(Wann) Kommt die Zinswende?

11.01.2018

Ottmar Wolf, Vorstand Wallrich Wolf Asset Management AG / Foto: © Wallrich Wolf Asset Management AG

Bei den Zins- und Anleihemärkten geht die Konsensmeinung für 2018 sowohl für US-Treasuries als auch für Bundesanleihen von moderat steigenden Renditen aus. Die Returnprognosen für solche Anleihen sind folglich flach (USA) bzw. negativ (Deutschland), da die zu erwartenden Kursverluste die niedrigen Zinskupons ausloschen bzw. sogar übertreffen werden.

In den USA sollten sich die Zinserhöhungen fortsetzen, allerdings vermutlich in einem weiterhin gemächlichen Tempo. Dabei liegen die Markterwartungen hinsichtlich der weiteren Zinsschritte noch deutlich unterhalb der bereits zurückgenommenen Einschätzungen der stimmberechtigten Fed-Mitglieder. Voraussichtlich erst in drei Jahren werden die US-Leitzinsen – falls bis dahin der Aufschwung andauert und keine US-Rezession eintritt – die Marke von drei Prozent übersteigen, wobei im historischen Vergleich auch dies noch ein eher tiefer Satz ist.

Zinsanhebungen unter den Erwartungen

Noch vor zwei Jahren rechneten die US-Notenbanker (Fed) mit einem heutigen Zinsniveau von 2,625 Prozent. Die Realität sieht mit 1,375 Prozent jedoch deutlich anders aus. Ein Grund für die nur moderat steigenden Zinsen ist die nach wie vor niedrige Inflation, für die auch in der Zukunft nicht mit nennenswerten Steigerungen gerechnet wird. So verharrt die fünfjährige Inflationserwartung, abgeleitet aus den entsprechenden Inflation-Swaps, in den USA auf einem neutralen Niveau von rund 2,3 Prozent – wohlgemerkt für das Jahr 2022. Gleichzeitig fiel das US-Wachstum in den letzten Jahren mit rund zwei Prozent für amerikanische Verhältnisse recht schwach aus.

In Europa liegt die Zeit der Deflationsangst noch gar nicht so lange zurück, und der Konjunkturaufschwung hat erst 2017 so richtig begonnen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hinkt der Fed in ihrer Geldpolitik daher rund zwei bis drei Jahre hinterher und wird aus heutiger Sicht das Anleihekaufprogramm noch bis mindestens September 2018 fortführen, wenn auch mit halbiertem Volumen (30 Mrd. Euro pro Monat). Zinserhöhungen stehen in Europa vermutlich erst ab dem Sommer 2019 auf dem Plan.

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