Carmignac Patrimoine – der Untergang eines Flaggschiffs?

31.01.2022

Petra Ahrens, Vorstand der MAIESTAS Vermögensmanagement AG / Foto: © Petra Ahrens

Wer sich in der Finanzwelt aufhält, kennt ihn… das Flaggschiff von CARMIGNAC GESTION den Carmignac Patrimoine. Der am 07. November aufgelegte Fonds wurde lange Zeit selbst vom Gründer Èdouard Carmignac persönlich verwaltet.

Das Management setzt bei diesem weltweit ausgewogenen Mischfonds auf Unternehmergeist, aktives Management und Erfahrung. Die Krönung der Fondsverwaltung erreichte der Fonds im Crash-Jahr 2008, dem Jahr der Lehman-Brother-Pleite, wo der Fonds als Ausnahmeerscheinung mit einem Plus hervorging, während die internationalen Indizes Verluste von mehr als 20 % erlitten. Der Fonds erhielt somit seinen Legendenstatus und die Anleger kamen in Scharen und machten ihn zwischenzeitlich zum größten Fonds Europas.

Das Problem ein „Großer“ zu sein

Von 1989 bis zum Frühjahr 2015 erzielte das Fondsmanagement über 800 % Rendite, jährlich 6-8 %, womit dieser Mischfonds zurecht seinen Legendenstatus erhielt. Mehr als eine Million Menschen legten ihr Geld durch diesen Fonds an den Börsen an. Mit zwischenzeitlich 27 Mrd. Euro war der Carmignac Patrimoine einer der größten Mischfonds der Welt.

Im Sommer 2013 stürzte der Fonds das erste Mal mit knapp 40 % ab und verlor das Vertrauen seiner Anleger. Hinzu kamen erste Gerüchte, dass sich Gründer Èdouard Carmignac allmählich aus dem Fondsmanagement zurückzieht und an ein kompetentes Fondsmanagement übergibt. 2018 wurde dann der vollständige Rückzug des Gründers offiziell bekannt.

Seit ca. fünf Jahren dümpelt der Fonds mehr oder weniger vor sich hin und fällt immer mehr im Vergleich zum Sektorendurchschnitt anderer weltweit ausgewogener Mischfonds zurück. Kumuliert auf 5-Jahressicht liegt der Carmignac Patrimoine bei knapp 8 % Rendite, hingegen der Sektor mit 22 % aufweisen kann. Noch gravierender wird die Jahresbetrachtung, wo der Carmignac sogar mit leichtem Verlust aufwartet, andere vergleichbare Fonds im Schnitt bei fast 10 % Rendite liegen.

Ob die Gründe alleinig im Rückzug des Gründers liegen ist fraglich, da das Management-Team ebenfalls auf jahrelange Expertise zurückgreifen kann. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Scharen von Anlegern und Geldern, die dem Fonds zugeflossen sind, das einst so flexible Schiff in träge und unbewegliche Fahrwasser gebracht haben. Man kann sich gut vorstellen, dass ein Fonds mit über 20 Mrd. Euro nicht schnell an geänderte Marktsituationen anzupassen ist. Hinzu kommt, dass der Fonds 50 bis 100 % in festverzinsliche und/oder variable Anleihen und Geldmarktprodukte investieren MUSS. Damit sind dem Fondsmanagement in Zeiten der Nullzinspolitik die Hände gebunden, wo vergleichbare Mischfonds freier agieren können.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet ….

Der Carmignac Patrimoine hat mittlerweile „nur noch“ ein Volumen von ca. 11 Mrd. Euro. Das Fondsmanagement leistet weiterhin gute Arbeit. Kurzfristig, auf ein Jahr betrachtet, und auch auf Zehnjahressicht liegt der Fonds jedoch eindeutig hinter dem Sektorendurchschnitt der anderen Mischfonds. Anleger tun daher gut daran, sich vergleichbare Fonds anzuschauen und den ehemaligen Legendstatus ernsthaft in Frage zu stellen.

Gastbeitrag von Petra Ahrens, Vorstand der MAIESTAS Vermögensmanagement AG in Köln

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