Cum-Ex-Skandal: Das überraschende erste Geständnis

18.01.2022

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Im größten Steuerraub der Geschichte Europas kommt es zu einer handfesten Sensation: der erste Ex-Manager der Warburg Bank gesteht seine Verbrechen im Cum-Ex-Skandal. Wie gefährlich wird das für Bundeskanzler Olaf Scholz?

„Daran kann ich mich nicht erinnern!“ Fans des Hollywood-Kultfilms „Wolf of Wall Street” kennen diese Art der Realitätsverweigerung bei Wirtschaftskriminalität. Ähnlich unkooperativ zeigten sich bislang die angeklagten Ex-Führungskräfte der Hamburger Warburg Bank. So bestand der ehemalige Generalbevollmächtigte des Geldhauses bis zum bitteren Ende auf seiner Unschuld. Der Richter sah das anders und verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten – was allerdings noch nicht rechtskräftig ist. Der aktuelle Fall drohte schon eine vergleichbare Entwicklung zu nehmen, da platzte die Bombe: der ehemalige Top-Banker gestand! Zur Info: Allein in diesem Fall geht es um Steuerraub in Höhe von 109 Mio. Euro.

Zuerst hatte der Ex-Manager bestritten, wissentlich im Skandal mitgewirkt zu haben. Doch dann führten die bohrenden Nachfragen des Gerichts zur Wende: er gab zu, bewusst Taten in den Cum-Ex-Geschäften verschleiert zu haben. Seine Arbeit habe die Projekte erst ermöglicht. Warum er das tat? Aus Angst, bei einer Kooperationsverweigerung ins berufliche Aus zu geraten, erklärte er dem Gericht. Mit diesem Geständnis hat er nun zumindest gute Chancen auf eine mildere Strafe als seine uneinsichtigen Ex-Kollegen.

Bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dürfte das für Unruhe sorgen. Denn die Aussagen des einstigen Bankers werden mit Sicherheit Einfluss haben auf den Hamburger Untersuchungsausschuss, der derzeit die Verwicklungen von Scholz in den Skandal untersucht. Zur Zeit der Cum-Ex-Geschäfte der Hamburger Warburg Bank war Scholz pikanterweise Bürgermeister der Hansestadt und hat sich mehrfach mit einem der Warburg-Gesellschafter getroffen. Besonders unschön für Scholz: Das Hamburger Finanzamt hat zuerst auf Steuern in dreistelliger Millionenhöhe verzichtet. Erst auf Druck vom Bund wurde der fehlende Betrag letztlich eingetrieben. (sh)