Warum immer mehr Anleger Farbedelsteine bevorzugen

11.06.2019

Dr. Thomas Schröck, Geschäftsführer der Natural Gem GmbH / Foto: © Natural Gem GmbH

Negative Realzinsen, volatile Aktienmärkte, stark gestiegene Immobilienpreise: Viele Anleger suchen händeringend nach alternativen Investments, die Werte erhalten und zugleich die Aussicht auf zukünftige Steigerungen bieten. Eines der Mittel ihrer Wahl sind immer häufiger naturbelassene Farbedelsteine.

Unbehandelte Rubine, Smaragde, Saphire und Farbdiamanten sind die Königsklasse der Edelsteine. Dabei handelt es sich um ein vergleichsweise kleines, exklusives, aber lukratives Marktsegment, das immer mehr Anleger für sich entdecken. Sie alle haben eins gemeinsam: Die Suche nach Sachwerten, die nicht mit anderen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder klassischen Rohstoffen korrelieren. Und sie suchen nach einer Assetklasse, die einerseits Werterhalt garantiert und die Aussicht auf Wertsteigerungen bietet.

Bei der Geldanlage in Edelsteine handelt es sich um ein alternatives Investment, wie dies auch bei Kunst, Wein oder Oldtimern der Fall ist. Im Vordergrund stehen nicht der Kauf eines Schmuckstücks, sondern der Investmentcharakter und ein möglicher Wiederverkauf nach Wertsteigerung.

Steigende Nachfrage, sinkende Förderung

Die Chancen hierfür stehen gut: Das Marktforschungsinstitut FSI rechnet für den Zeitraum von 2018 bis 2026 mit einer jährlichen Wertsteigerung in Höhe von fünf Prozent für den Edelsteinmarkt insgesamt. Eine solche Entwicklung liegt auf der Hand: Die Nachfrage vor allem aus der Schmuckindustrie, die laut FSI 85 Prozent der Gesamtnachfrage generiert, steigt weiterhin an. Auf der anderen Seite sinken bzw. stagnieren die Fördermengen.

Derzeit sind, heißt es in der Studie weiter, mehr als 85 Prozent der verkauften Edelsteine bearbeitet. Sie erzielen allerdings deutlich geringere Preise als die naturbelassenen Varianten – werden aber oder gerade deswegen weiterhin den Markt dominieren, schreiben die Autoren der Erhebung. Qualitäts- und statusbewusste Käufer fragen immer stärker qualitativ hochwertige, naturbelassene Edelsteine nach. Das gilt nicht nur für Europäer, vor allem für Anleger aus den aufstrebenden asiatischen Ländern, in denen das Pro-Kopf-Einkommen kontinuierlich ansteigt.

Kein Kauf ohne Zertifikat!

Interessenten sollten ein Investment allerdings gut durchdenken und hier professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Erste Regel bei der Geldanlage in diesem Segment: Es kommen nur geschliffene, naturbelassene Edelsteine in Frage. Eine „Behandlung“ hingegen wirkt sich aus Investmentsicht wertmindernd aus. Bei Rubinen und Saphiren beispielsweise ist das „Brennen“ verbreitet. Hierbei handelt es sich um eine Erhitzung des Steins, durch welche die Farbe verbessert wird und die Reinheit des Steins steigt. Farbdiamant und auch Topas können durch radioaktive Bestrahlung in der Farbe verbessert werden. Der Wert der Steine hingegen verschlechtert sich durch diese Kosmetik signifikant.

Wichtigste Voraussetzungen sind darüber hinaus ein Steingewicht ab einem Karat (0,2 Gramm) bei Farbedelsteinen, ab 0,5 Karat (mit Brillant-Schliff) beim Diamanten. Das Vorliegen eines Zertifikats einer international anerkannten Prüforganisation, das Echtheit und wesentliche Charakteristika sowie die Naturfarbe und die Naturbelassenheit des Edelsteins bestätigt, sind wesentlich für die Eignung als Geldanlage. Ein solches Papier ist als quasi-obligatorisch zu betrachten – ohne sollten Edelsteine niemals gekauft werden! Weltweit anerkannt sind Zertifikate von GIA, IGI, HRD, SSEF oder Gübelin.

Was Farbedelsteine von klassichen Diamanten unterscheidet, lesen Sie auf Seite 2