US-Dollar über Parität

09.11.2015

Selbst wenn das Fed die Zinsen aufschieben sollte, bleibt das Abwärtspotenzial des US-Dollars limitiert.

Erstens sind die Erwartungen an das Fed noch immer niedrig. Zweitens dürfte die EZB einen stärkeren Euro verhindern und im Notfall die Zinsen senken. Drittens hat sich die Dollar-Euphorie etwas beruhigt und der Greenback ist weniger anfällig für Enttäuschungen.

Devisenanleger erleben ein Wechselbad der Gefühle. Der Aufschub des ersten Zinsschrittes hat dem US-Dollar in den späten Sommermonaten zugesetzt. Die Korrektur war jedoch von kurzer Dauer und bereits nach der EZB-Ratssitzung vom 22. Oktober 2015, welche Hoffnungen auf eine Ausdehnung derer Wertpapierkäufe weckten, drehte der negative Dollartrend wieder ins Positive. Kurz darauf brachte Janet Yellen eine erste Fed-Zinserhöhung im Dezember aufs Tapet und verstärkte die Aufwertung der US-Valuta. Nach dem robusten Arbeitsmarktbericht haben die Finanzmarktakteure ihre Erwartungen an die zukünftige US-Geldpolitik angepasst und der US-Dollar ist gegenüber dem Franken wieder über Parität gestiegen.

Einmal mehr stellt sich die Frage, ob die Dollar-Rallye den ersten Zinsschritt im Dezember 2015 bereits vorweggenommen hat. Wie hoch ist das Abwärtsrisiko des Dollars, wenn der erste Zinsschritt doch länger auf sich warten lässt? Selbst wenn das Fed die Zinsen weiter aufschieben sollte, dürften die Abwärtsrisiken für den Dollar limitiert sein. Erstens sind die Erwartungen an den Finanzmärkten an das Fed noch immer sehr niedrig, wie die flache Fed Fund Futures Kurve zeigt. Wir gehen davon aus, dass das Fed im Dezember 2015 erstmals die Zinsen erhöhen wird und anschließend den Zinszyklus von weiteren plus 25bps pro Quartal fortführt. Zweitens dürfte auch die EZB ein Erstarken des Euro verhindern und im Notfall die Zinsen senken. Drittens hat sich die Dollar-Euphorie etwas normalisiert. Besteht zu großer Konsens bezüglich einer Dollar-Aufwertung, können bereits kleine Enttäuschungen zu einer kräftigen Korrektur führen, da die Anleger ihre Positionen gleichzeitig abbauen wollen. Die Dollar-Long-Positionen sind inzwischen jedoch auf ein normaleres Niveau gesunken. Auch bei den Analysteneinschätzungen zeigt sich wieder eine größere Diversität der Dollar-Prognosen. Damit ist der Dollar insgesamt weniger anfällig für mögliche Enttäuschungen.

Autorin: Ursina Kubli, Ökonomin, Bank J. Safra Sarasin AG