Femtech: Großes Potenzial, (noch) wenig Kapital

12.11.2021

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Nur drei Prozent aller Investitionen im Bereich Healthtech sind 2020 in Femtech geflossen – also in Unternehmen, die sich speziell mit der Gesundheit von Frauen beschäftigen. Dabei gibt es einen riesigen Markt mit weltweit rund vier Milliarden potenziellen Kundinnen. Zudem deuten verschiedene Zahlen darauf hin, dass die Zielgruppe äußerst kaufwillig wäre. Für die bisherige Zurückhaltung der Investoren gibt es überraschende Erklärungen.

Überraschend zumindest dann, wenn wir annehmen, dass professionelle Groß-Investoren rationale Entscheidungen treffen, die auf Zahlen, Daten, Fakten basieren. Denn so gesehen spricht sehr viel für eine in Tech-Lösungen für die weibliche Gesundheit: Laut Analysehaus PitchBook geben Frauen pro Jahr nämlich rund 500 Milliarden Dollar für Medizinprodukte aus. Doch nur klägliche 14 Milliarden Dollar wurden insgesamt in Femtech investiert – nicht pro Jahr, sondern seit Entstehung des Geschäftsfeldes. Woran liegt das? Ein guter Grund wäre, wenn sich herausstellt, dass Frauen in Gesundheitsfragen einfach Tech-Muffel sind. Allerdings liegt laut Nachrichtenmagazin „The Economist“ die Wahrscheinlichkeit der Nutzung von Healthtech bei Frauen sogar um 75 % höher als bei Männern.

Femtech-Erfolgsstrategien

Kathrin Werner, Kolumnistin bei der Süddeutschen Zeitung, sieht die Herausforderung schlichtweg darin, dass die meisten Investoren Männer sind. Dies identifiziert sie als ernste Hürde. Denn die Forschung zeige, dass Männer ihr Kapital am liebsten denjenigen geben, die sich etwas an sie selbst erinnern, also ebenfalls Männer sind. Doch die allermeisten Femtechs werden nunmal von Frauen gegründet.

Es geht sogar noch weiter: Angeblich finden viele männliche Investoren die Femtech-Themen rund um Menstruation, Schwangerschaft und weibliche Körperflüssigkeiten eklig, peinlich oder uninteressant. Das behaupten zumindest viele der Gründerinnen. Anscheinend lässt sich sogar der Branchenname „Femtech“ darauf zurückführen. Den Begriff hat Ida Tin geprägt. Die Gründerin von Clue, einer App, mit der Nutzerinnen ihre fruchtbaren Tage herausfinden können, wollte den Investoren ein neutrales Sammelwort anbieten, um die Vermarktung zu erleichtern. Auch Gründerin Tijen Onaran rät Unternehmerinnen, mit Investoren so zu kommunizieren, dass diese sich nicht ekeln. Ihr Tipp: Über Zahlen und Wachstumschancen reden. Allerdings könnte es auch hier komplizierter werden.

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