Warum sich die Konzentration auf das Produktsegment lohnt

06.04.2020

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Finanz- und Versicherungs-Themen sind für den durchschnittlichen Deutschen so spannend, wie ein Rosamunde Pilcher Film. Warum das so ist, hat sicherlich viele Ursachen. Ein ganz wesentlicher Grund liegt sicherlich in der gefühlt fehlenden Notwendigkeit: Die Wirtschafts-Boomer-Generation der 60er und 70er Jahre wollte es unbedingt besser haben als die eigenen Eltern, deshalb lag ein großer Fokus auf der privaten Altersvorsorge. Dieser Trigger war natürlich ein Eldorado für die Versicherungsbranche, gab es doch zu dieser Zeit nur wenige Alternativen für langfristige Sparverträge und Zinsen gab es ja zu der Zeit auch noch.

Die heutigen Generationen Y und Z kennen quasi keinen Mangel mehr, sie leben in einer Welt, in der immer alles hier und jetzt on-Demand verfügbar ist. Die Notwendigkeit, für schlechte Zeiten etwas zur Seite zu legen, gibt es in deren Welt schlichtweg nicht. Und falls doch, dann erwarten sie ja später mal ein üppiges Erbe. Es fehlt der emotionale Touchpoint für den Aufbau eines langfristigen Kapitals.

Arbeitskraftabsicherung liefert mehr Emotionalität

Eine der größten Errungenschaften unserer modernen Zeit ist die Freiheit. Nach mehr als sieben Jahrzehnten des Friedens in Europa und offener Grenzen steht uns allen die Welt offen. Ich kann überall auf der Welt leben, Hauptsache, ich bin in der Lage, meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Genau hier liegt die Chance für die Versicherungswelt, Menschen wieder für ihre Themen zu begeistern! Eine forsa-Umfrage für die Gothaer Versicherung aus dem September 2019 zeigt, dass die Bundesbürger große Angst haben vor einem Jobverlust infolge einer Erkrankung oder eines Unfalls. In Sachen Arbeitsunfähigkeit haben Frauen besonders ausgeprägte Ängste: Insgesamt 68 % befürchten, ihren Beruf wegen Krankheit (39 %) oder Überforderung (29 %) nicht mehr richtig ausüben können. Bei Männern sind diese Befürchtungen mit insgesamt 49 % etwas geringer ausgeprägt. Andererseits ist die tatsächliche Marktdurchdringung mit entsprechenden Absicherungsverträgen noch völlig unzureichend. Dies zeigt eine Erhebung des Marktforschungsinstituts YouGov: Fast jeder fünfte Deutsche (18 %) zählt die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) oder eine entsprechende Zusatzversicherung (BUZ) zu den wichtigsten drei Versicherungen. Damit zählt die BU neben der privaten Haftpflichtversicherung (51 %) sowie der Kfz- (41 %) und Hausratsversicherung (31 %) erneut zu den relevantesten Versicherungspolicen in der Branche. Dennoch besitzt aktuell lediglich jeder sechste Deutsche eine BU, womit der Anteil auf dem Niveau von 2015 stagniert. Und das, obwohl durchaus ein Risikobewusstsein in punkto Berufsunfähigkeit vorhanden ist: 19 % der Befragten stufen die persönliche Gefahr einer Berufsunfähigkeit auf einer 11-stufigen Skala als sehr hoch ein (Top3Box auf der 11-stufigen Skala). Eine Absicherung gegen die finanziellen Folgen wird von einem Drittel der Bevölkerung (34 % Top3Box auf der 11-stufigen Skala) als sehr wichtig eingestuft. Das Risiko eines Arbeitskraftverlusts wird in der Bevölkerung also sehr bewusst wahrgenommen, was eine wichtige Grundlage für die gezielte Ansprache darstellt.

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