(Noch) nicht Fonds-tauglich?

25.02.2022

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Man nehme einen Techno-Song von Elon Musk, Rekord-Renditen und ein digitales Kunstwerk, das eine Milliarde Dollar wert sein soll – et voilà, der verrückteste Trading-Trend 2021: NFT! Das Wahnsinnswachstum dieses Marktes hat die Aufmerksamkeit vieler privater Kleinanleger erregt. Wie können sie 2022 daran partizipieren? Wir haben uns von Experten die entscheidenden Tipps geholt.

Drei Buchstaben scheinbar so unscheinbar, dass sie sich problemlos in die Aneinanderkettung farbloser Akronyme im Fanta Vier-Song „Mfg“ einfügen ließen. Doch in der Realität sind NFT das wohl spektakulärste Investment der letzten Monate. So kaufte der Kunstsammler Pablo Rodriguez-Fraile im Oktober 2020 ein zehnsekündiges Video für 67.000 Dollar – und verkaufte es nur vier Monate später für 6,6 Mio. Dollar. Schnelle Wertsteigerungen um das zehn- oder hundertfache waren 2020/2021 zwar nicht die Regel, aber auch keine Seltenheit. 2021 wurde zum Boom-Jahr für NFT.

Betrug 2020 das Marktvolumen laut der Marktforschungswebsite Nonfungible.com noch ca. 340 Mio. Dollar, explodierte es im Oktober 2021 auf immerhin 17 Mrd. Dollar. Das ergeben Schätzungen der US-Bank Goldman Sachs. Einige Experten erwarten, dass der NFT-Markt dieses Jahr den Mainstream erreicht. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Eine neue Welt von gelangweilten Affen

„Der NFT-Sektor ist gegenwärtig noch nicht massentauglich“, sagt Holger Kuhlmann, CEO der MatrixChain. „Man benötigt umfassendes Fachwissen, wenn man direkt in NFTs investieren möchte.“ Auch Tobias Eckl, CEO der Mondo Gate AG, betont die Wichtigkeit von Hintergrundwissen. Das liegt daran, dass es sich bei NFT – non-fungible Tokens – um einmalige Besitzzertifikate handelt. Auf deutsch übersetzt: nicht austauschbare Wertmarke. Diese Nicht-Austauschbarkeit trägt entscheidend zur Trickiness der Token als Geldanlage bei. Im Fall Bitcoin spielt es keine Rolle, welchen Bitcoin der Investor besitzt, da sie alle austauschbar und damit gleich viel wert sind. NFT hingegen sind unterschiedlich. Daher müssen Investoren verstehen, welche Zertifikate aus welchen Gründen hoch im Kurs stehen bzw. wo Wertsteigerungspotenzial schlummert.

„NFT-Plattformen wie Rarible verfügen über eine starke und hilfsbereite Community und bieten zudem ein umfangreiches Glossar rund um NFTs an“, verrät Kuhlmann. Eckl empfiehlt die Informationsdatenbanken von Krypto-Plattformen wie z. B. bitpanda oder Coinbase in Kombination mit weiterer Fachlektüre. Der NFT-Einsteiger wird schnell merken, dass die Blue Chips dieser schrillen neuen Welt u. a. gelangweilte Affen, Punks und verpixelte Katzen sind. Wer dazu keinen Bezug findet, hat die Möglichkeit, sich in seine Vergangenheit als Panini-Sammler zurückzubeamen: „Fußballfans können einen Blick auf sorare.com riskieren und sich die Nutzung von NFT zu bekannten Sammelkarten ansehen“, so Eckl. Auf der Plattform kann man offiziell lizensierte digitale Spielerkarten sammeln und handeln. Der Robert Lewandowski der NFT-Welt ist zweifellos Beeple. Seine Digital-Kunst erzielt regelmäßig Wahnsinnspreise – allen voran „Every-days: the First 5.000 Days“. Im März 2021 wurde es für schwindelerregende 69,3 Mio. Dollar verkauft. Damit zählt Beeple, bürgerlich Mike Winkelmann, nun zu den Top Drei der teuersten, lebenden Künstler der Welt. Wie sich der Wert dieses Werkes in Zukunft entwickelt? Der Käufer, Krypto-Crack „Metakovan“, glaubt an eine astronomische Kurssteigerung bis zu einer Mrd. Dollar. Er wisse nur noch nicht bis wann. Der Preis könnte aber auch kollabieren – trotz Künstler-Kult. Denn „Artnet News“-Kunstkritiker Ben Davis hat die 5.000 Einzelbilder, aus denen sich Beeples Rekord-Collage zusammensetzt, genauer analysiert – und dabei einige Beispiele für rassistische, homophobe und sexistische Darstellungen oder Bildunterschriften gefunden. Sicher genug Angriffsfläche, um in einer zunehmend politisch korrekten Welt den Status des Digital-Assets als Kunst zerstören zu können. Diese gewaltige Spannbreite von einer Milliarde bis Müll verdeutlicht das Risiko eines Einzelinvestments. Die meisten NFT besitzen derzeit keine „Fähigkeiten“, die die Preise absichern. Man kann in ihnen weder wohnen, noch kann man sie in der Industrie als Halbleiter verwenden. Sie bringen auch keine Dividende.

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