Aufholjagd

28.06.2021

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Die demografische Entwicklung hin zu immer mehr älteren Menschen lässt sich nicht austricksen. An der Situation im Pflegebereich wird das besonders deutlich. Um die finanziellen Risiken zu begrenzen, ist die private Pflegezusatzversicherung eigentlich unabdingbar. Es gibt hierbei mittlerweile eine deutlich höhere Akzeptanz - doch diese reicht bei weitem nicht.

Im Dezember 2019 waren in Deutschland 4,13 Mio. Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) im vergangenen Dezember weiter mitteilte, hatte die Zahl der Pflegebedürftigen im Dezember 2017 bei 3,41 Mio. gelegen. Die starke Zunahme  sei jedoch zum großen Teil auf die Einführung des neuen, weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs zum 01.01.2017 zurückzuführen. Seither werden mehr Menschen als pflegebedürftig eingestuft als zuvor.  Vier von fünf Pflegebedürftigen (80 % beziehungsweise 3,31 Mio.) wurden zu Hause versorgt. Davon wurden 2,33 Mio. Pflegebedürftige überwiegend durch Angehörige gepflegt. Weitere 0,98 Millionen Pflegebedürftige lebten ebenfalls in Privathaushalten und wurden zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflege- und Betreuungsdienste versorgt. Ein Fünftel der Pflegebedürftigen (20 % beziehungsweise 0,82 Mio.) wurde in Pflegeheimen vollstationär betreut.  Im Vergleich zu Dezember 2017 war die Zahl der in Heimen vollstationär versorgten Pflegebedürftigen konstant geblieben. Die Zahl der zu Hause gepflegten Personen nahm dagegen um 710 000 zu (+27 %).  Ende 2019 waren 80 % der Pflegebedürftigen 65 Jahre und älter, mehr als ein Drittel (34 %) war mindestens 85 Jahre alt. Die Mehrheit der Pflegebedürftigen war weiblich (62 %).  Klar ist: Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu sein. Während bei den 70- bis 74-Jährigen rund 8 % pflegebedürftig waren, wurde für die ab 90-Jährigen die höchste Pflegequote ermittelt: Der Anteil der Pflegebedürftigen an der Bevölkerung in diesem Alter betrug 76 %.

Gesamtsituation zu berücksichtigen

Es liegt nahe, dass eine zusätzliche private Absicherung gegen immense Kosten hoch im Kurs stehen sollte. Das tut sie bei den Bundesbürgern aber längst nicht. Auch wenn es binnen fünf Jahren ein Plus von rund 60 Prozent gab - lediglich etwa drei Mio. Bundesbürger haben eine solche Police bislang abgeschlossen.  Vielfach wird die Ansicht geäußert, nicht jedermann benötige eine solche Vorsorge – es müsse immer auch das gesamte finanzielle Umfeld und auch das Vorhandensein anderer Absicherungen beachtet werden. Wiltrud Pekarek, Vorständin im ALTE LEIPZIGER-HALLESCHE Konzern, will sich diesem Argument nicht entziehen - zumindest teilweise. Im Prinzip stimme das: „Wer genügend Einkommen und weitere Altersabsicherungen hat, braucht weniger weitere Vorsorgeprodukte als andere.“ Pflege könne jedoch jeden treffen, unabhängig vom Alter. Und sie könne sehr lange dauern, im Schnitt sieben Jahre. Daher sollte eine Vorsorgeberatung immer auch das Pflegerisiko einbeziehen.

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