In ruhigeren Gewässern

19.12.2020

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Gerade in diesem Jahr hat sich wieder einmal gezeigt, dass der Verlauf der Börse manchmal einer Achterbahn folgt. Wesentlich entspannter geht es hingegen auf dem Markt für außerbörsliches Eigenkapital zu. Private Equity und Venture Capital könnten sogar von den Turbulenzen profitiert haben.

Der 12. März 2020 dürfte Beobachtern des Aktienmarktes noch lange in Erinnerung bleiben: An diesem Tag verlor der DAX 1.277,55 Punkte – der höchste Punktverlust in der über 30-jährigen Geschichte des Kursbarometers und mit 12,24 % der zweithöchste prozentuale Tagesverlust. Dabei hatte der Index drei Tage zuvor bereits mit einem Tagesverlust von 916,85 Punkten einen traurigen Rekordwert aufgestellt. Am Markt für außerbörsliches Eigenkapital waren die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie ebenfalls zu spüren – jedoch nicht so stark wie an der Börse. „Auch am Private-Equity-Markt ist die Corona-Krise nicht spurlos vorübergegangen, allerdings blieb der große Einbruch aus. Tatsächlich fielen die Wertansätze der Fonds bei weitem nicht so stark wie die Aktienkurse“, so Katja Dilger. Die Portfoliomanagerin der BVT-Kapitalverwaltungsgesellschaft derigo berichtet zudem, dass auch die Kapitalzusagen an Private Equity-Fonds in diesem Jahr deutlich zurückgegangen seien. Ebenfalls rückläufig war die Entwicklung auf dem Markt für Venture Capital. „Aus früheren Krisen weiß die VC-Branche, dass man zunächst sein Geld zusammenhalten und das Überleben der eigenen Portfoliounternehmen sichern muss. Zu Beginn des Lockdowns im März hielten sich die meisten VC-Investoren deshalb mit Neuinvestitionen sehr zurück“, berichtet Dr. Matthias Kromayer, General Manager der MIG AG. Wie aus Zahlen des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) hervorgeht, hat diese Zurückhaltung jedoch nicht für einen signifikanten Markteinbruch gesorgt. So wurden laut BVK-Halbjahresbericht zwischen Anfang Januar und Ende Juni 1,02 Mrd. Euro in Venture Capital investiert. Damit bewegten sich die Investitionen auf dem Niveau der beiden Halbjahre des Vorjahres, als 0,87 bzw. 1,05 Mrd. Euro in VC investiert wurden.

Markt gewinnt an Dynamik

Inzwischen ist auch wieder deutlich mehr Bewegung in den Markt gekommen. „Nach über einem halben Jahr hat sich die Spreu vom Weizen getrennt. Die Tech-Investoren sehen, dass diejenigen Unternehmen gut durch die Krise kommen, die auf langfristig nachhaltige Geschäftsmodelle setzen. Deshalb gibt es jetzt wieder vermehrt VC- Finanzierungen“, berichtet Dr. Matthias Kromayer, der zudem auf Kundenseite deutlich mehr Dynamik beobachtet. „Insbesondere jene VC-Firmen, die in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie im Stande sind, Start-ups nicht nur anfänglich zu finanzieren, sondern echte Erfolgsgeschichten begleiten, sind auch beim Einwerben von Kapital erfolgreich.“ Eine ähnliche Entwicklung ist bei Private Equity zu beobachten, wo laut Katja Dilger in der zweiten Jahreshälfte Branchenzuversicht auf eine deutliche Zunahme der Zuflüsse besteht. Ihrer Meinung nach könnte das außerbörsliche Eigenkapital sogar in den vergangenen Monaten an Bedeutung hinzugewonnen haben. „Zusammenfassend hat sich Private Equity unseres Erachtens sehr krisenresistent gezeigt. Das können wir auch an der Wertentwicklung unserer institutionellen Fondsportfolien erkennen.“ Ähnlich sieht es Dr. Matthias Kromayer, der meint, dass die Börsenturbulenzen den ein oder anderen Anleger zusätzlich zu einer Investition in die Assetklasse Venture Capital bewogen haben könnten. (ahu)