Julia Wiens, BaFin: „Wir wollen Exzesse beim provisionsgestützten Vertrieb verhindern“

21.03.2024

Foto: Julia Wiens, Exekutivdirektorin Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht © BaFin/Matthias Sandmann

Beim Insurance Summit des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft am 20. März in Berlin sprach die neue Exekutivdirektorin Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht der BaFin, Julia Wiens, über die aktuellen Aufsichtsprioritäten. „Mir sind zwei Ziele besonders wichtig. Die deutschen Versicherer sollen weiter stabil bleiben. Und Kunden sollen ihren Versicherern auch in Zukunft vertrauen können.“

Deutsche Versicherer grundsätzlich sehr stabil

Die deutschen Versicherer seien grundsätzlich sehr stabil, erklärte Wiens. Durch den Zinsanstieg hätten sich viele wirtschaftliche Kennzahlen wieder verbessert, die Ertragschancen in der Neu- und Wiederanlage seien gestiegen und die Risikotragfähigkeit nach Solvency II sei heute deutlich stärker als vor einigen Jahren.

Damit die Branche auch künftig stabil bleibe, müssten die Versicherer die wichtigen Risiken im Griff haben, sagte Wiens. Mit Blick auf Anlagen in Gewerbeimmobilien erklärte die Exekutivdirektorin, dass die Bewertungsreserven in den Immobilienportfolios der Versicherer noch sehr hoch seien. „Insgesamt schätzen wir das Risiko aus Bewertungsänderungen daher als beherrschbar ein“, so Wiens.

IT-Risiken

Mit Blick auf IT-Risiken betonte Wiens, dass einige Versicherer dringend problembewusster werden müssten. Es gelte sowohl Cyber-Risiken als auch Risiken von IT-Auslagerungen gut zu managen. „Natürlich werden wir weiter die IT in beaufsichtigten Unternehmen prüfen“, erläuterte Wiens. „Und wenn Lücken in der IT-Sicherheit bestehen, dann scheuen wir uns nicht, einzugreifen.“ In einigen Fällen habe die Aufsicht auch Kapitalaufschläge angeordnet, die das höhere Risiko, das besteht bis die Probleme behoben sind, absichern sollen.

Versicherungsprodukte müssen Nutzen bieten

Wiens unterstrich zudem, dass Versicherungsprodukte Kunden einen angemessenen Nutzen bieten müssen. Die Aufsicht beschäftigt sich schon seit längerem mit dem Kundennutzen von kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten, insbesondere mit fondsgebundenen Rentenversicherungen. Mit ihrem risikoorientierten Aufsichtsansatz habe die BaFin einige Produktanbieter identifiziert, mit denen sie sich dazu intensiv austausche. „Beratung muss vergütet werden. Aber genauso klar ist: Ein ‚Weiter so‘ wird es nicht geben“, machte Wiens deutlich. „Wir wollen Exzesse beim provisionsgestützten Vertrieb verhindern“, ergänzte sie.

Die Exekutivdirektorin betonte auch, dass Versicherer heute eine wichtige Rolle spielten, auch weil die Welt unsicherer und komplexer sei als noch vor wenigen Jahren. „Aber eine wichtige Rolle spielen, das bedeutet auch: Sie haben Verantwortung. Verantwortung, die Sie ernst nehmen sollten. Durch ein exzellentes Risikomanagement. Und durch einen anständigen Umgang mit ihren Kunden“, appellierte Wiens. (mho)

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