährliche Erkrankung durch Vorsorge rechtzeitig vom Arzt erkannt werden kann. Auch Vermittler können mit dieser Lösung „in der Hand" ihre Firmenkunden einfach vom Nutzen überzeugen.

finanzwelt: Haben Sie keine Bedenken, dass Ihre Wettbewerber mit vergleichbaren Angeboten schnell nachziehen und Ihr Alleinstellungsmerkmal zunichte machen könnten?

Dr. Botermann: Wir gelten als „Erfinder der Pflegeversicherung" und jetzt machen wir uns einen Namen mit bKV-Produkten und innovativen Vorsorge-Schecks. Wenn Mitbewerber nachziehen, erhöht dies den Bekanntheitsgrad und zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg. Konkurrenz belebt immer das Geschäft und sicherlich auch unsere Innovationskraft. Dann lassen wir uns eben wieder etwas Neues einfallen. (hwt)

Interview mit Dr. Walter Botermann - Printausgabe 03/2014