2010 wird das Jahr der Stockpicker

07.02.2013

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Die Weltwirtschaft wird sich im neuen Jahr weiter erholen. Diese Meinung vertritt Jürgen Rauhaus, Leiter des Investmentteams bei Pioneer Investments Deutschland.

(fw/mo) Er erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt in Europa 2010 um 1,5 Prozent und in den USA um 2,4 Prozent steigen wird. Investoren sollten sich aber keinesfalls entspannt zurücklehnen. "Für die Realwirtschaft beginnt die erste Phase nach der Rezession. An den Finanzmärkten hingegen startet bereits Phase zwei. Das bedeutet: Nachdem es 2009 noch relativ einfach war, Kursgewinne zu erzielen, wird 2010 das Jahr der Stockpicker", sagt Rauhaus. Er rechnet damit, dass die Regierungen einige ihrer Hilfsmaßnahmen beenden werden und dies die Rally bei zyklischen Assets verlangsamen könnte. "Die Herausforderung für die öffentliche Hand besteht darin, diesen Rückzug möglichst behutsam zu gestalten. Denn sollten die Staaten ihre Maßnahmen zu schnell beenden und dem Markt somit zu viel Liquidität entziehen, sind nach wie vor Kurskorrekturen möglich", so der Investmentexperte.

In den Vereinigten Staaten rechnet Rauhaus vorerst mit einer langsamen Erholung der Wirtschaft. Weil viele Unternehmen momentan ihre Strukturen verändern und noch keine neuen Mitarbeiter einstellen, wird es noch einige Zeit dauern, bis der inländische Konsum wieder anzieht. "Eine schnelle Erholung des US-Marktes in seiner gesamten Breite ist eher unwahrscheinlich. Wir setzen deshalb gezielt auf Unternehmen, deren Namen für Qualität stehen und deren Aktien in volatilen Marktphasen weniger anfällig für Kursrückgänge sind", sagt Rauhaus. Die derzeitige Dollarschwäche komme insbesondere den Konzernen entgegen, die international aufgestellt sind und einen großen Teil ihrer Geschäfte im Ausland tätigen: Ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessert sich umso mehr, je schwächer der US-Dollar ist. Europäische Unternehmen haben im vergangenen Jahr viele Analysten mit außergewöhnlich guten Ergebnissen überrascht. "Einen erheblichen Teil dieser Gewinne verdanken die Konzerne allerdings Kosteneinsparungen", sagt Rauhaus. Wann jedoch die Umsatzerlöse wieder steigen, sei in einigen Branchen schwer abzusehen. Einige zyklische Sektoren allerdings dürften von besseren wirtschaftlichen Bedingungen weltweit profitieren. "Unser Fokus liegt auf Industriekonzernen, die in Schwellenländern tätig sind und somit die Chance haben, von deren höherer Nachfrage nach Produktionsgütern zu profitieren." Dabei setzt Pioneer Investments momentan insbesondere auf Firmen mit hoher Marktkapitalisierung, sogenannte Large Caps. "Diese Unternehmen sind in geringerem Maße abhängig von Bankkrediten als mittelgroße und kleinere Firmen", erklärt Rauhaus.