Ein konsequenter Schritt

11.10.2015

Die ERGO steigt aus dem Geschäft mit konventionellen Lebensversicherungen aus. Damit bricht einer der ganz Großen der Lebensversicherungsbranche mit einer jahrzehntelangen Vorsorgetradition.

Und setzt ein weiteres Signal für den Markt. finanzwelt sprach über diesen Schritt mit Dr. Johannes Lörper, Mitglied des Vorstands der ERGO Lebensversicherung AG.

finanzwelt: Herr Dr. Lörper, ganz überraschend kam dieser Schritt nicht. Aber was hat Sie bewogen, nun endgültig aus der klassischen Lebensversicherung herauszugehen?

Dr. Lörper: ERGO hat bereits 2013 moderne Lebensversicherungsprodukte mit und ohne Garantie an den Markt gebracht. Im Januar 2015 haben wir auch unsere betriebliche Altersvorsorge auf Basis der „ERGO Rente Garantie“ aufgesetzt, die „ERGO Betriebsrente Garantie“. Der kürzlich angekündigte Schritt ist also eine konsequente Fortsetzung der schon seit zwei Jahren eingeleiteten Entwicklung.

finanzwelt: Warum sind Sie diesen Schritt nicht schon vor zwei Jahren gegangen?

Dr. Lörper: Als wir 2013 die neue Produktlinie ins Portfolio aufgenommen haben, haben wir die klassischen Tarife bewusst offengehalten. Wir wollten Markt und Kunde entscheiden lassen, welchem Konzept er den Vorzug gibt und nicht einen zwanghaften Verkaufsprozess auslösen. Mittlerweile ist die Nachfrage nach den klassischen Produkten gering, so dass wir uns diese Komplexität für die Zukunft sparen wollen. Wir bieten also weiterhin Produkte mit Garantie an, doch werden wir die klassische Lebensversicherung ab dem 01.01.2016 nicht mehr anbieten. Ausgenommen davon sind sämtliche Risikoversicherungsprodukte einschließlich Sterbegeld, sofort beginnende Rente, klassische Rückdeckungsversicherungen.

finanzwelt: Und was wird aus der Beitragsgarantie bei Riester-Verträgen?

Dr. Lörper: Wir bieten auch Riester weiter an, aber im Laufe des nächsten Jahres nicht mehr über die ERGO Lebensversicherung, sondern unter dem Dach unserer Tochter, der VORSORGE Lebensversicherung AG. Sie ist erfahren in der Verwaltung von Riester-Verträgen. Unser Ziel ist es, zu vereinfachen und die Produktentwicklung und Betreuung dort zu bearbeiten, wo es am sinnvollsten ist. Für Riester ist das bei ERGO eben die Tochter VORSORGE. Hier werden wir selbstverständlich die hohen Qualitätsansprüche an die Garantie des Beitrags erfüllen. Zusätzlich bekommt der Kunde die Chance, an positiver Kapitalmarktentwicklung teilzuhaben.

finanzwelt: Hat sich denn aktuell das Kundenverhalten verändert?

Dr. Lörper: Ein wichtiger Aspekt für die Entscheidung zu einer Altersvorsorge modernen Zuschnitts ist bei vielen Kunden nicht mehr die bisher übliche Garantie über die gesamte Laufzeit des Vertrages, sondern der Erhalt der eingezahlten Beiträge und die Sicherheit einer lebenslangen Zahlung. Für „ERGO Rente Garantie“ gilt: Anders als bei der Klassik gibt es die Garantie nicht auf den Sparanteil, sondern auf den Erhalt der Bruttobeiträge bei einer Laufzeit von mindestens 15 Jahren. Das heißt: Der Kunde bekommt mindestens die eingezahlten Beträge zurück. Für die Kunden ist die Garantie bei einem Rechnungszins von 1,25 Prozent für wenige Laufzeiten geringer als beim „ERGO Rente Garantie“-Modell – für die anderen Laufzeiten nur unwesentlich höher als der Beitragserhalt. Das liegt daran, dass die Garantieverzinsung nur auf den Sparanteil gegeben wird, während der Beitragserhalt für den Gesamtbeitrag gewährleistet. (hwt)

finanzwelt 05/2015