Zunehmende Zahl an großen Erben

07.06.2017

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In Deutschland werden immer mehr Immobilien vererbt, weshalb die Anzahl großer Erben in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Während die Anzahl der Erben regional relativ gleich verteilt sind, gibt es bezüglich der Größe zum Teil erhebliche Unterschiede.

Laut einer Studie der Quirin Privatbank in Zusammenarbeit mit dem internationalen Marktforschungsinstitut YouGov Deutschland haben 35 % der erwachsenen Deutschen schon ein Mal in ihrem Leben geerbt. Dabei gibt es nur wenig regionale Unterschiede, denn zwischen dem Spitzenreiter Bayern, wo 38 % schon ein Mal eine Erbschaft gemacht haben, und den Schlusslichtern aus Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern (jeweils 31 %) liegen gerade einmal sieben Prozentpunkte. Besonders große Erbschaften gibt es in Hessen, wo jeder vierte Erbe mindestens 100.000 Euro vererbt bekam. Auch in Bayern (22 % über 100.000 Euro) und Hamburg (21 % über 100.000 Euro)  konnten sich Erben über große Beträge freuen. Eher bescheiden fallen die Erben in den neuen Bundesländern aus, wo im Durchschnitt nur 7 % der Erbfälle eine Erbmasse von über 100.000 Euro haben. Mit Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt bilden drei ostdeutsche Länder das Schlusslicht beim Anteil der Erben über 100.000 Euro.

Zukünftig werden Erbschaften in großem Umfang in Deutschland immer wahrscheinlicher. So schätzen 40 % der Deutschen, die selbst etwas vererben wollen, dass ihre Erbmasse mindestens 100.000 Euro betragen wird, jeder Fünfte geht sogar davon aus, seinen Erben mehr als eine Viertelmillion Euro zu hinterlassen. Dazu tragen besonders Immobilien bei, die wahrscheinlich in jedem zweiten Erbe erhalten sein werden.

Vererben ja - starre Regeln nein

Deutlich größere regionale Unterschiede als beim Erhalt von Erben zeigen sich bei der Vererbungsbereitschaft. Während in Baden-Württemberg 55 % der Befragten vorhaben, etwas zu vererben, sind es in Sachsen nur 40 %. Bundesweit hat jeder zweite Erwachsene vor, etwas zu vererben. Die Deutschen scheinen bei der Verteilung des Erbes wenig Rücksicht auf die Interessen der Erben zu legen. So hält es nur jeder achte Befragte für wichtig, die Verteilung einer Erbschaft zuvor mit allen Beteiligten zu besprechen. Für jeden Zweiten ist die exakt gleichmäßige Verteilung unter den Erben die gerechteste Lösung. Jeder Fünfte möchte hingegen denjenigen, die es nötig haben, mehr oder sogar alles hinterlassen.

Immer mehr Immobilien werden vererbt

Auch bezüglich der vererbten Immobilien gibt es eine große Kluft innerhalb Deutschlands: Am häufigsten werden diese in Rheinland-Pfalz vererbt, wo sie in 46 % der Erben erhalten sind. In Sachsen ist nur in 22 % der Erbschaften eine Immobilie erhalten. Der Bundesdurchschnitt beträgt 34 %. Die unterschiedliche regionale Verteilung der Immobilienvererbung könnte mit den großen Unterschieden im Bereich des Immobilienbesitzes zusammenhängen: Während Rheinland-Pfalz über eine Eigentümerquote von ca. 58 % verfügt, die zweithöchste nach dem Saarland, beträgt sie in Sachsen lediglich ca. 34 %, der niedrigste Wert aller Flächenländer. Aufgrund der hohen Eigenheimquote im Saarland von ca. 60 % erwarten die Menschen im kleinsten deutschen Flächenland auch am häufigsten, eine Immobilie zu erben. Tatsächlich haben die Saarländer bundesweit am häufigsten vor, eine Immobilie zu vererben.

In Zukunft dürfte der Anteil der Immobilien an den Erben weiter steigen, denn jeder Zweite, der eine Erbschaft vergeben will, geht davon aus, dass Immobilien dazu gehören werden. „Auch in Ostdeutschland ist das so, obwohl es hier bisher viel seltener Immobilienerbschaften gab als im Westen“, so Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank. In der Vergangenheit, so die Erkenntnis der Quirin-Privatbank-Studie, haben bundesweit allerdings nur etwa ein Viertel der Erben die geerbte Immobilie selbst bezogen.

Teilweise große regionale Unterschiede und hoher Informationsbedarf

Regionale Unterschiede sind auch bei der Zahlung der Erbschaftssteuer zu beobachten, die im Bundesdurchschnitt bislang von jedem siebten Erben gezahlt werden musste. Während im Saarland jeder Fünfte Erbe einen Teil seines Erbes an den Fiskus abführen musste, waren es in Sachsen-Anhalt nur 11 %.

In Bremen scheinen sich die Erben sich am häufigsten ungerecht behandelt zu fühlen, denn jeder vierte Befragte in der Hansestadt hat Erfahrung mit Erbstreitigkeiten. Damit liegt das kleinste deutsche Bundesland deutlich über dem Bundesdurschnitt von 18 % und erlebt doppelt so häufig Erbstreitigkeiten wie Berlin oder Sachsen-Anhalt. Ein häufiger Grund für Erbstreitigkeiten dürfte die mangelnde Informiertheit der Menschen zum Themen Erben und Vererben sein. So gab knapp die Hälfte der Befragten, sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland an, sich nicht ausreichend zu diesem Thema informiert zu fühlen. Dies gilt besonders für die Themen Erbschaftssteuer, Testamente und Beurkundungspflichten. „Die Themen Erben und Vererben werden in Deutschland immer wichtiger – damit steigen der Informationsbedarf der Menschen und die Anforderungen an die Berater nachhaltig“, so Karl Matthäus Schmidt. „Sechs von zehn Befragten halten es laut unserer Studie für wichtig, dass Banken sie bei diesem Thema ausführlich informieren und unterstützen“, so Schmidt abschließend.  (ahu)

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