Zwei Faktoren befeuern Wachstumswerte

26.07.2019

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Während Wachstumswerte weiter wachsen, gewinnen Substanzwerte an Substanz, wenn diese als Abschlag zum Markt definiert ist. Auch wenn es nicht ewig so weiter gehen kann, ist doch davon auszugehen, dass diese Entwicklung noch eine Weile anhält. Zwei Faktoren sind für das Wachstum der Wachstumswert ausschlaggebend.

Als „short covering“ bezeichnet man das panische Eindecken mit Aktien von Investoren, die diese Papiere in Erwartung auf fallende Kurse leerverkauft haben. Diese Praktik muss in der laufenden Berichtssaison als Erklärung für manch verwunderliche Kursreaktion herhalten, nämlich dann, wenn einmal mehr ein zyklischer Industriewert enttäuschende Ergebnisse liefert und die Aktie trotzdem kräftig zulegt. So reicht es beim „short covering“ oftmals, dass die Firma mit Zahlen aufwartet, die weniger schlecht ausfallen als befürchtet, um die Eindeckung durch Leerverkäufer hervorzurufen.

Ein weiterer möglicher Erklärungsansatz für überraschende Kurssprünge wie etwa diese Woche Aktien aus dem deutschen Automobilsektor, könnte sein, dass die Markerwartungen derart pessimistisch sind, dass sich überhaupt nicht mehr enttäuscht werden können. Insbesondere die relative Bewertung spiegelt die geringe Erwartungshaltung gegenüber Substanzwerten. So zeigt der aktuelle Chart der Woche der DWS, dass die Bewertungsprämien von Wachstums- gegenüber Substanzwerten (MSCI ACWI Growth und Value Index) auf Rekordniveau liegen. Am KGV gemessen kosteten Wachstumswerte 70 % mehr als Substanzwerte.

"Wir beobachten schon länger, dass Teures immer teurer und Billiges immer billiger wird", konstatiert Thomas Schüssler, Co-Head Equities bei der DWS. Die DWS sieht dafür im Wesentlichen zwei Gründe: So laufe zwar der Wirtschaftsaufschwung schon lange, jedoch mit unterdurchschnittlichen Wachstumsraten. Und je länger er andauere, umso größer sei die Sorge, dass er bald enden könnte. In einem solchen Umfeld würden Anleger Unternehmen suchen, die weitgehend losgelöst vom Wirtschaftsumfeld Wachstum erzielen können. So hätten Wachstumswerte historisch gesehen kurz vor einem Bärenmarkt besonders gut abgeschnitten. Als zweiten Grund macht DWS das Niedrigzinsumfeld aus, das wohl noch weiter andauern dürfte. Damit würde zukünftige Gewinne, die naturgemäß bei Wachstumswerten stärker ins Gewicht fallen, mit einem geringeren Faktor abgezinst, was ihren Gegenwartswert erhöht. "Sollten die Zinsen niedrig bleiben und die Rezession ausbleiben, erwarten wir kein Ende des Trends. Gleichzeitig gehen wir nicht davon aus, dass er sich mit der jüngsten Dynamik fortsetzen wird. Doch etablierte Wachstumstitel werden in einem Niedrigzins- und Niedrigwachstumsumfeld weiterhin ihre Käufer finden", meint Schüssler. (ahu)