Unsicherer Ausblick

05.12.2018

Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger / Foto: © Ellwanger & Geiger

Nun ist es so weit – die Zinsstrukturkurve in den USA ist invers,was bedeutet,dass kürzere Laufzeiten mehr Rendite bringen als längere. Noch beschränkt sich dieses Phänomen nur auf den kurzfristigen Zinsbereich, aber die Befürchtungen der mit Argusaugen auf diese Entwicklung blickenden Marktteilnehmer sind nun eingetreten. In der Vergangenheit war dieser Umstand in den meisten Fällen ein Vorbote einer aufziehenden Rezession. Immerhin weisen einige Analysten auch darauf hin,dass die Rahmenbedingungen dieses Mal in der Tat etwas anders sind als in früheren Wirtschaftsphasen. So ist die Inflation auf weit gedrückterem Niveau und die Geldversorgung der internationalen Finanzmärkte durch die Zentralbanken befindet sich immer noch auf sehr hohem Niveau. Auch wenn der Geldhahn hie und da leicht zugedreht werden könnte. Ob eine Rezession kommt oder nicht,liegt nicht zuletzt im Handlungsrahmen des US-Präsidenten begründet. Die kontraproduktive Zollstrategie verunsichert viele Marktteilnehmer und wird mit Sicherheit, wenn sie umgesetzt wird, Wachstumspunkte weltweit kosten. 

Derweil sorgt der deutsche Maschinenbau für eine handfeste Überraschung und verkündet 12 % mehr Bestellungen für den Monat Oktober. Auch wenn diese Branche als spätzyklische Branche bekannt ist, beruhigt doch der gleichmäßige Zuwachs im In- wie im Ausland (11 % und 12 % Zuwachs). Eine Abkühlung wird jedoch für das nächste Jahr in der Halbleiterindustrie erwartet, die gemäß den Prognosen des ZVEI-Verbandes weltweit nur noch mit +2,6 % wachsen wird. Die US-Fed reagiert schon ein wenig auf diese Aussichten und beginnt anzudeuten, dass vielleicht doch nicht so viele Zinserhöhungen im nächsten Jahr anstehen. Die Aktienmärkte bleiben jedoch nervös, wie die gestiegenen Schwankungsbreiten auch diese Woche wieder gezeigt haben. Immerhin beruhigt die Politik etwas. So hat die EU-Finanzminister-Runde einige Reformen auf den Weg gebracht, die die Stabilität der Eurozone verbessern helfen. Die französische Regierung verschiebt die Einführung ihrer umstrittenen Öko-Steuer, um den teils gewalttätigen Protesten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Inwieweit es mittelfristig sinnvoll ist, diesen unstrukturierten Protesten der Straße nachzugeben, wird die Zeit erweisen. Denn diese Demonstranten werden schnell ein anderes Thema finden, um ihrem Unmut über die gesellschaftliche Ungleichheit Ausdruck zu verleihen. Kurzfristig jedoch wird die Lage beruhigt und die Märkte können sich wieder dem Handelsstreitthema widmen. Die Entscheidung darüber ist wohl in das nächste Jahr verschoben worden, was die Unsicherheit an den Märkten leider nicht reduziert. Die sehnlich erhoffte Jahresendrally rückt somit in weite Ferne.

Kolumne von Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger