344 Mrd. Euro Zinsverlust

22.05.2017

Deutschlands Sparer haben aufgrund der niedrigen Zinsen allen Grund zur Verzweiflung / Foto: © alphaspirit-fotolia.com

Deutschlands Sparer hätten 344 Mrd. Euro mehr Zinserträge gemacht, wären die Zinsen auf einem "normalen" Niveau. Diese Entwicklung lässt Aktien und Immobilien boomen. Damit sind jedoch Gefahren verbunden.

Seit der Finanzkrise 2007 befinden sich die Zinsen auf Talfahrt und sind in den vergangen 10 Jahren von 4 % auf 0 % gesunken. Was Kreditnehmer freut, ist für Sparer eine große Belastung. So sind laut einer Studie der DZ Bank den privaten Haushalten aufgrund der niedrigen Zinsen in den vergangen sieben Jahren fast 344. Mrd. Euro Einkommenseinbußen bei Geldanlagen entstanden. Da diesen mit 145 Mrd. Euro nur ein gutes Drittel an Zinsersparnis bei Krediten gegenüber stehen, ergibt sich eine Netto-Zinseinbuße von 199 Mrd. Euro. Besonders die Jahre 2011 bis 2013 waren für Anleger sehr ernüchternd, denn in dieser Zeit fiel die Durchschnittsverzinsung von Einlagen, Rentenpapieren und Versicherung unter die Inflationsrate und ein negativer Realzins musste hingenommen werden. Diese Entwicklung wurde nur aufgrund der extrem niedrigen Inflation ab 2014 aufgehalten, sodass immerhin leicht positive Realzinsen erwirtschaftet werden konnten. Da sich die Inflation jedoch wieder anzieht, geht die DZ Bank von Realzins von - 0,8 % aus, was einen Wertverlust des privaten Geldvermögens von über 37 Mrd. Euro zur Folge haben dürfte.

Die Sparquote der Bundesbürger verändert sich trotz der aktuellen Zinsen kaum. Da die Anleger allerdings weiterhin keine großen Risiken eingehen, kommt es zu einem gigantischen Geldanlagestau. Die DZ Bank empfindet die Risikoscheue zwar als angemessene Reaktion auf die Niedrigzinsphase, vor allem im Hinblick auf die Altersvorsorge, jedoch sei die einseitige Portfoliomischung zugunsten zinsabhängiger Anlageformen problematisch. Dadurch werde die Kompensation von Zinseinbußen in Zeiten niedriger Zinsen erschwert.

Aktien und Immobilien profitieren

Profiteurer der niedrigen Zinsen sind nicht-zinstragende Anlagekategorien und der Immobilienmarkt. So ist laut der DZ Bank-Studie der seit sieben Jahren zu beobachtende Preisauftrieb auf dem deutschen Wohnungsmarkt zum Teil auf die günstigen Kreditzinsen zurückzuführen. Auch der DAX, der seit 2012 6.000 Punkte zugelegt hat, profitiert von der Geldpolitik der EZB. Die Entwicklungen auf dem Aktien- und dem Immobilienmarkt wird von den Autoren der Studie allerdings kritisch gesehen, denn damit würde die Gefahr von Preisblasen steigen. (ahu)

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