Es gibt den „Change“

24.04.2019

Alexandra Markovic-Sobau, Generalbevollmächtige der HALLESCHE Krankenversicherung a. G. / Foto: © HALLESCHE

Trotz händeringender Suche nach qualifiziertem Personal nehmen sich Wille und Bereitschaft, einem Topmanagement unter weiblicher Führung echte Chancen einzuräumen, nach wie vor äußerst bescheiden aus. So mangelt es in den Entscheidungsgremien fast aller Konzerne zahlenmäßig weiterhin nur an einem nicht: Männern. Dabei gilt mithin als wissenschaftlich erwiesen, dass es zuvorderst gemischte Teams in den Chefetagen sind, über die sich beste Resultate erzielen lassen. Grund genug also für eine exklusive Portraitserie, über die uns erfolgreiche Frauen in Führungspositionen ungeschminkte Einblicke zu Berufserfahrung, Karriereambitionen und privaten Vorlieben schenken.

Zielstrebig, kommunikativ, dynamisch – manchmal ungeduldig! Diese markanten Begriffe charakterisieren ihre Berufseinstellung nach eigenem Bekunden am besten: Alexandra Markovic-Sobau, Generalbevollmächtigte der HALLESCHE Krankenversicherung a. G. mit Sitz in Stuttgart. In dazugehöriger Funktion als Vertriebsleiterin zeichnet sie damit aktuell für nicht weniger als 100 Mitarbeiter unter dem Dach der Traditionsmarke ALTE LEIPZIGER – HALLESCHE Verantwortung. Bereits ein erster Blick auf ihre Vita legt zudem offen, dass ihr beruflicher Werdegang praktisch seit Beginn sehr eng mit dem Versicherungsmetier verknüpft ist. So war die gebürtige Bielefelderin neben Stationen bei renommierten Versicherern (Continentale, Wüstenrot & Württembergische) zwischenzeitlich u. a. nebenberuflich Fachtrainerin beider Deutschen Makler Akademie (DMA)zum Themenkomplex Vorsorge/Private Krankenversicherung. Zu alledem engagiert sich die diplomierte Betriebswirtin neben ihrer Hauptaufgabe bei der HALLESCHEN bereits seit rund 15 Jahren als (nebenberufliche) Hochschuldozentin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Die Eingangsfrage nach der eigentlichen Berufung, die sie hinter ihrem Engagement sieht und von ihr wie folgt beantwortet wird: „…sowohl den einzelnen Menschen als auch seine gesamte dahinterstehende Organisation in eine Weiterentwicklung zu bringen, diese anschließend zu begleiten und bei Erfolg, gemeinsam die nächste Weiterentwicklungsstufe zu ermitteln und denselben Prozess dann von neuem an-zustoßen…“, macht Lust auf mehr über ihre persönliche Einstellung zum Thema Frau und Karriere zu erfahren.

finanzwelt: Nicht nur die aktuelle All-Bright-Studie zum Thema „Frauen und Top-Management“ bescheinigt Deutschland die unrühmliche Schlusslichtposition im weltweiten Konzernvergleich der Industrienationen. Im Besonderen die Finanz- und Versicherungsbranche entpuppt sich dabei nach wie vor und auf praktisch allen Ebenen als mehr oder minder ausgeprägte Männerdomäne. Woran liegt das Ihres Erachtens?

Alexandra Markovic-Sobau: Zum einen liegt es an der Branche an sich. Die Finanz- und Versicherungsbranche ist eine historisch gewachsene Branche, die aufgrund der früheren Geschlechterrollen durch Männer besetzt war. Zum anderen liegt es an den Frauen selbst. Viele Frauen schrecken aufgrund einer familiären Doppelbelastung vor eine Führungsaufgabe zurück. Auch ist oftmals zu beobachten, dass Frauen selbstkritischer auf Stellenausschreibungen reagieren. So bewerben sie sich oft nicht, weil Sie befürchten, nicht 100 % des ausgeschriebenen Anforderungsprofils erfüllen zu können. Männer sind in der Regel da nicht so zurückhaltend. Hier erleben wir jedoch aktuell einen Change, der unter anderem auf das gewandelte Frauenbild in Gesellschaft und Familie zurückzuführen ist.

finanzwelt: Hat sich in Sachen Karrierechancen für Frauen also generell schon was zum Besseren hin bewegt?

Markovic-Sobau: Ja. Ich denke da vor allem an den Aspekt der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Vor einigen Jahren war es in vielen Unternehmen noch undenkbar, dass eine Führungskraft nur Teilzeit beschäftigt war. Hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Viele Unternehmen bieten in Zusammenarbeit mit spezialisierten Agenturen die Möglichkeit der Vermittlung von zertifizierten Fachkräften zur Kinderbetreuung. Zudem wird das mobile Arbeiten und die Telearbeit immer mehr ausgebaut, so dass die Arbeit noch flexibler gestaltet werden kann. Außerdem befinden wir uns aktuell in einem umwälzenden Change hin zur Digitalisierung. Im Zuge dessen kommen neue Geschäftsmodelle hinzu und bestehende Strukturen werden grundlegend aufgebrochen. Diese Transformation bietet viele Möglichkeiten zur aktiven Gestaltung und bringt attraktive Berufsbilder für Frauen mit sich – auch in den Führungsreihen.

Wie unterschiedlich die Führungskompetenzen von Mann und Frau sind, lesen Sie auf Seite 2