Geschlossene Fonds als Werterhalts-Strategien

24.09.2013

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Was leisten Sachwertinvestments unter den Gesichtspunkten Inflationsschutz, Langfristigkeit, Vermögenszuwachs und Handelbarkeit?

Trotz Inflationsängsten: Viele Deutsche vertrauen beim Sparen auf ihr Sparschwein oder lagern ihr Geld zuhause. Das ergab kürzlich der „Sparerkompass Deutschland 2013", einer von der Bank of Scotland in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage unter rund 3.400 Deutschen. Ein Drittel der Befragten gab an, größere Summen an Bargeld zuhause zu horten. Das Gefühl der vermeintlichen Sicherheit ist dabei für jeden sechsten Befragten (15 %) das ausschlaggebende Kriterium. „Unsere Studie zeigt, dass das Sicherheitsdenken bei vielen Deutschen besonders ausgeprägt ist. Das ist grundsätzlich sehr positiv, denn viele legen regelmäßig Geld für unvorhergesehene Ereignisse zurück. Wenn die Ersparnisse jedoch zuhause im Sparschwein oder unter der Matratze schlummern, verlieren sie täglich an Wert", sagte Bertil Bos, Managing Director der Bank of Scotland in Deutschland. Werterhalt sieht anders aus, Vermögensaufbau erst recht – vielen Deutschen könnten solche „Sicherheitsmaßnahmen" früher oder später teuer zu stehen kommen.

Als möglicher Inflationsschutz gelten seit jeher Sachwertinvestments,

in der Vergangenheit häufig in Gestalt geschlossener Fonds.

Nach Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) sind

viele Emissionshäuser gerade dabei, sich neu aufzustellen. Einige

wollen in der zweiten Jahreshälfte 2013 neue Fonds starten.

Wir haben einige Initiatoren gefragt, was Sachwertinvestments heute

unter den Gesichtspunkten Inflationsschutz, Langfristigkeit,

Vermögenszuwachs und Handelbarkeit leisten können.

Inflationsschutz

„Sachwertinvestitionen bieten in der Regel eine hohe Form von Inflationsschutz, da sie nicht kurzfristigen Marktschwankungen unterliegen", sagt Alexander Brüning, Geschäftsführer elbfonds Capital GmbH. Wichtig sei aber, in wertstabile Sachwerte zu investieren, die in umsichtige Konzeptionen, konservative Kalkulationen und nachvollziehbare Investitionsstrategien eingebunden sind. Nach Einschätzung von Wolfgang Dippold, geschäftsführender Gesellschafter PROJECT Investment Gruppe, sind Sachwertinvestments gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase ein wichtiger Baustein, um Vermögengegen den Kaufkraftverlust zu sichern. „Von vielen Anlegern wird nach wie vor unterschätzt, dass die reale Inflationsrate deutlich höher als die statistische Inflationsrate liegt und Kapitalvermögen sukzessive entwertet", so Dippold. Bei Immobilien ist Inflationsschutz gegeben, wenn die Mietverträge entsprechende Regelungen enthalten. „Das ist insbesondere bei gewerblichen Mietverträgen üblich", erklärt Angelika Kunath, Geschäftsführerin FHHI GmbH & Co. KG. Gleichwohl müsse berücksichtigt werden, dass in schwierigen Marktphasen Mietanpassungen nicht immer durchsetzbar seien.

Langfristigkeit

„Sachwertinvestments sind in der Regel langfristige Beteiligungen mit einer Laufzeit von mehreren Jahren. So können Volatilitäten innerhalb der Assetklassen über die Dauer des Investments ausgeglichen werden", erklärt Dr. Torsten Teichert, Vorstandsvorsitzender Lloyd Fonds AG. Allerdings würden Haus- oder Schiffspreise zyklischen Schwankungen unterliegen, so dass es darauf ankomme, zum richtigen Zeitpunkt zu kaufen und zu verkaufen. Für Gabriele Volz, Geschäftsführerin Wealthcap GmbH, ist der große Vorteil von Sachwertinvestments, dass Investoren weitreichende Planungssicherheit haben und mit stabilen Erträgen rechnen können, weil die Verträge meist über einen Zeitraum von zehn Jahren laufen: „Die Erträge kommen in den meisten Fällen regelmäßig und sind damit planbar." Im Immobilienbereich gibt es noch eine weitere Bedeutung des Begriffs „Langfristigkeit": Laut Kunath sollten Investments in Bestände langfristig geplant werden. „Der Kauf/Verkauf einer Immobilie ‚unter Druck' funktioniert nicht bzw. nur mit Abschlägen. Wer bei Transaktionen die Marktzyklen professionell ausnutzen möchte, braucht unter Umständen den ‚langen Atem' ", erklärt sie.

Vermögenszuwachs

„Zahlreiche Studien belegen, dass Sachwertinvestments im Durchschnitt einen attraktiven Vermögenszuwachs generieren", stellt Dr. Teichert fest. So ergab eine Untersuchung der Fondsmedia GmbH, dass 70 seit dem Jahr 2001 emittierte und inzwischen aufgelöste Immobilienfonds die Ergebnisse repräsentativer Wertpapierindices bei einer halbierten Volatilität deutlich übertreffen. Im Bereich Wohnimmobilien bieten Projektentwicklungen laut Dippold deutlich höhere Renditen als der Direkterwerb – bei reiner Eigenkapitalfinanzierung verbunden mit einer hohen Stabilität. „Kommt gleichzeitig eine breite Diversifikation hinzu, ist die Anlagesicherheit nochmals erhöht", sagt er. Brüning weist allerdings darauf hin, dass sich die Branche in puncto Vermögenszuwachs auf angepasste Werte einstellen müsse, wenn die richtigen Lehren aus den letzten Jahren gezogen wurden. „Aus unserer Sicht sollte von allen Marktteilnehmern dem realistischen Vermögenszuwachs und den entsprechend angepassten Auszahlungen der Vorzug gegeben werden, als nach wie vor hohe zweistellige Auszahlungen zu bevorzugen bzw. zu erwarten", mahnt er.

Handelbarkeit

„Sachwertbeteiligungen sind langfristig angelegte Investments, die nur eingeschränkt handelbar sind. Durch diese Struktur bleiben langfristige Anlageformenwie z. B. eine Immobilie im Charakter erhalten. Anleger, die vorzeitig aussteigen möchten, können dies über den Zweitmarkt tun", erklärt Volz. Aus Sicht von Dr. Teichert zeichnen sich Investitionen in geschlossene Beteiligungen bisher durch ihre Langfristigkeit aus. Allerdings sei kein Anleger verpflichtet, die Beteiligung über die gesamte Laufzeit zu halten, da Anteile über den Zweitmarkt veräußert werden können. Teichert erwartet, dass in Zukunft die Liquidität der Beteiligungen von entscheidender Bedeutung sein wird. Brüning geht davon aus, dass sich die Handelbarkeit von Sachwertinvestitionen durch das Inkrafttreten der AIFM-Richtlinie verbessern wird, da die Anbieter ihre Assets künftig transparenter darstellen müssen, als dies bisher gesetzlich gefordert war. „Ob bei den zukünftigen AIF jedoch das Niveau der Handelbarkeit erreicht werden kann, wie es bei offenen Investmentfonds der Fall ist, bleibt abzuwarten", sagt er.

(Kim Brodtmann)

Werterhalt - Printausgabe 05/2013