Union Investment: Aktienmärkte haben Luft nach oben

07.02.2013

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Die Bereitschaft zu mehr Risiko in der Kapitalanlage wird sich im kommenden Jahr auszahlen. Nach Einschätzung von Jens Wilhelm, der im Vorstand von Union Investment die Anlagestrategie verantwortet, haben sich die Rahmenbedingungen im Vergleich zu Anfang 2012 deutlich verbessert.

(fw/ah) "Die systemischen Risiken sind nun erst mal vom Tisch, auch wenn die Krisen in der Welt längst nicht gelöst sind." Allerdings werde es einige Zeit dauern, bis die Belastungen abgearbeitet seien. Deshalb wachse die Weltwirtschaft auch 2013 langsamer als in der Vergangenheit. Mit Blick auf die Kapitalmärkte ist Wilhelm zuversichtlich, dass weitere Schritte in der Krisenbewältigung honoriert werden: "Davon können insbesondere risikoreichere Anlagen profitieren." Positiv beurteilt Wilhelm die Maßnahmen zu Lösung der Eurostaatenkrise: "Die EZB treibt die Rettung voran, auch wenn dies nicht ihrem Ursprungsauftrag entspricht." Mit ihren Interventionen habe sie für deutliche Entspannung an den Kapitalmärkten gesorgt und der Politik den nötigen Spielraum verschafft, einen belastbaren Rettungsmechanismus aufzubauen. Jetzt müsse man den klaren Willen zeigen, die eigentliche Ursache, nämlich die Konstruktionsfehler der Eurozone, zu beheben und eine echte Wirtschafts-und Fiskalunion zu institutionalisieren. "Das braucht allerdings noch einige Jahre, und die größte Gefahr ist, dass der Reformwille erlahmt, sobald der Finanzmarktstress nachlässt", so Wilhelm. Dass die Regierungen der Peripherieländer ihren Beitrag zur Lösung der Krise leisten, steht für ihn außer Frage. Vor allem Irland sei ein positives Beispiel für die fortschreitende Restrukturierung. Allerdings seien die Rahmenbedingungen dort auch deutlich besser als in den anderen Krisenländern. Neben der Euroschuldenkrise sieht Wilhelm im Abbau der globalen Ungleich-gewichte die größten Belastungen für die Weltwirtschaft: "Wir bleiben für die nächsten Jahre bei einem schwachen und anfälligen Wachstumspfad von 3 bis 3,5 Prozent in der Welt." Wachstumsimpulse kämen aus China, wo Zuwachsraten von über 8 Prozent zu erwarten seien. Für die USA rechnet er mit 2,2 Prozent. Die Eurozone werde sich bei etwa 0,2 Prozent Wachstum stabilisieren. "Das heißt auch, dass es kurzfristig keine Gefahr steigender Inflationsraten gibt und die Notenbanken genug Raum haben, mit ihrer Niedrigzinspolitik fortzufahren." Die Sorge, dass die Inflation wegen der Krisenbekämpfung insbesondere in der Eurozone steigt, hält er für unbegründet. Die EZB habe den Banken zwar viel Liquidität zur Verfügung gestellt, diese sei in er realen Wirtschaft aber nicht angekommen. Ab Jahresbeginn 2013 hätten die Banken sogar erstmals wieder die Möglichkeit, Liquiditätsspritzen zurückzugeben, und in den Kerneuroländern sei damit auch zu rechnen. "Dann wird auch die Angst vor überschüssigem Geld langsam wieder zurückgehen", so der Anlagestratege.

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