Klein aber fein!

26.03.2013

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Emissionshäuser tun sich zunehmend schwer, neue Flugzeug-Beteiligungen zu initiieren. Die bonitätsstarken Fluggesellschaften sind in der komfortablen Lage, sich die günstigste Finanzierungsform auszusuchen. Gilt dies auch für Regionalflieger und „Narrowbodies“?

„Noch nicht gesättigt!“ Unter dieser Überschrift berichtete finanzwelt in Ausgabe 01/2013 über den Markt für geschlossene Flugzeugfonds. In dem Artikel stellten Marktteilnehmer und Branchenexperten fest, dass die geringe Anzahl neuer Flugzeugfonds im Jahr 2012 in erster Linie auf die Knappheit des Assets an den Beschaffungsmärkten zurückzuführen ist – dies gilt besonders für den prestigeträchtigen Großraumflieger A380.Doch auch kleinere Flugzeugtypen sind von dieser Situation betroffen.

Derzeit befinden sich nur zwei geschlossene Fonds in der Platzierung, die in Regionalflieger und sogenannte „Narrowbodies“ investieren:

-Im Februar startete die KGAL GmbH & Co.KG den „SkyClass 58“. Der Fonds bietet Investoren die Möglichkeit, sich an bis zu zwölf Airbus A319 zu beteiligen. Leasingnehmer ist die britische Low-Cost-Airline easyJet. Die Leasingverträge laufen bis zum prognostizierten Verkauf der Flugzeuge im Jahr 2018. Das Investitionsvolumen beträgt 14,8 Mio. Euro. Der A319 ist dem Segment der „Narrowbodies“ zuzurechnen – das sind Flugzeuge für Kurz- und Mittelstrecken mit einer Kapazität von 100 bis 200 Sitzplätzen. Die Einsatzrouten liegen innerhalb Europas, Amerikas und Asiens.

-Der „HEH Southampton“ der Hamburger Emissionshaus GmbH & Cie. KG (HEH) investiert in den Regionaljet „Embraer 175“ mit Platz für 88 Passagieren. Das Flugzeugwurde im November 2012 vom Leasingnehmer, der britischen Regionalairline Flybe, übernommen. Es besteht ein zehnjähriger Leasingvertrag mit Flybe. Das Emissionsvolumen beträgt 13,2 Mio. Euro.

„Auch im Segment der Regionalflieger und ‚Narrowbodies‘ sind bonitätsstarke Airlines in der Lage, sich anderweitiger günstigerer Finanzierungsformen zu bedienen“, sagt Gerd Waltenbauer, Mitglied der Geschäftsführung der KGAL. In der Regel würden Airlines als Instrument der Flottenflexibilisierung aber eine Mischung verschiedener Finanzierungsformen anstreben. Auch Dr. Sven Kehren, Leiter der Konzeptionsabteilung bei HEH, hat festgestellt, dass es im Segment der Regionalflieger schwieriger geworden ist, geeignete Projekte zu finden, da viel Liquidität im Markt ist und Airlines alternative Finanzierungsquellen besitzen. Durch die langjährige Konzentration auf den Regionalflugzeugmarkt werden HEH allerdings Projekte aus verschiedenen Quellen (Hersteller, Makler, Banken, Fluggesellschaften) angeboten, so Kehren. Der Analyst Steffen Möller von der Ratingagentur Scope bestätigt, dass sich die Airlines auch bei kleineren Flugzeugtypen ihre Financiers aussuchen können. Er weist allerdings darauf hin, dass im Segment der Regionalflieger zahlreiche bonitätsschwächere Airlines aktiv sind: „Hier bieten sich für Emittenten geschlossener Fonds eher Chancen.“ Eine hohe Betreiberbasis gewährleistet zudem eine ausreichende Anzahl an potenziellen Interessenten bei der Anschlussvermarktung. „Es gibt zahlreiche Flugzeugtypen und einen breiten Markt. Auch die Zahl potenzieller Leasingnehmer ist deutlich größer als bei Großraumflugzeugen“, so Möller. Als weiteren Vorteil nennt Kehren, dass durch die größtenteils einheitliche Klassenkonfiguration der Regionalflugzeuge bei einem späteren Wechsel des Leasingnehmers im Vergleich zu Großraumflugzeugen kaum Umbaukostenanfallen. Spezielle Risiken ergeben sich laut Möller hauptsächlich aus der in der Regel niedrigeren Bonität der Leasingnehmer sowie deren Konzentration auf einzelne regionale Märkte.

Die Marktaussichten für Regionalflieger und „Narrowbodies“ beurteilen sowohl Anbieter als auch Analysten überwiegend positiv. Nach Einschätzung von Kehren hängt dies aber stark vom Flugzeugtyp ab: „Da die Einsparung von Betriebskosten heute ein ausschlaggebender Faktor bei der Kaufentscheidung ist, geht der Trend zu größeren und treibstoffsparenden Regionalflugzeugen.“ Entsprechend erwartet man bei Bombardier ,Hersteller von Business-Jets und Regionalflugzeugen, besonders hohe Zuwachsraten bei Fliegern mit 60 bis 99 Sitzplätzen. Bestand die Flugzeugflotte in diesem Segment 2011 noch aus 2.500 Flugzeugen, wird für das Jahr 2031 eine Erweiterung auf 6.800 Flugzeuge prognostiziert. Ebenfalls stark wachsen soll die Flotte der Flugzeuge mit einer Kapazität zwischen 100 und 149 Sitzplätzen. Dort wird ein Anstieg von 5.100 auf 9.000 Einheiten erwartet. „Diese beiden Marktsegmente werden damit immer mehr zum Herzstück des wachstumsstarken Regionalverkehrs. Kleinere Regionalflugzeuge mit weniger als 60 Sitzplätzen werden hingegen aufgrund der hohen operativen Kosten deutlich an Bedeutung verlieren und immer mehr durch größere Regionalflugzeuge ersetzt“, erwartet Kehren. Boeing erwartet für „Narrowbodies“ in einer aktuellen Studie, dass von den prognostizierten 34.000 Flugzeugauslieferungen bis 2031 rund 68 % (entspricht über 23.000 Auslieferungen) auf dieses Segment entfallen werden. Grund hierfür ist u. a. die Erwartung eines weiteren kontinuierlichen Wachstums der Low-Cost-Airlines sowie des Luftverkehrs in den Schwellenländern – vor allem in Asien. Auch Möller hält die Aussichten für vergleichsweise stabil: „Die Attraktivität ist vor allem an die wirtschaftliche Entwicklung der jeweiligen Regionen gekoppelt.“ Über die Lufthansa Leasing GmbH, ein Joint Venture mit der Lufthansa AG, strukturiert KGAL seit 2010 Finanzierungsmodelle auch außerhalb der klassischen KG und hat unter anderem die Finanzierung von vier Airbus A380 der Lufthansa arrangiert. Die Emission eines A380-Fonds ist für das Unternehmen aber nicht denkbar. „Der A380 weist nur eine geringe Betreiberzahl auf und hat seine Verwendungsfähigkeit und Vermarktbarkeit als Gebrauchtflugzeug bisher noch nicht unter Beweis gestellt“, so Waltenbauer.

Kurz und bündig. Regionalflieger und „Narrowbodies“ sind ein attraktives Nischensegment, auf dem sich nur wenige Fondsanbieter tummeln. Und es wird eine Nische bleiben, denn derzeit zeichnet sich nicht ab, dass weitere Initiatoren Fonds mit diesen Flugzeugtypen auflegen werden.

_Kim Brodtmann

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Flugzeugfonds - Printausgabe 02/2013