Immer weniger Banken in Deutschland

11.10.2017

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Die Bankfiliale vor Ort scheint immer mehr ein Relikt der Vergangenheit zu werden: Seit der Jahrtausendwende haben mehr als 10.000 Bankfilialen in Deutschland geschlossen. Der Trend dürfte so weiter gehen - in ganz Europa.

Innovative Technologien, neue Wettbewerber und veränderte Anforderungen der Kunden: Das sind die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Bankenmarkt. In der Folge steigt der Anpassungsdruck auf den Vertrieb und für die Banken werden durch das zunehmende Online-Banking die Filialen immer weniger attraktiv, weshalb sich diese immer mehr auf dem Rückzug befinden. Wie stark dieses "Filialsterben" genau ist, das hat KfW Research gemeinsam mit der Universität Siegen untersucht.

10.000 Banken weniger als noch 2000

Ergebnis der Analyse: Seit der Jahrtausendwende wurden im Schnitt jährlich 680 Bankfilialen geschlossen und damit binnen 15 Jahren 10.200 Standorte deutschlandweit. Damit ist die Zahl der Zweigstellen um ein Viertel zurückgegangen. Besonders stark war der Rückgang der Bankfilialen in den Jahren 2014 und 2015, als ca. 2.200 Filialen geschlossen wurden. Dennoch warnen die Autoren der Studie vor Dramatisierung, denn es könne nicht von einer übermäßigen Ausdünnung die Rede sein. So liegt Deutschland mit 3,5 Zweigstellen pro 10.000 Einwohner im europäischen Mittelfeld und nur minimal unter dem EU-Durchschnitt von 3,7 Banken pro 10.000 Einwohner.

Alle Bankarten bauen gleich ab

Vom "Filialsterben" sind alle Arten von Banken in ähnlichem Umfang betroffen. Wenig verwunderlich ist der Abbau in den ländlichen Regionen mit 27 % etwas stärker als in den Städten, wo aber auch 23 % aller Bankfilialen seit dem Jahr 2000 geschlossen haben.

Europaweites Phänomen

Das "Filialsterben" betrifft aber nicht nur Deutschland, denn auch die Bankenmärkte anderer europäischer Länder unterziehen sich einem ähnlichen Strukturwandel. Deshalb dürfte sich der Trend zur Konsolidierung in den kommenden Jahren sowohl in Deutschland als auch in Europa fortsetzen. Neben der Digitalisierung ist hierfür auch der Kostendruck und der Abbau von Überkapazitäten, z.B. aufgrund von Fusionen oder in Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang verantwortlich.

"Behalten die Banken das aktuelle Rückbautempo bei, dann würden im Jahr 2035 gut die Hälfte der zu Jahrtausendwende existierenden Filialen geschlossen sein", sagt. Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Speziell für mittelständische Unternehmenskunden, die beratungsintensive Finanzierungen nachfragen, bleibe die Nähe zum Bankberater jedoch wichtig. "Solange auch bei abnehmender Filialzahl die für den Mittelstand wichtigen Bankdienstleistungen erhalten bleiben, dürften die Folgen dieses Veränderungsprozesses für den Wirtschaftsstandort Deutschland überschaubar bleiben", so Zeuner. (ahu)

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