Vorsorge ist besser als Nachsorge

30.08.2018

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Früher war eine Krankenversicherung eben eine Krankenversicherung, mal besser, mal schlechter, mal preiswerter, mal teurer. Abgeschlossen entweder über eine gesetzliche Krankenversicherung oder über einen privaten Anbieter. Das ist Schnee von gestern. Wer heute als Anbieter Erfolg haben will, muss mehr bieten – nämlich eine komplette Betreuung rund um das Thema Gesundheit. Makler profitieren davon.

Hängt eine durchdachte Gesundheitsvorsorge alleine von der Frage ab, ob man privat oder gesetzlich krankenversichert ist? Und wenn dem so wäre, kommt es dann letztlich auf den richtigen Tarif in der PKV oder einen möglichst niedrigen Beitrag in der GKV an? Die Antwort auf beide Fragen kann schnell und zweifelsfrei gegeben werden: Nein. Weil die Versicherer auf beiden Seiten Krankheiten längst als biometrisches Risiko identifiziert haben, wandeln sie sich zunehmend von bloßen Versicherern hin zu Gesundheitsdienstleistern mit umfangreichen Programmen. Thorsten Bröske etwa, Vorstand der Schwenninger Krankenkasse, erklärt, wie sein Unternehmen mit dem Thema Gesundheit als biometrisches Risiko umgeht: „Die Schwenninger sorgt für eine optimale Gesundheitsversorgung ihrer Kunden. Gerade die Themen Gesundheitsförderung und Vorsorge spielen dabei eine immer wichtigere Rolle. „Wir sind überzeugt: Vorbeugen ist besser als heilen. Deshalb geben wir für Prävention mehr Geld aus, als das Gesetz vorschreibt. Darüber hinaus fördern wir mit Bonuszahlungen das gesundheitsbewusste Verhalten unserer Kunden“, illustriert Bröske das Präventionsengagement der Schwenninger. Weiter betont der Kassenvorstand die hohen Qualitätsstandards in der gesetzlichen Krankenversicherung. „Unsere präventiven Angebote helfen und ihr Nutzen ist nachgewiesen. So sind unsere Gesundheitskurse – ob von uns selbst oder unseren Partnern durchgeführt – von einer unabhängigen Prüfstelle zertifiziert worden.“ Hingegen geht Marcus Börner, Vorstand der inpunkto AG, harsch mit dem Vertrieb ins Gericht: „Viele Makler gehen den Weg des geringsten Widerstandes und hören nach dem abgeschlossenen Thema Gesundheitsvorsorge auf, den Kunden weiter zu beraten. Anstelle in selber Weise das Thema Biometrie anknüpfend zu beraten.“ Beide Themen seien unmittelbar voneinander abhängig und garantierten das Erreichen der nächsten Stufe im Krankheitsfall. Es stellt sich allerdings auch die Frage, ob dieses Thema nicht gesellschaftspolitisch stärker sensibilisiert werden müsste. Auch hierzu hat Börner eine klare Meinung: „Definitiv, die Leistungen der gesetzlichen Sozialversicherungssysteme sind nicht ausreichend und stellen nur eine Grundabsicherung dar. Die Gefahren einer Unterversicherung sind oftmals unbekannt oder werden unter schätzt.“

Das Thema Gesundheit muss eine größere Rolle spielen

Das möchte wiederum Thorsten Bröske von der Schwenninger so nicht im Raum stehen lassen: „Die gesetzliche Krankenversicherung ist eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Von Unterversicherung kann keine Rede sein.“ Zwar resultiere aus dem Solidarcharakter der GKV, dass nicht das individuell Wünschenswerte, sondern ausschließlich das medizinisch Notwendige und Zweckmäßige finanziert werde. „Das ist schon ein Unterschied und die Kundenbedürfnisse gehen öfters über den GKV-Leistungskatalog hinaus. Gerade deshalb ist es gut und wichtig, über private Zusatzversicherungen seinen persönlichen Versicherungsschutz optimieren zu können“, wirbt Bröske für einen differenzierten Blick auf GKV und PKV. Völlig unzweifelhaft sind es aber auch die Bundesbürger selbst, die aktiver mitwirken und diesem biometrischen Risiko entgegensteuern könnten. Schon bei jungen Menschen kommen Bewegung, eine gesunde Ernährung und ein ausgeglichener Lebensstil indes zu kurz. Immer mehr junge Bundesbürger leiden an gesundheitlichen Beschwerden: Nur jeder zweite 14- bis 34-Jährige fühlt sich rundum gesund. Bei Frauen liegt der Anteil sogar nur bei 40 %. Drei von vier jungen Menschen klagen dabei über häufiges allgemeines Unwohlsein und fast jeder Vierte über eine psychische Erkrankung. Drei von vier Befragten führten ihre gesundheitlichen Probleme auf Stress zurück, 60 % auf ungesunde Ernährung und beinahe jeder Zweite auf Schlafmangel sowie auf zu wenig Bewegung. Das sind die jüngsten Ergebnisse der repräsentativen Präventionsstudie „Zukunft Gesundheit – Jungen Bundesbürgern auf den Puls gefühlt“, die die Schwenninger jedes Jahr zusammen mit der Stiftung „Die Gesundarbeiter“ durchführt.

„Die Ergebnisse zeigen uns, dass Prävention von Kindesbeinen an Thema sein muss – über den Krankenversicherungsbereich hinaus. Herr Börner hat deshalb Recht, wenn er die gesellschaftspolitische Dimension anspricht“, unterstreicht Thorsten Bröske. In den Familien, in Kitas und Schulen müsse noch viel stärker ein Bewusstsein für Gesundheit und Gesundheitsförderung eingeübt werden. Aber auch die Arbeitswelt ist betroffen. Dort spiegelt sich das Thema im Krankenstand der Unternehmen wider und hat damit unmittelbar wirtschaftliche Folgen. Seit einigen Jahren heißt die Zauberformel hiergegen professionelles betriebliches Gesundheitsmanagement. Welche Bedeutung es für die Schwenninger hat und wie deren Angebot detailliert aussieht, erläutert Thorsten Bröske, der zusammen mit seinem Vorstandskollegen Siegfried Gänsler sogar ein Buch zu diesem Thema geschrieben hat. Der wichtigste Schritt sei, dass der Chef begreift: Die Gesundheit meiner Mitarbeiter ist nicht weiter nur ‚nice-to-have‘, sondern eine entscheidende Erfolgsgrundlage für mein Unternehmen. Es gehe darum, BGM als integralen Bestandteil der Unternehmenskultur zu etablieren. „Unsere Aufgabe als Kasse ist dann, unsere Firmenkunden fachkundig zu beraten und professionell auf dem Weg zum gesunden Unternehmen zu begleiten“, so Bröske. Ein Expertenteam der Schwenninger – bestehend aus Medizinern, Psychologen und Sportwissenschaftlern – geht in die Betriebe und analysiert anhand von Gesundheitsberichten und Mitarbeiterbefragungen den firmenspezifischen Bedarf. Daraufhin werden Maßnahmen abgeleitet und Umsetzungsempfehlungen erarbeitet. „Wir bieten ein breites Portfolio von maßgeschneiderten und qualitätsgeprüften Gesundheitsangeboten: Von Vorträgen über zielgruppenspezifische Gesundheitskurse und Führungskräfteschulungen bis hin zu Gesundheitstagen in Unternehmen“, berichtet Bröske. (hwt)