Europameisterschaft und Olympia – wie sportlich läuft dazu noch die Börse?

12.07.2021

Dr. Markus C. Zschaber, Geschäftsführender Gesellschafter, V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft / Foto: © V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, Dr. Markus C. Zschaber mbH

2021 kann man nach so einer langen Zeit ohne Sportgroßveranstaltung mit Fug und Recht als das Jahr des Sports bezeichnen, denn gleich zwei Mega-Events hat es zu bieten. Da ist zum einen die jetzige Europameisterschaft und nur kurze Zeit später steht Olympia vor der Tür. Zwei Feste der Superlative – vielleicht auch für Börsianer.

Die derzeit laufende Fußball-Europameisterschaft unterscheidet sich in vielen Punkten von früheren Veranstaltungen. Nicht zuletzt irritiert, dass sie Euro 2020 heißt, obwohl sie offenkundig 2021 stattfindet. Corona hat offenbar sogar seine Auswirkungen auf den Fußball, denn besonders ist diesmal vor allem, dass bis kurz vor Beginn des Turniers die Vorfreude im ansonsten fußballverrückten Deutschland – und nicht nur dort – erstaunlich gering war. Zwar waren die Auftritte der deutschen Mannschaft bislang eher durchwachsen, die erste Fußball-Lethargie hat sich allerdings mittlerweile gelegt. Doch das allgemeine Interesse am Turnier hat in den vergangenen zwei Wochen enorm zugelegt, dies lässt sich besonders an der Berichterstattung in den Medien, an der Resonanz in den sozialen Netzwerken und auch an den Gesprächen im Bekanntenkreis feststellen.

Freuen dürften sich darüber in erster Linie die Sponsoren und Ausrüster. Gerade für Letztere ist so eine EM die ganz große Bühne, zeigen doch die Kicker auf dem Rasen einem Weltpublikum, was sie in Trikots von Nike oder mit Schuhen von Puma alles mit einem Ball von Adidas anstellen können.

Freuen dürfte sich die Branche aber über noch etwas anderes: Nach einem Jahr 2020, in dem es Corona-bedingt keine Sportgroßveranstaltung gab, gibt es in diesem Jahr gleich zwei davon, schließlich finden ja auch noch die Olympischen Spiele in Tokio statt. Bei beiden Events sind die beiden größten Ausrüster, Nike und Adidas, prominent vertreten. Beim Fußball-Turnier etwa stattet Nike neun Nationalteams mit Trikots aus, Adidas immerhin acht. Dieser Vorsprung von Nike wird an der Börse noch deutlicher: Während Adidas mit einer Marktkapitalisierung von 57 Milliarden Euro bewertet wird, sind es bei Nike stattliche 211 Milliarden US-Dollar. Überhaupt zeigt der Branchenprimus derzeit am eindrucksvollsten, wie sehr die Corona-Erholung die Sportartikelbranche befeuert: Zum einen lagen die Erlöse von Nike im jüngsten Quartal mit rund 12,3 Milliarden Dollar nahezu doppelt so hoch wie im Vorjahr. Zum anderen schlug das Unternehmen damit die Erwartungen der Analysten recht deutlich. Besonders bemerkenswert: Der Nike-Aktienkurs hat bereits wieder das Niveau vor der Corona-Krise stark übertroffen.

Davon ist Adidas noch ein Stück entfernt, bis zum Hoch vom Januar 2020 fehlen der Notierung der Herzogenauracher derzeit rund 5 Prozent. Dass es bei der Aktie nicht so rund läuft wie bei Erzfeind Nike, liegt unter anderem an der lange Zeit unsicheren Entwicklung beim ewigen Adidas-Sorgenkind, der US-Tochter Reebok. In diesem Jahr soll Reebok veräußert werden und es gibt offenbar einige Bieter – das könnte der Aktien Luft verschaffen.

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