Boom und Fallstricke bei Hochzinsanleihen

30.03.2015

Christoph Groß

**Top geratete Anleihen bieten kaum Rendite und sind schon gut gelaufen. Für Investoren ergibt sich die Frage, in welches Anleihensegment man gehen kann. Hochzinsanleihen (High Yield) sind eine Alternative. Auf was es bei der Selektion ankommt, verdeutlicht Fondsmanager und Rentenexperte *Christoph Groß* von LBBW Asset Management, der zusätzlich Nachranganleihen beleuchtet.**

(fw/ah) Hochverzinsliche Anleihen gewinnen für Bondinvestoren an Bedeutung. Zu dieser Einschätzung kommt Christoph Groß. „Im aktuellen Niedrigzinsumfeld führt kein Weg an europäischen High-Yield-Emittenten vorbei. Dieser Blick könnte sich aber durchaus lohnen", sagt Groß. So habe sich in den vergangenen Jahren nicht nur die Bilanzqualität vieler europäischer Unternehmen deutlich verbessert, auch der Verschuldungsgrad sei gesunken, während die Cash-Bestände gestiegen seien. Ermöglicht habe diese Entwicklung die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank: „Durch die extrem niedrigen Zinsen können sich europäische Unternehmen sehr günstig refinanzieren und sich schneller als in der Vergangenheit entschulden", sagt Groß.

„Die neue bilanzielle Stärke der Unternehmen macht das High-Yield-Segment für Anleiheinvestoren attraktiv, da die fundamentale Qualität der Emittenten zugenommen hat", betont Groß. Der Experte weist darauf hin, dass sich der europäische High-Yield-Markt durch eine insgesamt höhere Bonitätsbewertung auszeichnet als beispielsweise der US-Markt. „In Europa ist die High-Yield-Rating-Qualität besser", betont Groß. So dominiere unter den europäischen Hochzinsanleihen die Rating-Klasse „BB", während in den USA vor allem die geringeren Ratings „B" und „CCC" eine Rolle spielten. Auch bei der Branchenaufteilung gebe es deutliche Unterschiede: „Die europäischen High-Yield-Indizes haben eine andere Struktur als die US-Pendants", sagt Groß. Während, gemessen an den jeweiligen Bank-of-America-Merrill-Lynch-Indizes (BofAML-Indizes), in den USA der Energiesektor die größte Einzelbranche darstelle, dominierten in Europa unter anderem Industriewerte und der Telekom-Sektor das Segment. Europäische Banken mit High Yield Rating, die im Index ebenfalls hoch gewichtet sind, sollten aktuell hingegen gemieden werden.

Groß weist auf einen weiteren interessanten Aspekt hin, der die Attraktivität von High-Yield-Anleihen verdeutlicht: Während in der Vergangenheit die Spreads von Hochzinsanleihen mit „BB"-Rating mit der Kursentwicklung der Aktienmärkte korrelierten, blieben die „BB"-Spreads während des Kurseinbruchs im vergangenen Oktober sehr stabil. Offenbar hatten viele Investoren ihre „BB"-Anleihen gehalten. „Man bekommt den Eindruck, dass Rentenanleger angesichts der Niedrigzinspolitik in der Rating-Kategorie „BB" eine Art neues „Investment Grade" gefunden haben." Das zeige auch der direkte Renditevergleich: Das Renditeverhältnis zwischen „B"- und „BB"-Papieren liegt mit einem Wert von knapp zwei auf dem höchsten Wert seit zehn Jahren.

Der Experte betont, dass über eine gründliche Titelauswahl im High-Yield-Segment weitere Performance-Chancen genutzt werden können. Als ein Beispiel nennt Groß das irische Unternehmen Smurfit Kappa, Marktführer für Verpackungen aus Wellpappe. Die Rating-Agentur Fitch bewertet das Unternehmen mit „BB+"-Rating. „Im Juni 2014 emittierte Smurfit eine Unternehmensanleihe, die nach Emission bis Februar 2015 nahezu zehn Prozent Kursgewinn erzielte und damit die Benchmark, den BofAML-Euro-BB-Index, um das Doppelte übertraf", erklärt Groß.

Auch Nachranganleihen finden durch die veränderten Bedingungen auf dem Finanzmarkt verstärkt Beachtung. „Das schnell wachsende Marktsegment der europäischen Nachranganleihen gewinnt an Attraktivität für Rentenanleger", sagt Groß. Viele Nachranganleihen verfügten zum einen über einen interessanten Rendite-Pick-up, also einen Renditevorteil gegenüber anderen Anleihesegmenten, zum anderen sei durch die neue Rating-Methodologie die Call-Wahrscheinlichkeit gestiegen. Dies sei für den Investor deshalb attraktiv, weil sich im Falle der Nichtkündigung die Anleihe in einen Floater mit variabler Verzinsung verwandelt und somit die Erträge schwieriger zu kalkulieren sind.

Weil Nachranganleihen im Insolvenzfall des Emittenten erst nach erstrangig besicherten Unternehmensanleihen bedient werden, ist ihr Ausfallrisiko höher. Dafür bietet der Emittent den Zeichnern einen höheren Renditeaufschlag an. Dieser ist zuletzt auf rund 160 Prozent gestiegen, während er in der Vergangenheit zwischen 80 und 100 Prozent schwankte. „Um die Chancen im Segment der Nachranganleihen nutzen zu können, sind eine gründliche Analyse und der Fokus auf Nachrangpapiere von soliden Emittenten sinnvoll", sagt Groß.

In diesem Zusammenhang betont Groß, wie wichtig beispielsweise auch der intensive Austausch mit dem hauseigenen Buy-Side-Research auf der Aktienseite sein kann. Hintergrund: Bei Nachranganleihen kann in den meisten Fällen bei schlechter Geschäftsentwicklung der Kupon gestrichen werden, allerdings erst dann, wenn zuvor auch die Dividendenzahlung ausgesetzt wurde. Im Austausch mit dem Equity-Research können Emittenten identifiziert werden, bei denen sich beispielsweise sehr klare Annahmen über zukünftige Dividendenpolitik machen lassen – dies gibt mit Blick auf die Kuponzahlung größere Sicherheit. Investoren sollten sich also auf Unternehmen mit guter Bonität und stabilen Cash Flows fokussieren und anstatt des Senior Bonds lieber bei der Nachranganleihe zugreifen.

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