Bessere Risikoeinschätzung dank Technik?

25.05.2021

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Die persönliche Risikotoleranz spielt bei der Kapitalanalage eine entscheidende Rolle. Eine Studie zeigt, dass diese in der Praxis nur schwer anzuwenden ist – wegen menschlicher Schwäche. Technik könnte dem Berater dabei helfen.

Berater fällen „erstaunlich unterschiedliche Urteile“ darüber, welches Maß an Anlagerisiko für Kunden mit gleichen hypothetischen Informationen angemessen sind. Das zeigt ein Experiment der Experten für Behavioural Finance von Oxford Risk in Partnerschaft mit der südafrikanischen Firma Moventum Investment und dem südafrikanischen Berufsverband Financial Planing. Dabei bekam ein Berater für einen fiktiven Kunden eine „sehr niedrige“ Risikostufe, ein anderer eine sehr hohe. Bei einem anderen fiktiven Kunden bekamen etwa gleich viele Berater eine niedrige, mittlere und hohe Risikoempfehlung vorgelegt. Im Ergebnis zeigte sich, dass Asset-Allokationen „wahllos verteilt“ waren. Selbst in Fällen, in denen sich Berater über die angemessene Risikostufe für den Kunden einig waren, gab es unterschiedliche Meinungen über die geeignete Art von Portfolio. Laut den Studienautoren lassen die Ergebnisse der Untersuchung den Schluss zu, dass Empfehlungen „eher vollkommen willkürlich als vollkommen schlüssig ausfielen." Die nicht erklärbaren Abweichungen sind laut den Autoren auf „Störgeräusche“ im Beratungsprozess zurückzuführen, bspw. die momentane Laune des Anlageberaters. Aber auch grundsätzliche Eigenschaften des Beraters können laut der Studie dessen Analgeempfehlungen beeinflussen: So geben studierte Berater niedrige Risikoeinschätzungen ab als der Durchschnitt, verheiratete Berater empfahlen niedrigerer Risiken als alleinstehende und auf Gehaltsbasis tätige Berater empfahlen höhere Risiken als ihre Berufskollegen auf Provisions- oder Honorarbasis.

Um diese, auf menschlicher Schwäche zurückzuführenden, Störgeräusche auszumerzen, plädiert Oxford Risik für eine stärkere Nutzung von Technologie und Algorithmen, die Beratern helfen, ihren Kunden eine konsequente Unterstützung bereitzustellen und Probleme mit der Einschätzung von Risikotoleranz und Asset Allokation zu vermeiden. Laut Oxford Risk ist der Einsatz von Software als Entscheidungshilfe das beste Mittel gegen Störgeräusche. Damit würde auch für mehr Einheitlichkeit gesorgt. Laut der Studie könne ein einmal eingerichtetes spezifisches Rahmenwerk für die Messung von Risikotoleranz, Risikotragfähigkeit und anderen relevanten Faktoren in großem Umfang und mit hoher Geschwindigkeit arbeiten.

„Genau wie beim Decision Review System (DRS) im Cricket oder dem Television Match Official (TMO) im Rugby kann der Einsatz von Technologie die Einheitlichkeit und Genauigkeit erheblich verbessern“, so Greg B. Davies, PhD, Head of Behavioural Finance bei Oxford Risk. "Doch bei knappen Entscheidungen sollte letztendlich immer das Urteil des Schiedsrichters zählen, das ist auch in der Anlageberatung so.“ (ahu)