VW läuft und läuft als FinTech

14.03.2016

Die Risikokapitalgeber sollten besser in VW investieren als Millionen Euro in vollmundigen Fin-Tech Startups zu verpulvern. Volkswagen Financial Services AG will digital und im Internet klar zulegen.

2016-03-15 (fw/db) Die Volkswagen Financial Services AG ist im Geschäftsjahr 2015 erneut deutlich gewachsen. Die Bilanzsumme stieg um satte 14,9 Prozent auf 157,9 Milliarden Euro und der Gesamtvertragsbestand inklusive aller Joint Ventures legte um deutliche 11,4 Prozent auf einen Vertragsbestand von 16,6 Millionen Stück zu.

Stärker als FinTech Startups des Neuen Marktes

Volkswagen verkauft im Assekuranz- und Bankvertrieb sowohl über das Netzwerk der Händler als auch im digitalen Vertrieb über das Internet exzellent. Im Vergleich zu diesen konkreten Ergebnissen von Volkswagen Financial Services wirken die Versprechen von FinTech-Startups wie ein schlechter Witz.

15.182 Mitarbeitern und eine operatives Ergebnis von 1.700 Millionen Euro, ein Bestand an 16,6 Millionen Stück Verträge und eine Bilanzsumme von fast 160.000 Millionen Euro das sind konkrete Zahlen. Die Erfolge der FinTech-Startups, wie Clark aus Berlin oder der Knip AG aus der Schweiz, sind dagegen sehr bescheiden und ihre Versprechen sind typisch für Glücksritter am Neuen Markt.

„2015 war für die Volkswagen Finanzdienstleistungen ein ebenso ereignisreiches wie herausragendes Geschäftsjahr. Mit 1,9 Milliarden Euro erzielten wir das beste operative Ergebnis aller Zeiten“, sagt Lars Henner Santelmann, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services AG.

„Für das Geschäftsjahr 2016 erwarten wir wieder ein sehr gutes Ergebnis, das mindestens auf dem Niveau des bisherigen Rekordjahres 2014 mit 1,7 Milliarden Euro liegen wird“, so Finanzvorstand Frank Fiedler.

Zum Anstieg des Bestandes an Einzelverträgen trugen alle Geschäftsbereiche bei. Als signifikanter Wachstumstreiber erwiesen sich insbesondere Versicherungen und Dienstleistungen wie Wartung und Verschleiß oder Reifenservices, die unter anderem für das Flottengeschäft von großer Bedeutung sind.

Zum Jahresende 2015 (Stand 31.12.2015) betrug der Bestand an Versicherungen 5,1 Millionen Verträge, ein Plus von fast 19 Prozent. Die Dienstleistungen legten um 12,5 Prozent auf 2,7 Millionen Verträge zu. Die Zahl aller Neuverträge in den Bereichen Finanzierung, Leasing, Versicherung und Dienstleistungen wuchs im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 6,8 Millionen, das entspricht einem Plus von fast fünf Prozent.

Sparer legen bei Volkswagen ihr Geld an

Die Kundeneinlagen der Volkswagen Finanzdienstleistungen stiegen zum 31.12.2015 von 26,2 auf 28,1 Milliarden Euro, ein sattes Plus von 7,2 Prozent.

Zum selben Zeitpunkt waren bei den Volkswagen Finanzdienstleistungen 15.182 Mitarbeiter beschäftigt, das sind bereits 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr. 6.513 davon arbeiteten in Deutschland.

Nach den ersten neun Monaten mit herausragendem Geschäftsverlauf folgte ein viertes Quartal, das ganz wesentlich von der Diesel-Thematik geprägt war. Für die Volkswagen Financial Services ergaben sich daraus unmittelbar vier konkrete Handlungsfelder:

Erstens entwickelten die Volkswagen Financial Services gemeinsam mit den Marken des Volkswagen Konzerns eine Vertrauensoffensive. In Deutschland und in vielen europäischen Ländern wurden neue attraktive Kundenangebote mit Bausteinen wie Garantieverlängerung, Wartung und Inspektion oder Sonderfinanzierungen bereitgestellt.

Zweitens wurden umfangreiche Rückstellungen auf das bestehende Leasingportfolio gebildet, um für einen eventuellen Rückgang der Restwerte gerüstet zu sein. Bei neu geschlossenen Verträgen wirken die Maßnahmen der Vertrauensoffensive restwertstabilisierend.

Bei ihrer Refinanzierung profitierten die Volkswagen Finanzdienstleistungen drittens von ihrer erfolgreichen Strategie, die auf Diversifikation setzt.

Viertens wurde die Sondersituation zum Anlass genommen, neben kurzfristigen Kostensenkungspotenzialen auch nachhaltige Effizienzverbesserungen zu realisieren.

VW Finanz-Service setzt auf Digitalisierung

Bei der Bewältigung der Diesel-Thematik half den Volkswagen Finanzdienstleistungen auch die neue hauseigene Strategie „Route 2025“, welche die wesentlichen Handlungs- und Wachstumsfelder der Zukunft bestimmt. Ihre erfolgreiche Umsetzung soll das Geschäftsmodell noch unabhängiger von Schwankungen in einzelnen Segmenten machen. Einen hohen Stellenwert im Geschäftsplan „Route 2025“ genießt insbesondere das Thema Digitalisierung.

„Bis 2020 werden wir alle wesentlichen Produkte auch online verkaufen. So reagieren wir zum einen auf die veränderten Kundenbedürfnisse, zum anderen können wir neue Kunden- und Produktsegmente erschließen. Dazu zählen z. B. Finanzierungen, Versicherungen und Services für Gebrauchtwagen, die nicht über den Handel verkauft werden“, so Santelmann.

Im neuen digitalen Vertriebskanal sehen die Volkswagen Finanzdienstleistungen eine vierte Wachstumsdimension.

„Zusätzlich zur ohnehin breiten Aufstellung über die drei Treiber Produkte, Marken und Märkte machen wir unser Unternehmen so fit für die Zukunft“, erläuterte Santelmann und gab das Ziel aus, bis 2025 das Portfolio auf 30 Millionen Verträge auszubauen.

Aufgrund der guten strategischen Aufstellung blickte Santelmann optimistisch in die weitere Zukunft: „Wir werden die Wachstumschancen, die sich uns bieten, beherzt ergreifen. Deshalb sehe ich für die Zukunft der Volkswagen Financial Services hervorragende Perspektiven.“

Dietmar Braun