Deutschland wieder der "kranke Mann Europas?"

25.10.2019

Nicola Mai, Portfoliomanager und Leiter European Sovereign Credit Research bei PIMCO / Foto: © PIMCO

In den zurückliegenden 15 Jahren hat sich Deutschland vom „Kranken Mann Europas“ zum wichtigsten Wachstumsmotor der Region entwickelt. Die Weichen wurden im vorangegangenen Jahrzehnt gestellt, als Deutschland nicht nur die wichtigsten Herausforderungen der Wiedervereinigung bewältigte, sondern auch die Wirtschaft auf eine Weise reformierte, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit maßgeblich verbesserte.

Während Deutschland andere Volkswirtschaften in den vergangenen Jahren spürbar hinter sich ließ – vor allem zu einer Zeit, als viele Euro-Länder in der Staatsschuldenkrise steckten –, weisen die aktuellen Entwicklungen in die entgegengesetzte Richtung. In einer zunehmend protektionistischen Welt, die von eskalierenden Handelsspannungen geplagt ist, wird die deutsche Wirtschaft eindeutig in Mitleidenschaft gezogen.

So folgt der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland einem steilen Abwärtstrend, wobei die Erwartungskomponente – die eine hohe Korrelation mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufweist – im September auf den niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt sank. Diese Entwicklung ging mit einem Rückgang des Einkaufsmanagerindex (EMI) auf 48,5 Zähler einher, worin sich eine direkte Abkühlung der Wirtschaftsaktivität widerspiegelt. Zusammengenommen deuten die EMI- und ifo-Indizes zum Ende des dritten Quartals auf ein negatives Quartalswachstum in der Größenordnung von annualisierten –1,5% hin, wie Abbildung 1 veranschaulicht.

Abbildung 1

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