US-Dollar auf dem Weg der Besserung?

10.05.2016

John J. Hardy

In den letzten Wochen legte der USD eine wahre Achterbahnfahrt hin; erst stürzte die Währung auf ihren tiefsten Kurs seit Anfang 2015 ab, dann kam in der letzten Woche plötzlich eine kräftige Erholung.

Große Kursbewegungen in Abwesenheit eines Anstoßes für die Kursentwicklung sind interessant. Genau das ist hier eingetreten. US-Daten waren im besten Fall durchwachsen. Auch die Chancen für die nächste Runde der Zinserhöhungen durch die US-Notenbank haben sich nicht merklich verändert. Vermutlich entstand die Aktion letzte Woche nur deshalb, weil das bislang marktbeherrschende Thema lautete: Schwäche des USD nach Kehrtwende der Fed zur Mäßigung beim FOMC-Meeting im März. Das wurde beim Meeting Ende April dann bestätigt, als dieses sich schlichtweg erschöpft hat und gleichzeitig an den Märkten deutlich wurde, dass die europäische und die japanische Zentralbank das Ende der geldpolitischen Fahnenstange in puncto negative Zinssätze und quantitative Lockerung (QE) erreicht haben. Sicher, der USD könnte theoretisch wieder unter Druck geraten, wenn in den USA ein Wirtschaftsrückgang eintritt. Das wird in gewissen Kreisen befürchtet - an dieser Stelle viel Glück für die Prognose einer Rezession in den USA, bei der der Rest der Welt der Sogwirkung einer geschwächten US-Wirtschaft entkommt. Mit oder ohne Wirtschaftsrückgang in den USA oder auch weltweit wären die Argumente für einen deutlich höheren Yen dünn gesät. Dies nachdem der Yen in den letzten sechs Monaten um 15 Prozent gegenüber dem USD aufgeholt hat. Man bedenke, dass die BoJ jährlich nach wie vor Aktien im Wert von etwa 15 Prozent des BIP aufkauft mit oder ohne eine Erweiterung des Geldpolitikmixes. Ein aktueller Bloomberg-Artikel schlägt in dieselbe Kerbe. Hier ist zu lesen, dass Japans Geldbasis mittlerweile bei 96 Prozent der US-Geldbasis liegt, in USD gerechnet. Die japanische Wirtschaft ist weniger als ein Drittel so groß ist wie die US-Wirtschaft. Die Hochphase des Yen seit Anfang des Jahres war womöglich nur eine sehr kräftige Korrektur, ausgelöst durch die plötzliche Umkehrung der Erwartungen hinsichtlich der Zinserhöhungen durch die Fed und durch die intensive Konzentration auf die relative Bewertung unter den asiatischen Währungen. Wobei der sehr schwache japanische Yen, mit dem USD verknüpft, vom für China unangenehm starken Renminbi absticht. Der japanische Zentralbankchef Kuroda wird am Freitag eine Stellungnahme abgeben und sich dabei zu weiteren Lockerungsmaßnahmen äußern - oder auch nicht. Wie ich schon öfters schrieb, werden neue Maßnahmen eher von der Finanzpolitik in Japan ausgehen, womit ein Bedarf in der Wirtschaft geweckt ist. Allerdings könnte die BoJ noch einen Überraschungsjoker im Ärmel haben und irgendwann offiziell erklären, dass sie unter keinen Umständen plant, die zurückgekauften Anleihen wieder auf den Markt zu bringen, womit die Monetisierung von Japans Schulden eindeutig wäre. Aber selbst wenn Kuroda nichts sagt, was die Aufmerksamkeit der Devisenhändler verdienen würde, setzt die japanische Zentralbank doch ihre Geldschwemme fort, ebenso wie die Europäische Zentralbank – und beide Banken werden auch in absehbarer Zeit neues Geld im Rekordtempo drucken. Die Geldpolitik der Fed ist dagegen mittlerweile stabil und lässt in den kommenden 12 Monaten sogar auf ein paar Zinserhöhungen hoffen. Achten Sie jetzt auf den EUR/USD- und den USD/JPY-Wechselkurs - hier dürfte sich schon bald bestätigen, dass der USD den Tiefpunkt erreicht hat - und dann auf den stärker werdenden USD, der seinerseits die Wachstumsmärkte und noch wichtiger, den USD/CNY-Wechselkurs vor einige Schwierigkeiten stellen wird. Ein stärkerer USD zwingt die US-Fed schlussendlich dazu, die im Raum stehenden Zinserhöhungspläne zurückzuziehen. Mit dem beträchtlichen Spielraum dank des schwächeren USD Anfang des Jahres liegt das Höchstmaß an gemäßigtem Auftreten seitens der Fed - im Vergleich zu anderen großen Zentralbanken - fürs Erste endgültig hinter uns.

Autor: John J. Hardy, Head of FX Strategy, Saxo Bank

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