„Wir investieren am liebsten in der Innenstadt“

14.09.2016

Martin Eberhardt, Managing Director Client Relations bei Bouwfonds

Im exklusiven finanzwelt-Interview gab Martin Eberhardt, Managing Director Client Relations bei Bouwfonds Investment Management, Auskunft über Parkhäuser als lukrative Assetklasse, Unterschiede auf dem europäischen Parkhausmarkt, erfolgreiche Investmentstrategien und neue Fondsprodukte.

finanzwelt: Inwiefern steigen Parkhäuser in der Gunst der Anleger? Martin Eberhardt: Die meisten institutionellen Anleger legen derzeit vor allem auf Sicherheit, Werterhalt und stabile Cashflows wert. Parkhäuser zählen nach unserer Erfahrung zu den soliden Sachwertanlagen mit einer geringen Konjunkturanfälligkeit und bieten Anlegern stabile Erträge. Das schätzen unsere Anleger. Zudem sind Parkhäuser meist langfristig vermietet. Pachtverträge mit Parkhausbetreibern laufen in der Regel über 15 bis 25 Jahre. Das ist ein weiterer Vorteil gegenüber Büro- und Einzelhandelsimmobilien, die oft schon nach wenigen Jahren revitalisiert werden müssen. Zudem weisen sie ein sehr attraktives Rendite-Risiko-Profil auf. Einem relativ niedrigen Risiko steht eine relativ hohe Rendite gegenüber. Die durchschnittliche Ausschüttungsrendite bei unseren neuen Fonds liegt bei 4,5 bis 5,5 Prozent, für die Investoren ergibt sich für das Investment eine IRR von 6,0 bis 7,0 Prozent. finanzwelt: Welche Unterscheidungsmerkmale gibt es auf dem europäischen Parkhausmarkt? Martin Eberhardt: Erstmal eine Gemeinsamkeit: Verschiedene Makrotrends werden dazu führen, dass die Nachfrage nach Parkraum auch künftig zunimmt. Da ist zunächst die fortschreitende Urbanisierung. Hinzu kommt die Zunahme der PKWs. Prognosen zufolge wird die Anzahl in allen wichtigen europäischen Staaten bis 2020 weiter zunehmen. Darüber hinaus schränken die Kommunen das Onstreet-Parken immer mehr ein bei gleichzeitiger Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung. Diese Entwicklung sehen wir gerade in Ländern wie etwa Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Benelux und Skandinavien. Mit Ausnahme von Deutschland ist in den genannten Ländern übrigens auch das Angebot an Parkhäusern deutlich größer, der Markt liquider, weil mehr Investmentplayer aktiv. Die Grundgesamtheit des Parkhausmarkts in Europa liegt übrigens aktuellen Erhebungen zufolge bei rund 48.000 Objekten. Davon sind ca. 40 Prozent in der Hand von Kommunen und Handelsunternehmen (z.B. Shopping Centern), 30 Prozent sind dem Eventbereich (z.B. Theater/Kino) zuzuordnen und rund 10 Prozent lassen sich an den jeweiligen Flughäfen lokalisieren. finanzwelt: Wie ist das Objektangebot auf dem deutschen Markt? Martin Eberhardt: Die Markttransparenz steigt Jahr für Jahr, die Liquidität variiert aber je nach Standort und Region. Insgesamt hat aber auch in Deutschland die Zahl der angebotenen Objekte zugenommen. Und noch ein interessanter Aspekt. Laut einer aktuellen Analyse zum Thema Ertrag der Parkhäuser hat Deutschland mit rund 25 Prozent am Gesamtumsatz den größten Marktanteil – gefolgt von Frankreich (17 Prozent), Großbritannien (16 Prozent), Italien (15 Prozent) und Spanien (8 Prozent). Der europäische Gesamtumsatz lag im Jahr 2015 bei rund 8,58 Mrd. Euro. Das zeigt auch, welches Potenzial im Investmentmarkt Parkhäuser in Deutschland noch steckt. finanzwelt: Was sollten Berater und Investoren beim Parkhaus-Investment bedenken? Martin Eberhardt: Ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg eines Parkhauses ist die Lage. Wir investieren am liebsten in der Innenstadt, da ein Parkhaus bestenfalls unterschiedliche Frequenzbringer aufweist. Aber auch Parkhäuser an Flughäfen und Krankenhäusern sowie an Umsteigepunkten zum öffentlichen Verkehr sind aus unserer Sicht attraktiv. Ältere Parkhäuser beispielsweise aus den siebziger Jahren sind zwar nicht auf die Größe der heutigen Autos ausgerichtet. Die Kunden schätzen sie aber trotzdem, wenn sie eine   zentrale Lage haben. Bei der baulichen Qualität machen wir keine Zugeständnisse. Das Schlimmste, was einem Parkhaus passieren kann, ist, dass Tauwasser mit Salz in den Beton eindringt und die Armierung angreift. finanzwelt: Planen Sie weitere Fondsauflagen in diesem Segment? Martin Eberhardt: Mittlerweile managt Bouwfonds 45 Parkhäuser mit einem Volumen von mehr als 800 Mio. Euro in sieben europäischen Ländern. Momentan sind wir in der finalen Phase des Equity Raising für unsern dritten institutionellen Parkhausfonds Bouwfonds European Real Estate Parking Fund III ein. Das Zielvolumen des Fonds liegt bei ca.350 Millionen Euro. Der Fonds soll in wirtschaftlich nachhaltige Parkhäuser in Europa, vor allem in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Benelux und Skandinavien, investieren, die sich in innerstädtischen Lagen, aber auch an Verkehrsknotenpunkten oder im Verbund mit Krankenhäusern befinden.