„New Retail” – Evolution oder Revolution?

12.02.2020

Jörg Krechky, Director und Head of Retail Investment Services bei Savills / Foto: © Savills

„Handel ist Wandel!“ Ein Sprichwort, ja eher eine triviale, evidente Floskel, die den Versuch der Branche repräsentiert, nur bedingt kalkulierbare Veränderungen als absehbar abzutun. Dass der E-Commerce stetig an Bedeutung zunimmt, bedarf keinem Blick in die Glaskugel. Dem veränderten Konsumverhalten liegen mitunter Faktoren wie Demographie, Digitalisierung und Globalisierung zugrunde. Oftmals wird aus dieser Entwicklung das langsame Sterben des stationären Geschäfts abgeleitet. Dass dies ein Irrglaube ist, bewies kürzlich eine Studie von ICSC, die die Abhängigkeit von physikalischer und digitaler Präsenz belegt. Bei der Storeeröffnung eines traditionellen Online-Händlers stiegen die Besucherzahlen der Website innerhalb des Einzugsgebietes um 37 %. Gegenteiliges war bei der Schließung einer Dependance zu beobachten.

Was lernen wir daraus? Statt das Ende des klassischen Geschäfts herbei zu prophezeien, müssen sich On- und Offline-Welten aufeinander zu bewegen, um Synergien und Schnittstellen zu schaffen. Zukünftig werden die wenigsten Konzepte noch autark existieren können, sondern in beiden Dimensionen Fuß fassen. Der Schritt von reinen Internetplattformen auf die Fläche, Tools wie „Click & Collect“ sowie digitale, vernetzte Spiegel in den Umkleiden sind nur einige Ansätze, beide Absatzkanäle zu verbinden und so den Einzelhandel von morgen zu gestalten. Und obwohl es diverse solcher vorsichtigen Versuche gibt, fällt es Marktteilnehmern sowie Experten schwer, bei Trends und notwendigen Maßnahmen konkret zu werden. Doch woran liegt das?

Eventuell wäre ein erster wichtiger Schritt, der Restrukturierung einen Namen zu geben. Werfen wir einen Blick auf die Bürolandschaft, finden wir hierfür das Etikett, wonach wir im Diskurs über das neue Zeitalter des Einzelhandels womöglich händeringend suchen: „New Retail“. Analog zum Transformationsinbegriff „New Work“ ist das Shopping von morgen zukunftsweisend und sinnstiftend. Neben der Gestaltung der Ladenflächen geht es vielmehr denn je um die Frage der Haltung. Individualität, Verantwortung, Flexibilität und Nachhaltigkeit sind wichtige Werte und fungieren als Säulen, die Millennials und Babyboomer umtreiben und deren Konsumverhalten formen.

Warum sich der Handel an der Arbeitswelt orientieren sollte, lesen Sie auf Seite 2