Burnout gibt es auch beim Versicherer

01.03.2015

Die Mitarbeiter und Führungskräfte der Assekuranz leben am Arbeitsplatz auch nicht sicherer als in anderen Branchen. Diese überraschende Erkenntnis liefert eine neue Studie zum Burnout-Syndrom.

2015-03-02 (fw/db) Bei der „Deutschen Versicherungsbörse“ (dvb Dienstleistungs-GmbH) kann ab sofort eine Studie bezogen werden, die das Thema „Burnout in der Versicherungswirtschaft“ untersucht.

Die Ursachen und Ausprägungen für Burnout können, so die Studienergebnisse, können sehr vielfältig sein und nicht jeder reagiert auf die verschiedenen Faktoren auf die gleiche Weise. Das Burnout-Syndrom taucht nicht plötzlich "aus dem Nichts" auf. Ein Burnout-Syndrom sei das Resultat von verschiedenen Stressfaktoren, die unter Umständen über einen langen Zeitraum einwirken müssen, bevor es von anderen oder von den Betroffenen selbst als Krankheit wahrgenommen wird.

Die Stressfaktoren, die zu einem Burnout-Syndrom führen, können sowohl im Berufsleben als auch im Privatleben auftreten. In der Studie haben sich die Autoren in einer repräsentativen Umfrage mit verschiedenen Stressfaktoren im Berufsleben befasst und verschiedene Mitarbeitergruppen (Führungskräfte, Sachbearbeiter) von Versicherungsunternehmen befragt, wie stark sie die jeweiligen Faktoren wahrnehmen und bewerten.

Belastungen am Arbeitsplatz als Ursache

Bei der Frage nach belastenden Umständen am Arbeitsplatz, fühlen sich die Hälfte der Befragten von Unterbrechungen, Störungen und Ablenkungen stark bis sehr stark belastet. Etwa 40 Prozent gaben an, dass Bewegungsmangel ein großes bis sehr großes Problem darstellt.

Die Frage nach Belastungen bei der täglichen Arbeit ergab, dass einige Faktoren von mehr als der Hälfte der Befragten als belastend bis sehr belastend wahrgenommen werden. Diese sind:

1. Termin- und Leistungsdruck,

2. zu große Arbeitsmengen,

3. uneffektive Besprechungen,

4. hohes Arbeitstempo,

5. hohe Verantwortung und

6. geringe Planbarkeit der Arbeit

Am wenigsten belastend empfanden die Umfrageteilnehmer die Faktoren Angst Fehler zu machen und schwierige Entscheidungen zu treffen. Wobei diese Aussage relativ zu betrachten ist, denn auch hier gaben immerhin noch etwas über ein Viertel der Befragten an, stark bis sehr stark davon belastet zu sein.

Probleme bei der Teamarbeit belasten

Bei der Frage nach der Teamsituation konnten die in der Studie Befragten angeben, inwieweit sie den vorgegebenen Aussagen zustimmen. Dabei ergab sich, dass bei den meisten die nachfolgenden Aussagen selten, teilweise oder fast nie zutreffen:

-        Bei uns ist genügend Zeit, um – von außen heran getragene – innovative Projekte durchführen zu können. (55 Prozent)

-        Der Informationsfluss funktioniert bei uns einwandfrei, Informationen werden von den Zuständigen weitergeleitet, einen „Flur-Funk“ gibt es nicht. (40 Prozent)

-        "Bei uns ist klar wer für welche Aufgaben zuständig ist." (65 Prozent)

-        "Für fachliche Gespräche ist ausreichend Zeit." (65 Prozent)

Herausforderung Betriebsklima und Zukunftserwartung

Zum Betriebsklima konnten über 60 Prozent der Befragten angeben, dass der Umgangston untereinander zumindest häufig freundlich und offen ist. Dagegen konnten nur ein Drittel der Befragten bestätigen, dass es Events gibt, die den Zusammenhalt fördern.

Die Zukunftserwartung sieht leider nicht positiv aus, fast die Hälfte der Befragten denken, dass sich ihre Situation etwas oder sogar deutlich verschlechtern wird. Nur 25 % gaben gegenteiliges an.

Die Favoriten bei den Verbesserungsvorschlägen

Ansätze zu Verbesserung der Situation sehen die meisten Befragten in den Punkten:

- Mehr Anerkennung und Wertschätzung

- Bessere Kommunikation untereinander

- Besseres Führungsverhalten

- Mehr Transparenz

Dagegen glauben die Befragten eher weniger (unter fünf Prozent), dass Freizeitangebote oder ein Kummerkasten ihre Situation verbessern könnten.

Aufschlussreiche Bemerkungen der Befragten zum Thema Burnout

Bemerkenswert sind die zum Schluss der Umfrage abgefragten Bemerkungen zum Thema Burnout. Die Teilnehmer berichten von ihren eigenen persönlichen Erfahrungen sowie ihren Erfahrungen aus dem beruflichen Umfeld.

Dabei wird deutlich, dass das Thema Burnout häufiger vorkommt als allgemein vermutet wird. Immer wieder wird die Verstärkung durch weitere Mitarbeiter angemahnt und es wird vom Wegschauen auf den Führungsebenen berichtet.

Dazu beispielhaft ein Kommentar: „Es gibt unter den Kollegen so viele Anzeichen dafür, was auch den Führungskräften bekannt ist. Dennoch wird einfach weggeschaut und nicht nach gemeinsamen Lösungen gesucht. Man fühlt sich damit einfach alleine gelassen.“

Gibt es Anzeichen für eine Burnout Gefahr unter den Assekuranz-Mitarbeitern?

Die Studienautoren sehen Gefahren. Die Hälfte der Teilnehmer beklage typische Stresssymptome wie Schlafstörungen, körperliche Probleme, Energielosigkeit und Konzentrationsmängel.

Die Leistungsfähigkeit könne bei einer sehr erheblichen Anzahl der Befragten aktuell als deutlich eingeschränkt eingeschätzt werden, warnen die Autoren.

Dietmar Braun

finanzwelt-Empfehlung:

Die Studie vermittelt Hintergrundwissen zum Thema Burnout und gibt durch die persönlichen Bemerkungen der Befragten, am Ende der Studie, authentischen Hinweise, wo die problematischen Spannungsfelder liegen. Auf den Punkt gebracht: lesenswert und absolut zielführend für die Personalverantwortlichen in der Assekuranz.

Die Studie kann auf der Webseite der dvb sowohl von Unternehmen (unternehmensweite Lizenz für 480 Euro zuzüglich USt.) als auch von Privatpersonen (8,90 Euro inklusive USt.) gekauft werden.