Versicherungen- eine Branche voller Versagerinnen?

18.06.2019

Oliver Pradetto, Geschäftsführer blau direkt / Foto: © blau direkt

Wussten Sie, dass es bei diversen Versicherern eine „Teppich-Etage“ gibt? Es beschreibt im internen Sprachgebrauch nicht etwa die Etage, in der sich die Kundenberatungsräume finden. Da könnte ich es verstehen, dass man den Kunden den Teppich ausrollt. So tickt unsere Versicherungswirtschaft aber natürlich nicht. Tatsächlich ist die Vorstandsetage gemeint.

Wer auch immer das Wort geprägt hat, hat damit den Umstand angeprangert, dass die Mitarbeiter auf Linoleum-Böden arbeiten, die Vorstände sich aber eine eigene Etage in ihren Unternehmen gönnen; es sich dort gemütlich machen. Den Teppich rollt man für die Führungsebene aus, nicht für den „Pöbel“. Die Existenz der „Teppich-Etage“ beschreibt eine Haltung gegenüber Kunden und Mitarbeitern, die an Geringschätzung ihresgleichen sucht. Das drückt sich vor allem dadurch aus, dass sich die jeweiligen Belegschaften nicht einmal mehr etwas dabei denken, wenn sie von „Teppich-Etage“ sprechen. Die unverhohlene Kritik, die diese Bezeichnung offenbart, wird nicht einmal mehr wahrgenommen; der Begriff als leicht verständliche Lagebeschreibung innerhalb des Gebäudes gebraucht.

Ein Grund für diese Form des Empathie-Autismus‘, der sich hier gegenüber der Belegschaft ausdrückt, offenbart sich, wenn man auf einen weiteren Aspekt blickt: Der Anteil an Frauen im Top-Management unserer Branche. Es gibt so gut wie gar keine Frauen im Vorstand. Die Quote dürfte sich asymptotisch zur Null verhalten.

Nun bin ich kein Freund von Quoten. Weder möchte ich leistungsfähige Damen als „Quoten-Frauen“ abgestempelt erleben, noch halte ich viel davon, einem engagierten Mann die Karrieremöglichkeit zu nehmen, da wegen der Quote irgendeine Frau gefunden werden müsse. Wahr ist auch, dass sich oft auch nur deshalb wenig Frauen in Führungspositionen finden, weil diese sich selbst im Weg stehen; in ihrer Lebensgestaltung keine Emanzipation leben.

Warum Frauen in der Führungsetage eine Chance für die Versicherungen sein können, lesen Sie auf Seite 2