Wachstumsmarkt eSports

10.07.2018

Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG / Foto: © Martina Draper

Die entscheidenden Spiele bei der Fußball-WM in Russland finden bekanntlich ohne das deutsche Team statt. Fußball-Weltmeister kann Deutschland in diesem Sommer aber trotzdem noch werden.

Für den Anfang August in London stattfinden FIFA eWorld Cup haben sich nämlich gleich acht deutsche Spieler qualifiziert. Beim Turnier der Fußball-Simulation FIFA 18 machen sich insgesamt 32 Teilnehmer Hoffnung auf den Titel. Gespielt wird hier aber nicht auf dem grünen Rasen, sondern an Spielekonsolen wie der PlayStation 4 oder der Xbox One.

Computerspiele mit Millionen-Publikum

Das virtuelle Fußball-Turnier ist Teil eines potenziellen Megatrends, der sich eSports (elektronischer Sport) nennt und als „sportlicher Wettkampf zwischen Menschen mit Hilfe von Computerspielen“ beschrieben wird. Darunter fallen aber nicht nur die Simulationen klassischer Sportarten, sondern auch andere Spiele wie etwas „League of Legends“, einem weltweit beliebten Action-Strategiespiel. Auch hier findet regelmäßig eine Weltmeisterschaft statt. In den vergangenen beiden Jahren wurden dabei Preisgelder von jeweils rund 5 Millionen US-Dollar ausgeschüttet. Die Veranstaltungen finden zumeist in großen ausverkauften Arenen statt und locken per Live-Stream viele weitere Fans vor die Bildschirme. 2016 wurden bei der Final-Serie insgesamt mehr als 43 Mio. Zuschauer verzeichnet.

eSports als offizielle Sportart?

Die bei wikifolio.com aktiven Vermögensverwalter von steinbeis & häcker haben den Bereich des eSports längst als einen nachhaltigen Wachstumsmarkt identifiziert, dessen Entwicklung gerade erst am Anfang steht. „Etablierte Marktforschungsinstitute sehen für das Jahr 2025 ein Marktpotential in Höhe von 25 Milliarden US-Dollar bei 850 Millionen aktiven eSportlern voraus“, erklärt Markus Merkel. Der bei den Münchenern für den Bereich Mandatsbetreuung und Kooperationspartner verantwortliche Vertriebsprofi verweist zudem auf die Möglichkeit, dass eSports bei den Asienspielen 2022 erstmals eine offizielle Sportart werden könnte. Zudem würden sich ca. 25 Prozent der Menschen unter 49 Jahren für den neuen Trend interessieren. „Die neue Branche spricht insbesondere das schwer erreichbare junge Publikum an“, folgert er aus diesen Zahlen.

Professionalisierung schreitet voran

wikifolio-Trader Marcel Dolzer sieht das ähnlich, erachtet für einen Durchbruch aber eine weitere Professionalisierung des eSports als zwingend notwendig. Genau das sei momentan bereits zu beobachten: „Die Unternehmen haben das große Potenzial erkannt und beginnen immer mehr in eSport und deren professionell strukturiertes Auftreten zu investieren. Der Grundstein ist gelegt und auch mit dem Bau wurde schon begonnen, aber wir sind noch lange nicht am Ziel. Die Zukunft schaut dennoch sehr gut aus und auch wenn nicht alle Vorstöße in Richtung Mainstream klappen, lässt sich die Branche nicht unterkriegen und es wird weiter kräftig investiert und auf Wachstum gesetzt.“

„Wie das Internet Anfang der 1990er-Jahre“

Gerade weil immer mehr Marktbeobachter die Wachstumschancen des eSports positiv beurteilen, wollen natürlich auch etliche Unternehmen daran partizipieren. Als mögliche Profiteure gelten dabei nicht nur die Spieleentwickler wie Activision Blizzard, Electronic Arts oder Tencent. Auch Medienkonzerne, Streaming- und Event-Plattformen, Hardwarehersteller, Wettanbieter und mögliche Sponsoren werden hier genannt. Das Thema an den Aktienmärkten zu „spielen“, ist daher nicht ganz so einfach, wie man auch bei steinbeis & häcker erkannt hat: „Um das Thema eSports ganzheitlich investierbar zu machen ist die Berücksichtigung einer Vielzahl an weitgehend noch unbekannten Mid- und Small-Caps maßgeblich, die bereits heute unverzichtbare Komponenten für die Ausübung von eSports bereitstellen. Ein aktiver Management-Ansatz und die Zusammenarbeit mit einem eSports-Consultant sind daher unverzichtbar, um die permanenten Veränderungen im Bereich eSports beurteilen zu können“, erklärt Merkel, für den das Anlagethema eSports daher auch mit der Entwicklung von Internet-Firmen Anfang der 1990er Jahre vergleichbar ist.

Kolumne von Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG