Zündstoff für DAX-Rutsch

06.08.2014

Susanne Woda

**Lange schien es, als könne nichts dem DAX etwas anhaben. Doch der deutsche Leitindex

konnte das Allzeithoch an der 10.000-Punkte-Marke nicht nachhaltig überwinden und verlor im letzten Monat satte 1.000 Punkte. **Susanne Woda, Portfoliomanagerin bei GVS Financial Solutions, hatte bereits im Interview im Juni vor Euphorie gewarnt und wagt nun einen Ausblick.

Der Marktumschwung kam nicht völlig aus der Luft gegriffen, die Aktienkurse sind den Gewinnen in den letzten Monaten vorausgelaufen und die Gewinnerwartungen sind ambitioniert bei gleichzeitig zunehmenden Herausforderungen wie zum Beispiel dem starken Euro. Eine Marktkorrektur war überfällig, doch das Ausmaß der Verluste droht nun mehr als ein reinigendes Gewitter zu werden. Der Dax weist eine sehr labile Marktverfassung auf. Deutliches Warnsignal sind die starken Kursausschläge einzelner Aktien, die einen unkontrollierten Abverkauf aufzeigen.

Wie hoch die Unsicherheit ist, offenbart spätestens ein Blick auf den VDAX, der sich von seinen Tiefstkursen sprunghaft gelöst und mehr als 60 % zugelegt hat.

Zur enttäuschenden Quartalssaison gesellen sich unkalkulierbare geopolitische Risiken, deren unüberschaubare Auswirkungen auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen aktuell kaum eine faire Aktienbewertung zulässt. Solange die Konfliktherde nicht unter Kontrolle sind, sind die weiteren Aussichten für den deutschen Aktienmarkt verhalten. Mit dem August steht der historisch schwächste Monat im Aktienmarkt an und es gibt zahlreiche Gründe, die Käufer von nachhaltigen Investitionen abhalten dürften. Letzte Woche wurde die 200-Tage-Linie, einem zuverlässigen Indikator für langfristige Trends, unterschritten. Dies deutet auf weiteres Korrekturpotenzial hin. Auch die aktuellen Wirtschaftsaussichten - das ifo-Institut rechnet mit einer deutlichen Senkung der Wachstumsprognose für Deutschland - sorgen nicht gerade für Kursfantasie. Das Bewertungsniveau hat sich angepasst, aber mit einem durchschnittlichen KGV von 12,8 ist das Bewertungsniveau noch immer nicht günstig. Da der Markt bekanntlich zu Übertreibungen neigt, sollte es niemanden verwundern, wenn in den nächsten Wochen noch weitere Verluste auflaufen.

Zündstoff liefert auch die wieder aufflammende Bankenkrise. Mit der Pleite der portugiesischen Krisenbank Espirito Santo ist die Lage wieder unübersichtlicher geworden. Auch wenn gerne verdrängt, lauern nach wie vor kaum einzuschätzende Risiken aus der Verflechtung des globalen Finanzsystems und der Realwirtschaft. Paradoxerweise liegen hier aber auch Chancen für Aktienmarkt, denn langfristig dürfte die Liquiditätspräferenz der Marktteilnehmer nicht anhalten und für Investitionsdruck sorgen. Wie schnell der Staat im Bedarfsfall auf das Guthaben seiner Bürger zurückgreifen kann, zeigen die in den Hintergrund gerückte Zwangsabgabe in Zypern und die in Spanien frisch beschlossene rückwirkende Besteuerung von Kontoguthaben.

(Autor: Susanne Woda, Portfoliomanagerin bei GVS Financial Solutions)