Die Qual der Wahl in der GKV

15.10.2014

Die Experten für Gesundheitsthemen und gesetzliche Krankenversicherung werden gefragt sein. Mit dem Wettbewerb unter den Kassen über Zusatzbeiträge und Sonderleistungen ist guter Rat nötig.

2014-10-16 (fw/db) Die gesetzlichen Krankenkasse (GKV) in Deutschland wird ab 2016 einen verschärften Wettbewerb zwischen den einzelnen Anbietern und Trägern erleben. Trotz dem Recht auf Wechsel der Krankenkasse, können die Versicherten nur am Anfang noch selbst einen günstigen Anbieter mit einem geringen Zusatzbeitrag und einigen Sonderleistungen finden. Auf Dauer wird das immer schwieriger werden. Ohne fachlichen Rat von sachkundigen Experten für Krankenversicherung und Gesundheitsvorsorge wird das sogar sehr schwer.

Zusatzbeiträge fressen Beitragssenkung vollständig auf

Der Beitrag zur GKV bleibt im kommenden Jahr stabil, könnte in den Folgejahren aber deutlich steigen. Die vom Gesetzgeber beschlossene Beitragssenkung von 15,5 auf 14,6 Prozent dürfte durch Zusatzbeiträge der einzelnen Kassen von durchschnittlich 0,9 Prozentpunkten in 2015 weitgehend aufgezehrt werden. Zu diesem Ergebnis kam der Schätzerkreis von Bundesversicherungsamt, GKV und Bundesgesundheitsministerium.

Die 0,9 Prozentpunkte entsprechen elf Milliarden Euro. Diese Summe wird der GKV in Zukunft fehlen. Die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, erklärte zu dem Schätzergebnis: "Wir gehen davon aus, dass künftig alle Kassen einen Zusatzbeitrag nehmen müssen. Gleichzeitig steigen die Leistungsausgaben weiter." Die Finanzierungslücke könne nur über die Zusatzbeiträge der einzelnen Krankenkassen geschlossen werden.

Durch die Beitragssatzsenkung zum 1. Januar 2015 und die Möglichkeit, dann den Zusatzbeitrag selbst zu bestimmen, will der Gesetzgeber mehr Wettbewerb zwischen den einzelnen Krankenkassen erreichen. Die Versicherten können künftig vergleichen, welche Kasse das günstigere Angebot hat. Das könnte sich lohnen, denn 20 der rund 130 gesetzlichen Krankenkassen haben bereits angekündigt, aufgrund ihrer stabilen Kassenlage einen Zusatzbeitrag unter den 0,9 Prozentpunkten anbieten zu können.

Gesundheitsfonds verteilt Milliarden

Für das Jahr 2015 rechnet der Schätzerkreis mit Einnahmen des Gesundheitsfonds, aus dem die Kassen ihren jeweiligen Anteil erhalten, von 198,3 Milliarden Euro. Der Bundeszuschuss beträgt demnach rund 11,5 Milliarden Euro. Die Ausgaben der Krankenkassen werden mit 209,5 Milliarden Euro veranschlagt. Das Ministerium legt den rechnerischen durchschnittlichen Zusatzbeitrag auf Basis der Schätzung per Verordnung bis zum 1. November des Jahres fest.

Das Bundesgesundheitsministerium erklärte, der individuelle Zusatzbeitrag einer Krankenkasse "richtet sich zum Beispiel danach, wie wirtschaftlich eine Kasse arbeitet und ob die Kassen ihre hohen Finanzreserven von rund 16 Milliarden Euro im Sinne der Versicherten nutzen".

Entlastung der Versicherten als unsicheres Versprechen

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte immer wieder versprochen, dass durch die Gesetzesänderung Millionen von Versicherten entlastet würden. Das gilt es jetzt abzuwarten.

Dietmar Braun