„VALUE WIRD GROWTH OUTPERFORMEN“

02.02.2016

Die Aktienmärkte in den USA befinden sich seit Monaten in unsicherem Fahrwasser. 2016 wird sich daran grundsätzlich wenig ändern, so Till Christian Budelmann, Leiter des Fondsmanagements der Berenberg Bank (Schweiz) AG. Der Experte erwartet allerdings einen Favoritenwechsel: Die zuletzt vernachlässigten Value-Aktien dürften verlorenes Terrain zurückerobern.

2015 lief es genau umgekehrt. Titel mit niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen und hohen Dividendenrenditen hinkten dem Markt deutlich hinterher. „Überhaupt spiegelt die Entwicklung der großen Indizes die Umwälzungen am US-Aktienmarkt nur unzureichend wider“, erläutert Budelmann, der den Berenberg Systematic Approach – US STOCKPICKER Fund verantwortet. So gab der Standard and Poor's 500 im vergangenen Jahr nur geringfügig nach. Der US-Leitindex wurde jedoch durch die Börsenrallye der sogenannten FANG-Aktien deutlich nach oben verzerrt; der breite Markt entwickelte sich entsprechend schlechter. Hinter dem Akronym „FANG“ verbergen sich die vier Wachstumstitel Facebook, Amazon, Netflix und Google (Alphabet), die inzwischen teilweise eine sehr hohe Bewertung aufweisen.

Unternehmensgewinne im Blickpunkt

„US-Aktien sind mit einem KGV von 17 nun auch insgesamt nicht mehr sonderlich preiswert“, ergänzt Budelmann. Nach Einschätzung des Managers müssen die Unternehmen nun ihre Erträge steigern, um den Markt anzuschieben. Die Wallstreet erwarte hier allerdings etwas zu viel. „Die Analysten gingen zu Jahresbeginn davon aus, dass die Gewinne der S&P-Unternehmen 2016 um sieben bis acht Prozent klettern.“ Budelmann rechnet nach wie vor konservativer und geht von Ertragszuwächsen zwischen zwei und vier Prozent aus.

Der Druck auf die Gewinne, die auf Quartalsbasis zuletzt rückläufig waren, sollte preisgünstige und wertstabile Aktien stärker in den Fokus der Investoren treten lassen. Budelman hat seinen Berenberg Systematic Approach US STOCKICKER Fund entsprechend positioniert, hochkapitalisierte Aktien mit Value-Charakter überwiegen. Der Anteil von Finanztiteln wurde angehoben, Gesundheitswerte über die Veräußerung des jahrelangen Outperformers Gilead Sciences abgebaut.

Leitzinsen steigen weiter

Mit seiner Positionierung stellt sich Budelmann auf das erwartete 2016er-Szenario ein, das gesamtwirtschaftlich betrachtet durchaus optimistisch stimmt: Nach Einschätzung der Berenberg-Volkswirte wird die US-Konjunktur im laufenden Jahr um 2,3 Prozent wachsen und die Arbeitslosenrate auf 4,8 Prozent zurückgehen – den durch fallende Ölpreise ausgelösten Turbulenzen im Energiesektor zum Trotz.

Den Einschätzungen zufolge sollte die tendenziell stärker auf den Inlandskonsum ausgerichtete US-Wirtschaft auch mit höheren Leitzinsen leben können. Berenberg rechnet hier mit drei Anhebungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte bis zum Jahresende. „In diesem Umfeld dürfte es sich auszahlen, auf fundamental unterbewertete Aktien zu setzen, die sich in schwankungsanfälligen Märkten überdurchschnittlich stabil zeigen und gleichzeitig einen attraktiven Basistrend aufweisen“, resümiert Till Christian Budelmann.

Autor: Till Christian Budelmann,

_Leiter des Fondsmanagements der Berenberg Bank (Schweiz) AG

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