Viele Fragezeichen

06.11.2017

Dieter Rauch, Geschäftsführer Verband Deutscher Honorarberater / Foto: © VDH

Sie sind nicht nur bei gestandenen Beraterprofis in aller Munde und verursachen darüber hinaus vor allem im Lager der Provisionsbefürworter mitunter lautstarkes Aufbegehren, denn es geht um nicht weniger als die künftigen Marktpotenziale betreffend des Vertriebs provisionsfreier Tarife im Versicherungswesen. Über die neuen InsurTech-Angebotswelten a la gonetto & Co. (lesen Sie hierzu auch den aktuellen Beitrag der finanzwelt-Printausgabe unter dem Titel „Kehraus“:) sprach finanzwelt mit Dieter Rauch, Geschäftsführer der VDH GmbH Verbund Deutscher Honorarberater.

finanzwelt: Aus Honorarberatersicht gesehen: Was halten Sie von dem Konzept, mit dem im konkreten Fall gonetto nunmehr versucht, Kunden für sich zu gewinnen?

Rauch: Ich stelle mir in Sachen gonetto die Frage, was eigentlich deren Ziel ist. Es sind ja mehrere Beteiligte, die wie ich glaube, nicht für ein Butterbrot arbeiten. Sie müssten, um überhaupt auf eine nennenswerte Größe zu kommen, rund 100.000 Verträge vermitteln. Nun stellen sie sich mal vor, was 100.000 Kunden, oder rechnen wir mal nur mit 50,000 Kunden, an Supportaufwand produzieren. Und da die Schadenabwicklung im Maklervertrag inkludiert ist, stelle ich mir das ziemlich undurchführbar vor.

finanzwelt:  Räumen Sie dem Ganzen demzufolge keine realistische Chance auf Markterfolg ein?

Rauch: Aktuell werden in diesem Konzept standardisierte Massenprodukte angeboten. In diesem Segment können weder Honorarberater noch auf Provisionsbasis tätige Vermittler betriebswirtschaftlich sinnvoll Beratungsleistungen anbieten. Das Argument vieler Gegner der Honorarberatung war und ist es ja immer, welcher Kunde bereit ist, für eine Beratung etwa zu einer Privathaftpflicht 150 Euro oder mehr an Beratungshonorar zu bezahlen. Die umgekehrte Frage lautet allerdings, welcher Versicherer 150 Euro Courtage bezahlt? gonetto will dieses Problem mit Standardisierung lösen. Fraglich ist, ob es dieses Modell angesichts von 12 Euro pro Jahr für einen Vertrag betriebswirtschaftlich sinnvoll gelöst werden kann.

weiter auf Seite 2