Bunt statt weiß

05.06.2014

Es gibt kaum weiße Flecken im Investment-Universum. Der asiatische Kontinent ist weitgehend abgegrast. Afrika mit seiner wirtschaftlichen Vielfalt und demografischen Dynamik bietet Chancen und profitiert vom Vertrauensverlust in manchen klassischen Emerging Markets.

Eine aktuelle Studie der Commerzbank und das jüngste Bullet in der Afrikanischen Entwicklungsbank gehen davon aus, dass die 48 Länder südlich der Sahara in diesem Jahr mit rund 6 % schneller als die meisten anderen Regionen der Welt wachsen und sich folglich zu attraktiven Investitionsmärkten entwickeln würden. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen von Afrika als „verlorenem Kontinent" gesprochen wurde. Der Schwarze Kontinent ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus privater und institutioneller Investoren gerückt. Dafür gibt es schlagkräftige Gründe. So wurde die Verschuldung der öffentlichen Hand durchschnittlich unter 40 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gesenkt und die Inflationsraten liegen bei vergleichsweise niedrigen 5 %, wenn man dies im direkten Vergleich zu „etablierten" Schwellenländern wie Indien sieht. Von Afrika in diesem Zusammenhang als Einheit zu sprechen, greift jedoch zu kurz.

Südafrika, einstmals Liebling der Afrika-Investoren, ist in den Hintergrund gerückt. Im vergangenen Jahr betrug das Wirtschaftswachstum dort weniger als 2 %. Viel zu wenig, um die Arbeitslosigkeit effektiv zu bekämpfen. Offiziell beträgt die Arbeitslosenquote 25 %, tatsächlich sind es wohl eher um die 40 %. Präsentiert sich Südafrika in vergleichsweise schlechter Verfassung, so sind viele Subsahara-Staaten in der Anlagegunst aufgestiegen. Subsahara-Afrika holt in größeren Schritten auf. Die stetigen Investitionen in die Förderung natürlicher Ressourcen wie Öl, Gas, Edel- und Industriemetalle sowie eine immer wohlhabendere Mittelschicht sind zuletzt die Treiber des Wachstums gewesen, schreibt die Weltbank. Im Frühjahr 2014 verdrängte Nigeria erstmals Südafrika als stärkste Wirtschaftsmacht auf dem Schwarzen Kontinent. „Nigerias Wirtschaftsboom steht stellvertretend für manch andere Staaten Afrikas, die seit Jahren mit Wachstumsraten von mehr als 5% aufwarten. In den letzten Jahren haben sich neue Branchen entwickelt beziehungsweise vorhandene weiterentwickeln können. Nigeria war in erster Linie durch seine immensen Ölvorräte bekannt. Heute sehen wir hingegen beim Finanz- und Konsumsektor enormes Wachstumspotenzial", sagt Jens Schleuniger, Partner bei der Fondsgesellschaft Silk Invest. Die Attraktivität Afrikas zeigt sich auch bei den Direktinvestitionen. „Zum Wachstum tragen aber auch ausländische Direktinvestitionen bei, die zwischen 2000 und 2010 um jährlich 17 % zugenommen haben. Gerade chinesische Handelspartner avancierten in den vergangenen Jahren zu den bedeutendsten Investoren auf dem Kontinent", bemerkt Jean-Pierre Gerber, Afrika-Spezialist aus dem Hause Bellevue Asset Management.

Die wachsende Mittelschicht ist der Hoffnungsträger für die Entwicklung des afrikanischen Kontinents. Vor 30 Jahren schätzte die Afrikanische Entwicklungsbank die Mittelschicht in Schwarzafrika auf rund 100 Millionen Menschen. Angaben der Weltbank zufolge ist diese Zahl auf 350 Millionen angestiegen. Auch die deutschen Exporte steigen seit ein paar Jahren stetig. Dr. Mark Mobius, Manager des Templeton Africa Fund, sieht insbesondere die Industrien und Sektoren, die mit der wachsenden Kaufkraft von Verbrauchern zusammenhängen, im Vorteil. „Es besteht ein Bedarf an Bankdienstleistungen (insbesondere mobiles Banking) und in vielen afrikanischen Ländern ist die Durchdringung der Telekommunikation sehr gering. Auch Nahrungsmittel- und Getränkeunternehmen haben unser Interesse geweckt. In Afrika wächst eine Mittelschicht heran, die Vorlieben entwickelt. Nigerianer beispielsweise haben speziellen Durst auf ein Kultbier aus Irland – es wird mehr davon konsumiert als in Irland!", so Dr. Mobius.

Auch eine deutliche Abkühlung der neuen Weltmacht China dürfte für viele afrikanische Staaten weniger dramatische Folgen mit sich bringen, als auf den ersten Blick gedacht. Grund hierfür ist der anziehende Binnenkonsum und die geringere Abhängigkeit von Rohstoffexporten. „Allein aus dem strategischen Blickwinkelwird China weiterhin in Afrika engagiert bleiben", so Silk-Partner Schleuniger. Erst vor wenigen Wochen kündigte der chinesische Regierungschef Li Keqiang an, den chinesisch-afrikanischen Entwicklungsfonds deutlich aufzustocken.

Ein Dutzend Fonds mit Schwerpunkt Afrika gibt es aktuell. Allesamt richten sie sich an Investoren mit längerfristigem Investmenthorizont (mindestens fünf Jahre), die am strukturellen Wachstum der afrikanischen Frontier-Märkte teilhaben wollen. Allerdings sind die wenigsten der 26 afrikanischen Lokalbörsen ausreichend liquide. Die Handelbarkeit der Aktien ist zum Teil eingeschränkt, so dass sich in vielen Afrika-Fonds volatilere Märkte wie Ägypten oder Südafrika befinden. Nigeria und Südafrika machen im Templeton Africa Fund rund 55 % in der Ländergewichtung aus. Die Wertentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten ist gemessen an der Benchmark S&P Pan Africa TR unterdurchschnittlich. Deutlich besser geschlagen hat sich der BB African Opportunities, der auch auf 3-Jahressicht ein Plus von knapp 27 % aufweist. Bei diesem Fonds spielt Südafrika mit 11 % eine relativ untergeordnete Rolle. Erfreulich auch die Entwicklung beim Nordea-1 African Equity BI, der auf 1-Jahressicht ebenfalls im Plus notiert.

Ertrag kommt von Ertragen

Volker Schilling,

Vorstand GREIFF capital management AG,

verweist in seinem Kommentar auf die

Chancen und Risiken in Afrika.

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„Mit Afrika verbinden die meisten Investoren Krieg, Hungersnot, Misswirtschaft, Völkermorde und Korruption. Dabei gibt es ‚Das Afrika' gar nicht, ebenso wenig wie es den Europäer oder den Asiaten gibt. Die Mentalitäten auf dem schwarzen Kontinent könnten kaum unterschiedlicher sein. Afrikainvestments sind mehr als andere Anlagen in Schwellenländer Zukunftsinvestments mit Langzeitperspektive. Die Voraussetzungen, die Mentalitäten, die Innovationskraft und vor allem der Wille zur Kooperation innerhalb des Kontinents sind höchst unterschiedlich. Die politischen Risiken weitaus ausgeprägter und daher unkalkulierbarer. Dementsprechend winken mit Afrikafonds auf die nächsten 10 Jahre hohe Erträge, vorausgesetzt sie ertragen die dazugehörigen Wertschwankungen."_

Fazit

Der langfristige Trend, untermauert mit einer Bewegung zu mehr Demokratie, spricht für Afrika und wird auch die internationalen Investoren, die momentan noch abwartend an der Außenlinie stehen, von der Wertigkeit des Kontinents überzeugen. (ah)

Afrika - Printausgabe 03/2014